Kapitalmarkt für Kleinanleger attraktiver machen


Provisionsverbot für beratungsfreie Finanzanlagen diskutiert
"Das Provisionsverbot führt zu niedrigeren Kosten und damit zu höheren Renditen für den Kleinanleger", hieß es von der EU-Kommission



In einer öffentlichen Anhörung des Finanzausschusses zeigten sich Ökonomen uneinig über ein Verbot von Provisionen für Banken und Versicherungen bei beratungsfreien Anlagen. Anlass der Anhörung war ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion (20/9496), der sich gegen ein Provisionsverbot wandte, das die Europäische Kommission derzeit plant.

Diesen Antrag unterstützte der auf Vorschlag der AfD-Fraktion geladene Sachverständige Philipp Bagus, Ökonomie-Professor an der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid. Er wandte sich generell dagegen, Märkte zu regulieren. "Regulierungen stören insgesamt den Marktprozess", erklärte er.

Anders sah dies Steffen Sebastian, Professor für Immobilienfinanzierung an der Universität Regensburg, der auf Vorschlag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen geladen war. Er verwies auf Studien, denen zufolge insbesondere Sparer mit kleinen und mittleren Einkommen von einer Regulierung der Provisionen im Finanzvertrieb profitieren und nannte eine Erhöhung des Ertrags von zwei Prozent. "Ein marktwirtschaftlicher Ansatz wird immer ein Provisionsverbot begünstigen", sagte Sebastian.

Diese Sicht teilte auch die Vertreterin der EU-Kommission. Die Kosten in Deutschland seien derzeit höher als in anderen Ländern, in denen bereits ein Provisionsverbot bestehe. Als Positiv-Beispiele wurden hier die Niederlande und das Vereinigte Königreich genannt. "Das Provisionsverbot führt zu niedrigeren Kosten und damit zu höheren Renditen für den Kleinanleger", hieß es von der EU-Kommission.

Dem widersprach die Privatbank ING Diba, die als Sachverständige auf Vorschlag der Unionsfraktion geladen war. Sie verwies auf besonders günstige passiv verwaltete Fonds, sogenannte ETFs, die äußerst günstig und für die Anleger leicht zu verstehen seien, weil sie beispielsweise direkt einen Index wie den Deutschen Aktienindex nachbildeten. "Das Angebot von kostengünstigen ETFs ist in Deutschland einzigartig", erklärte der ING-Diba-Vertreter. Über sie fänden "breite Bevölkerungsschichten Zugang".

Ähnlich äußerte sich der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute, als Sachverständiger geladen auf Vorschlag der FDP-Fraktion. Zunächst begrüßte dieser, "dass ein generelles Provisionsverbot vom Tisch" sei. Aber auch das Mittel eines teilweisen Provisionsverbots für den beratungsfreien Bereich stößt dort auf Ablehnung. Denn auch auf Märkten, auf denen Beratung nicht über Provisionen im Vertrieb, sondern über fixe Honorare stattfände, gebe es Intransparenz. Verwiesen wurde auf den Bereich der juristischen Beratung.

Die Liste und die schriftlichen Stellungnahmen weiterer Sachverständiger sowie das Video mit der Aufzeichnung der Anhörung sind auf der Website des Finanzausschusses zu finden: https://www.bundestag.de/ausschuesse/a07_finanzen/Anhoerungen/988898-988898
(Deutscher Bundestag: ra)

eingetragen: 26.02.24
Newsletterlauf: 21.05.24


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • E-Rechnung: E-Mail-Postfach reicht aus

    Für den Empfang einer E-Rechnung reicht künftig die Bereitstellung eines E-Mail-Postfachs aus. Das erklärt die Bundesregierung in ihrer Antwort (20/12742) auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion (20/12563). Allerdings können die beteiligten Unternehmen auch andere elektronische Übermittlungswege vereinbaren.

  • Flächenkreislaufwirtschaft angestrebt

    Die Nutzung neuer Flächen für Bau- und Verkehrsprojekte soll weiter reduziert und bis 2050 auf "Netto-Null" reduziert werden. Dieses Ziel wird in dem von der Bundesregierung als Unterrichtung (20/12650) vorgelegten Transformationsbericht zum Bereich Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende formuliert.

  • Förderung für Reparaturinitiativen statt Reparatur

    Die Bundesregierung will laut einer Antwort (20/12723) auf eine Kleine Anfrage der Gruppe Die Linke (20/12495) Reparaturinitiativen mit insgesamt drei Millionen Euro fördern. Die Einführung eines Reparaturbonus auf Elektrogeräte lehnt sie mit Verweis auf die Haushaltslage ab.

  • Vor möglichen Lieferengpässen gewarnt

    Eine Bedrohung der Arzneimittelversorgung ist nach Angaben der Bundesregierung durch das novellierte chinesische Anti-Spionage-Gesetz derzeit nicht zu befürchten. Es gebe einen engen Austausch mit den Ländern, um mögliche Bedenken und Risiken bei künftigen Inspektionsreisen zu minimieren, heißt es in der Antwort (20/12695) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/12482) der Unionsfraktion.

  • Bericht zur Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt

    Die Bundesregierung hat den "Bericht über die für die Europäische Kommission zu erstellenden Berichte über die durch die Strukturfonds geleisteten Beiträge zur Verwirklichung der Gleichstellung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt" als Unterrichtung (20/12550) vorgelegt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen