Unabhängige Kontrolle der Parteifinanzen gefordert
Bündnis fordert Offenlegung der Prüfkriterien und die Überprüfung aller Sponsoringverträge ab 2007
Kritik an Bundestagspräsident Lammert - "Persilschein" für Sponsoringverträge in Sachsen und NRW trotz fehlender Maßstäbe?
(16.04.10) - Die Organisationen LobbyControl, Mehr Demokratie, Campact und Transparency International Deutschland e.V. haben die Parteien aufgefordert, alle Sponsoringverträge ab dem Jahr 2007 offenzulegen.
"Die Bundestagsverwaltung und damit der Bundestagspräsident haben in einer Pressemitteilung festgestellt, dass die Sponsorenzahlungen und Gegenleistungen in Nordrhein-Westfalen und Sachsen in einem angemessenen Verhältnis zueinander gestanden hätten. Wir fordern den Bundestagspräsidenten auf, die Maßstäbe für diese Beurteilung offenzulegen, zumal der Bundestagspräsident eine Überprüfung von Sponsoringverträgen der FDP aus dem Jahr 2006 angekündigt hat", heißt es in einer Erklärung. Die Organisationen fordern Aufklärung darüber, ob nicht große Teile der Einnahmen aus dem Parteiensponsoring jahrelang falsch verbucht worden seien.
Zudem zeige der Vorgang, dass die Kontrolle der Parteifinanzen beim Bundestagspräsidenten nicht gut aufgehoben sei, erklärten die Organisationen bei einem gemeinsamen Pressegespräch in Berlin. Stattdessen müsse künftig eine unabhängige Stelle über die Einhaltung des Parteiengesetzes wachen.
Die Organisationen sehen jede Sponsoringleistung, die über marktübliche Standmieten und Anzeigenpreislisten hinausgeht, als Parteispende an. "Parteiensponsoring ist nicht geeignet, einen allgemeinen positiven Werbeeffekt für Unternehmen zu erzielen. Für die zurückliegenden Sponsoringleistungen ist nachträglich zu prüfen, ob Sanktionen gegen die Parteien wegen falscher Verbuchung verhängt werden müssen", sagte Michael Efler, Vorstandssprecher von Mehr Demokratie.
Das Parteiensponsoring sei als mögliche Umgehungsstrategie für die Parteienfinanzierung bereits seit Jahren bekannt und werde in Fachkreisen wie auch von parlamentarischen Gremien diskutiert.
Jochen Bäumel, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland, sagte: "Trotz dieser jahrelangen Befassung, ist in Sachen Sponsoring nichts passiert. Diese Unterlassung unterstreicht, dass die Aufsicht der Parteienfinanzierung beim Bundestagspräsidenten nicht in guten Händen ist. Gerade wenn jetzt nachträglich Sponsoringvereinbarungen geprüft werden müssten, sollte dies unabhängig und nach öffentlichen Maßstäben erfolgen."
"Dass Lammert in den abstrusen Fällen von Rent-a-Ministerpräsident, wie sie in Sachsen und auch Nordrhein-Westfalen ans Licht kamen, nur eine Frage schlechten Stils sieht, können wir nicht nachvollziehen", sagte Elmar Wigand von LobbyControl. "Es sind von Seiten des Bundestagspräsidenten zwei Ziele deutlich erkennbar: Erstens soll auf Zeit gespielt werden, um das Thema Sponsoring vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen zu beruhigen, zweitens will man das Problem offenbar nur kosmetisch behandeln und nicht wirklich an die Substanz gehen."
"Ohne öffentlichen Druck wird sich nichts ändern. Wir fordern deshalb alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich an unserer Kampagne für eine Verschärfung der Sponsoring-Regeln zu beteiligen", sagte Yves Venedey von Campact. (Transparency International: ra)
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