9 Prozent der Unternehmen nutzen generative KI


Erstmals beschäftigt sich mehr als die Hälfte der Unternehmen mit Künstlicher Intelligenz
Jedes fünfte Unternehmen setzt KI bereits ein - Bei generativer KI ist die deutsche Wirtschaft noch zurückhaltend



Die deutsche Wirtschaft nimmt bei Künstlicher Intelligenz Fahrt auf. Erstmals beschäftigt sich mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Unternehmen mit KI. Jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) nutzt bereits KI. Vor einem Jahr waren es erst 15 Prozent, 2022 nur 9 Prozent. Mehr als jedes Dritte (37 Prozent) plant oder diskutiert derzeit den KI-Einsatz, nach 28 Prozent 2023 und 25 Prozent 2022. Zugleich sehen aktuell rund drei Viertel (78 Prozent) in KI Chancen für Ihr Unternehmen, vor einem Jahr waren es erst zwei Drittel (68 Prozent). 12 Prozent sehen derzeit KI als Risiko, 8 Prozent glauben, dass KI keinen Einfluss auf ihr Unternehmen hat. Im laufenden Jahr investieren 37 Prozent aller Unternehmen in KI. In den kommenden Jahren wollen sogar drei Viertel (74 Prozent) in KI investieren.

Auch in der Bevölkerung überwiegt bei KI die Chancenperspektive deutlich: 74 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger sehen KI als Chance, 24 Prozent als Risiko. Das sind Ergebnisse zweier repräsentativer Umfragen unter 602 Unternehmen sowie 1.007 Personen ab 16 Jahren in Deutschland, die der Digitalverband Bitkom im Vorfeld des diesjährigen Digital-Gipfels der Bundesregierung am 21. und 22. Oktober vorgestellt hat. "Es gibt in Deutschland eine große Offenheit gegenüber KI und große Erwartungen an KI, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Bevölkerung. Mit KI werden in vielen Bereichen die Karten neu gemischt. Für Deutschland muss das heißen: Wir wollen nicht nur mitspielen, wir wollen gewinnen", sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.

Von Sicherheit und Verkehr bis zu Schule und Sport: Wo sich die Menschen KI wünschen
In zahlreichen Lebensbereichen wünschen sich die Menschen den Einsatz von KI. Eine deutliche Mehrheit befürwortet die KI-Nutzung bei der Cybersicherheit (80 Prozent), in der Verwaltung sowie in Verkehr und Mobilität (je 78 Prozent), im Gesundheitswesen (75 Prozent), für Umwelt und Nachhaltigkeit (67 Prozent), bei der Polizei (66 Prozent) und im Bildungswesen (59 Prozent). Etwa die Hälfte der Bevölkerung wünscht sich KI im Online-Handel (55 Prozent), bei Banken und Versicherungen (53 Prozent), in der Justiz (50 Prozent), im Sport (48 Prozent) sowie beim Militär (46 Prozent). Am geringsten fällt die Befürwortung in der Politik (42 Prozent), im Rechtswesen (41 Prozent) sowie in Kunst und Kultur (38 Prozent) aus. "Die Menschen sehen die Potenziale von KI und wollen, dass sie auch genutzt werden. Wer zum Beispiel auf seinem Smartphone KI erlebt, will diesen Komfort auch im Umgang mit Behörden und öffentlichen Einrichtungen", so Wintergerst.

Eine besondere Bedeutung gewinnt derzeit die sogenannte generative KI. Dabei stellen Nutzerinnen und Nutzer in natürlicher Sprache Fragen oder erteilen Anweisungen und die KI erzeugt daraufhin Texte, Bilder, Videos, Musik oder auch Programmcode. Inzwischen haben 4 von 10 Deutschen (40 Prozent) solche generative KI wie ChatGPT, Google Gemini, Claude von Anthropic oder Microsoft Copilot zumindest einmal ausprobiert: 15 Prozent verwenden generative KI häufig, 13 Prozent selten und 12 Prozent haben es bislang beim einmaligen Test belassen. Ein weiteres Drittel (34 Prozent) kann sich eine Nutzung künftig vorstellen, rund ein Fünftel (22 Prozent) will mit generativer KI aber nichts zu tun haben. Wer generative KI verwendet hat, erzeugt damit überwiegend Texte (70 Prozent), dahinter folgen Bilder (53 Prozent) und danach mit weitem Abstand Videos (9 Prozent), Software-Code (5 Prozent) sowie Musik (3 Prozent).

Erst 9 Prozent der Unternehmen nutzen generative KI
Die Unternehmen sind beim Trend-Thema generative KI gespalten. Jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) geht davon aus, dass Unternehmen, die generative KI nicht nutzen, keine Zukunft haben. Ebenfalls knapp jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) sagt umgekehrt, dass generative KI zwar spektakulär aussieht, aber im Unternehmen nur wenig Nutzen bringt. "Die Zeiten sind vorbei, in denen sich Unternehmen fragen mussten, ob ihnen generative KI Vorteile bringen kann. Heute geht es nicht mehr um das Ob, es geht nur noch um das Wie, Wann und Wo", so Wintergerst.

Bisher sind viele Unternehmen beim Einsatz generativer KI noch zurückhaltend. Erst 9 Prozent der Unternehmen nutzen generative KI, 18 Prozent planen den Einsatz. Weitere 19 Prozent können sich eine Nutzung zumindest vorstellen. Aber ein Viertel (23 Prozent) hat sich gegen generative KI entschieden und 28 Prozent haben sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt. Unternehmen, die generative KI bereits verwenden, nutzen sie dabei in der großen Mehrheit als Teil ihrer Produkte bzw. ihrer Dienstleistungen (80 Prozent). 43 Prozent setzen sie zur Unterstützung des internen Geschäftsbetriebs in einzelnen Unternehmensbereichen ein, 3 Prozent sogar in allen oder fast allen Unternehmensbereichen.

Generative KI wird vor allem im Kundenkontakt und im Marketing genutzt
Am häufigsten wird generative KI derzeit im Kundenkontakt (89 Prozent) verwendet. Dahinter folgt mit deutlichem Abstand der Einsatz im Marketing und in der Kommunikation (40 Prozent). Jeweils rund ein Fünftel setzt generative KI in Forschung und Entwicklung (20 Prozent) sowie innerhalb von Produktionsabläufen (17 Prozent) ein. Im Management verwenden nur 7 Prozent generative KI, in der Personalabteilung gerade einmal 3 Prozent und 2 Prozent in der IT-Abteilung. Ebenfalls 2 Prozent verwenden generative KI allgemein für das Wissensmanagement und nur 1 Prozent in der Rechts- bzw. Steuerabteilung. Allerdings könnte es hier bald zu Veränderungen kommen. 62 Prozent der Unternehmen, die derzeit den Einsatz generativer KI planen, wollen sie künftig im Kundenkontakt verwenden, 39 Prozent in Marketing und Kommunikation. Dahinter folgt auf Platz 3 aber bereits das allgemeine Wissensmanagement (26 Prozent), gefolgt vom Einsatz bei Produktionsabläufen (19 Prozent), im Management (16 Prozent) sowie in der IT-Abteilung (13 Prozent). Schlusslicht bleibt die Rechts- bzw. Steuerabteilung mit nur 2 Prozent. "So wie sich generative KI weiterentwickelt, so werden sich auch die Anwendungsmöglichkeiten im Unternehmen weiterentwickeln. In Zukunft wird generative KI in praktisch alle Unternehmensbereiche einziehen", sagt Wintergerst.

Bei den Beschäftigten stößt der Einsatz generativer KI mehrheitlich auf Zustimmung, es gibt aber auch Widerstand. 24 Prozent der Erwerbstätigen wünschen sich auf jeden Fall KI-Hilfe bei ihrer Arbeit, 33 Prozent stehen dem eher offen gegenüber. 20 Prozent lehnen das eher ab, ebenfalls 20 Prozent wollen auf keinen Fall Unterstützung von einer KI. 13 Prozent geben an, dass sie bereits generative KI nutzen, die ihnen Aufgaben abnimmt. 17 Prozent meinen, eine solche Unterstützung sei zwar heute bereits möglich, sie nutzen aber KI nicht im Beruf. 31 Prozent sehen derzeit keine Einsatzmöglichkeit für bestehende KI-Lösungen, halten das aber in der Zukunft für möglich. Nur gut ein Drittel (35 Prozent) glaubt, dass generative KI grundsätzlich bei keiner ihrer Aufgaben unterstützen kann.

Bessere Analyse und schnelle Prozesse durch KI, aber Rechtsunsicherheit bremst
Als größte Vorteile der Technologie bezeichnen jene Unternehmen, die bereits generative KI einsetzen, schnellere und präzisere Problemanalysen (70 Prozent) sowie beschleunigte Prozesse (63 Prozent). Für 62 Prozent liefert generative KI Expertenwissen, das sonst nicht im Unternehmen verfügbar ist. 59 Prozent sagen, generative KI mache Unternehmen zukunftsfähig, und 55 Prozent sehen eine gestärkte Wettbewerbsfähigkeit. Aber es gibt auch eine Vielzahl von externen und internen Hemmnissen für den Einsatz generativer KI. So haben 82 Prozent der Unternehmen Sorge vor künftigen rechtlichen Einschränkungen der Technologie, 73 Prozent fühlen sich durch Anforderungen an den Datenschutz behindert und 68 Prozent sind durch rechtliche Hürden und Unklarheiten verunsichert. "Die Unternehmen brauchen schnell Rechtssicherheit, damit wir bei Entwicklung und Nutzung von KI international auf Augenhöhe kommen. Die Politik ist gefordert, die Regulierung so auszugestalten, dass Deutschland zu einem führenden KI-Standort wird", so Wintergerst. "Wir dürfen der Künstlichen Intelligenz keinen regulatorischen Klotz ans Bein binden."

Deutsche Unternehmen sehen USA und China als führend bei generativer KI
Nach Ansicht der deutschen Wirtschaft machen die USA und China derzeit das Rennen bei generativer KI unter sich aus. So sehen 36 Prozent die USA als führend bei dem Thema an, 32 Prozent China. Auf dem dritten Platz liegt bereits mit deutlichem Abstand Israel mit 4 Prozent vor Japan (3 Prozent) und Südkorea (2 Prozent). Deutschland spricht gerade einmal 1 Prozent der Unternehmen eine Führungsrolle zu, Europa insgesamt 3 Prozent. Jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent) sieht derzeit keine Nation als führend an. Zugleich fordern 7 von 10 Unternehmen (71 Prozent), dass die Politik deutsche Anbieter von generativer KI stärker fördern sollte. 72 Prozent sind der Meinung, dass die Politik in Rechenzentren für KI investieren sollte, um Einsatz und Entwicklung von KI in Europa voranzubringen.

64 Prozent wollen, dass Deutschland allgemein mehr Mittel für KI-Forschung und KI-Entwicklung bereitstellt. Rund drei Viertel (74 Prozent) beklagen, dass die Politik in Deutschland das Thema KI zu lange nicht ernst genommen hat. "Wir waren in Deutschland lange Zeit führend bei der KI-Forschung und hatten als eines der ersten Länder eine KI-Strategie. Heute haben wir eine Reihe vielversprechender KI-Startups, mit DeepL oder Aleph Alpha auch große Player und gewichtige Industrieunternehmen, die frühzeitig auf KI gesetzt haben. Trotzdem laufen wir jetzt beim Thema generativer KI vor allem den USA hinterher", so Wintergerst. "KI und insbesondere generative KI wird zu einer Basistechnologie. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft müssen gemeinsam dafür sorgen, dass wir bei KI eine weltweite Führungsrolle erreichen – und zwar sowohl bei Forschung und Entwicklung als auch bei der Anwendung im Markt."

Hinweis zur Methodik:
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 602 Unternehmen ab 20 Beschäftigten im Zeitraum von KW 23 bis KW 30 2024 sowie 1.007 Personen ab 16 Jahren in Deutschland im Zeitraum von KW 27 bis KW 32 2024 telefonisch befragt. Die Umfragen sind repräsentativ. (Bitkom: ra)

eingetragen: 18.11.24
Newsletterlauf: 10.02.25

Bitkom: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Gefahren von strategischer Korruption

    Transparency International hat den Korruptionswahrnehmungsindex 2024 (Corruption Perceptions Index, CPI) veröffentlicht. Der jährlich erscheinende Index ist der weltweit bekannteste Korruptionsindikator. Er umfasst 180 Staaten und Gebiete und bewertet den Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption. Der Meta-Index beruht auf der Einschätzung von Experten sowie Führungskräften.

  • Budgets für Datenschutz 2025 werden sinken

    Mehr als zwei von fünf (45 Prozent) Datenschutzbeauftragten in Europa glauben, dass das Datenschutzbudget ihrer Organisation unterfinanziert ist. Dies bedeutet einen Anstieg von 41 Prozent im Jahr 2024. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) erwartet zudem, dass die Budgets im Jahr 2025 weiter sinken werden. Das geht aus einer neuen Studie von ISACA hervor, dem weltweit führenden Berufsverband, der Einzelpersonen und Organisationen bei ihrem Streben nach Digital Trust unterstützt.

  • Compliance-Regulierungsdruck nimmt weltweit zu

    Sphera hat ihren Supply Chain Risk Report 2025 veröffentlicht. Dieser Bericht umfasst eine eingehende Analyse der dringendsten Risiken und aufkommenden Chancen, die die globalen Lieferketten verändern. Er bietet Führungskräften aus den Bereichen Beschaffung, Lieferkette und Nachhaltigkeit handlungsrelevante Einblicke, um die komplexen Herausforderungen zu meistern, mit denen sich Unternehmen angesichts neuer gesetzlicher Bestimmungen, wirtschaftlicher Unbeständigkeit und erhöhter ökologischer und sozialer Verantwortung auseinandersetzen müssen.

  • Digitale Steuer-Transformation

    Eine von Vertex veröffentlichte Studie zeigt, dass Fachkräftemangel und Qualifikationsdefizite in Steuerteams Unternehmen auf ihrem Weg zu einer erfolgreichen digitalen Steuer-Transformation behindern können. Die Studie "Global Tax Transformation" befragte 610 Fachleute in Europa und den USA, um die aktuelle Situation in den Unternehmen und die Einstellung der Fachleute zur Transformation in ihrer Organisation zu verstehen.

  • NIS2-Richtlinie & wie es um die Vorbereitung steht

    Eine aktuelle Veeam-Studie zur NIS2-Richtlinie zeichnet ein ernüchterndes Bild der IT-Sicherheitslage in deutschen Unternehmen. Während sich 70 Prozent der befragten Firmen gut auf die neue EU-Richtlinie vorbereitet fühlen, sind nur 37 Prozent von ihnen nach eigener Angabe tatsächlich konform zur NIS2. Diese eklatante Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Realität ist bezeichnend für den oftmals leider noch zu laxen Umgang vieler Organisationen mit Cyber-Sicherheit und vor allem im KRITIS-Bereich bedenklich.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen