Sie sind hier: Home » Recht » EU & Europa » Europäische Kommission

Der einzige Hersteller naphthenischer Grundöle


Fusionskontrolle: Europäische Kommission eröffnet eingehende Untersuchung zu geplanter Übernahme von Shell-Raffinerieanlagen in Hamburg-Harburg durch Nynas
"Würde die geplante Übernahme vollzogen, gäbe es danach keinen Wettbewerber mehr, der im EWR ebenfalls naphthenische Grundöle herstellt"

(19.04.13) - Die Europäische Kommission hat nach der EU-Fusionskontrollverordnung eine eingehende Untersuchung der von der Nynas AB (Schweden) geplanten Übernahme einiger Raffinerie-Anlagen in Hamburg-Harburg (Deutschland) eingeleitet. Derzeitige Eigentümerin dieser Anlagen ist die Shell Deutschland Oil GmbH. Nach der vorläufigen Prüfung bestanden wettbewerbsrechtliche Bedenken bezüglich der Märkte für naphthenische Grundöle, naphthenische Prozessöle und Transformatorenöle, für die das Unternehmen nach dem Zusammenschluss sehr hohe Marktanteile im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) erreichen würde. Die vorgenannten Öle werden für die Produktion von Schmierölen, Metallbearbeitungsflüssigkeiten, Klebstoffen, Druckfarben, unlöslichem Schwefel, Kautschukprodukten für die Industrie, Düngemitteln, Entschäumern und Zusatzstoffen benötigt.

Das Prüfverfahren wird ergebnisoffen geführt. Die Kommission muss nun innerhalb von 90 Arbeitstagen (d. h. bis zum 8. August 2013) abschließend entscheiden, ob die geplante Übernahme den Wettbewerb im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) erheblich beeinträchtigen würde.

"Würde die geplante Übernahme vollzogen, gäbe es danach keinen Wettbewerber mehr, der im EWR ebenfalls naphthenische Grundöle herstellt," so der für Wettbewerbspolitik zuständige Vizepräsident der Kommission Joaquín Almunia. "Die Kommission muss sicherstellen, dass der geplante Zusammenschluss weder die Produktionskosten der europäischen Unternehmen noch die Verbraucherpreise für die verschiedenen Endprodukte in die Höhe treibt."

Bei Vollzug des geplanten Rechtsgeschäfts wäre das zusammengeschlossene Unternehmen im EWR der einzige Hersteller naphthenischer Grundöle. Grundöle werden aus Rohöl hergestellt und können nach entsprechenden Tests zu Prozessölen für die Verwendung in chemischen Prozessen weiterverarbeitet oder zu Transformatorenölen, die als Isolieröl in Transformatoren dienen, vermischt werden. Eine erste Prüfung der geplanten Übernahme durch die Kommission hatte ergeben, dass es bei Vollzug des Rechtsgeschäfts keinen anderen Anbieter von naphthenischen Ölen für den Einsatz in einigen Endanwendungen (z. B. in der Industrie verwendeter Kautschuk, Düngemittel und Entschäumer) geben würde. In anderen Marktsegmenten (z. B. Schmieröl, Metallbearbeitungsflüssigkeiten, Cold-set-Farben und Transformatorenöle) würde von den wenigen verbleibenden Wettbewerbern, die zudem naphthenische Öle in den EWR einführen müssten, kein ausreichender Wettbewerbsdruck ausgehen.

Der Zusammenschluss wurde am 19. Februar 2013 angemeldet.

Hintergrundinformationen zu den Unternehmen und Produkten
Nynas produziert und verkauft naphthenische Grundöle für Spezialschmieröle, Prozessöle (für chemische Prozesse zur Streckung des Endprodukts, z. B. Zusatzstoffe, Klebstoffe, Düngemittel) und für Transformatorenöle (Isolieröl für Transformatoren). Nynas steht unter der gemeinsamen Kontrolle von Petróleos de Venezuela S.A (Venezuela) und Neste Oil Oyj (Finnland).

Die Shell Deutschland Oil GmbH ist Teil des Shell-Konzerns; Konzernmutter ist die Royal Dutch Shell Plc. Shell ist ein voll integrierter globaler Konzern von Energie- und Petrochemieunternehmen, die in vor- und nachgelagerten Bereichen – von der Exploration über die Raffinerie bis hin zum Vertrieb und Einzelhandel – tätig sind.

Bei den Raffinerieanlagen in Hamburg-Harburg handelt es sich um die Harburger Produktionsanlage, in der aus Destillaten Grundöle hergestellt werden, und um bestimmte Teile der Raffinerie, die für die Produktion von Destillaten aus Rohöl benötigt werden. Die restlichen Teile der Raffinerie bleiben bei Shell.
(Europäische Kommission: ra)


Meldungen: Europäische Kommission

  • Maßnahme zum Schutz des EU-Finanzsystems

    Die Europäische Kommission hat ihre Liste der Länder mit hohem Risiko, die strategische Mängel in ihren nationalen Systemen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung aufweisen, aktualisiert. Akteure in der EU, die unter den Rahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche fallen, müssen bei Transaktionen, an denen die betreffenden Länder beteiligt sind, erhöhte Wachsamkeit walten lassen - eine wichtige Maßnahme zum Schutz des EU-Finanzsystems.

  • Umsetzung der FRTB-Eigenkapitalanforderungen

    Die Europäische Kommission hat einen delegierten Rechtsakt angenommen, der den Geltungsbeginn der grundlegenden Überprüfung des Handelsbuchs (FRTB) in der EU um ein weiteres Jahr verschiebt. Somit greift der verbleibende Teil der internationalen Basel-III-Standards erst ab dem 1. Januar 2027. Mit der FRTB sollen ausgefeiltere Methoden zur Messung von Risiken eingeführt werden, damit die Eigenkapitalanforderungen besser zu den Risiken passen, denen die Banken bei ihren Tätigkeiten an den Kapitalmärkten tatsächlich ausgesetzt sind.

  • Bereitstellung von Satellitenkapazitäten

    Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme von Intelsat Holdings S.à r.l. ("Intelsat") durch SES S.A. ("SES") ohne Auflagen nach der EU-Fusionskontrollverordnung genehmigt. Nach Prüfung des Vorhabens kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass der Zusammenschluss keinen Anlass zu wettbewerbsrechtlichen Bedenken im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gibt. Sowohl SES als auch Intelsat sind weltweit tätige Satellitennetzbetreiber, die geostationäre Satelliten besitzen und betreiben. Während beide Unternehmen ihren Hauptsitz in Luxemburg haben und im EWR tätig sind, befinden sich die Haupttätigkeiten und der Verwaltungssitz von Intelsat in den USA.

  • Handelsbeziehungen zwischen EU und Kanada

    Eine Studie zeigt: Das umfassende Wirtschafts- und Handelsabkommen (CETA) zwischen der EU und Kanada fördert Handelsexporte und diversifizierte Lieferketten in allen EU-Mitgliedstaaten. Die Studie, die von unabhängigen Sachverständigen im Rahmen der Verpflichtung der Kommission zu einer faktengestützten Politikgestaltung durchgeführt wurde, liefert eindeutige Beweise dafür, dass ein offener, regelbasierter, berechenbarer und kooperativer Handel funktioniert.

  • Finanzmittel mobilisieren

    Die Europäische Kommission hat ein Maßnahmenpaket angenommen, das dazu beitragen soll, den EU-Verbriefungsrahmen einfacher und zweckmäßiger zu machen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen haben das Ziel, Verbriefungstätigkeiten in der EU zu erleichtern, ohne die Finanzstabilität zu beeinträchtigen. Ein stärkerer und einfacherer Verbriefungsrahmen kann dazu beitragen, mehr Investitionen in die Realwirtschaft zu lenken, und so das Wirtschaftswachstum, Innovationen und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der gesamten EU fördern. Diese Überarbeitung ist die erste Gesetzgebungsinitiative, die im Rahmen der Strategie für eine Spar- und Investitionsunion vorgeschlagen wurde.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen