Uneinigkeit über die Vertragsgestaltung


M&A-Marktumfeld bietet wieder günstige Voraussetzungen
Finanzinvestoren wieder ernstzunehmende Wettbewerber

(28.11.13) - Die Rahmenbedingungen am deutschen Markt für Fusionen und Übernahmen sind wieder deutlich besser als noch vor einem Jahr; dennoch gehen die Strategen von keinem signifikanten Anstieg der Transaktionen zumindest bis zum Jahresende mehr aus. Finanzinvestoren sind als Player zurück am Markt. Dies sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen "M&A Panels III 2013", für das CMS Hasche Sigle und das Magazin "Finance" zum neunten Mal M&A-Chefs in deutschen Unternehmen sowie führende Investmentbanker und M&A-Berater anonym zu ihrer Markteinschätzung befragt haben.

Preise und Vertragsgestaltung geben den Ausschlag
Laut der Befragung scheinen insbesondere das makroökonomische Umfeld und die Finanzierungsbedingungen Berater und Banker in ihrer Arbeit nicht mehr stark zu behindern: Galt dieser Punkt noch vor einem Jahr als Grund für das Scheitern vieler Transaktionen, so erreicht der Wert nun einen Rekordtiefstand. Die M&A-Chefs in den Unternehmen sahen die unsichere gesamtwirtschaftliche Lage und das Finanzierungsumfeld bereits in den vorangegangenen Befragungen stets weniger kritisch und stufen beide nun als kaum noch bedrohlich ein. Beide Gruppen sehen dagegen jetzt divergierende Preisvorstellungen als häufigsten Dealbreaker an.

Firmen-Verantwortliche attestieren derzeit allerdings der Uneinigkeit über die Vertragsgestaltung eine noch nie dagewesene Bedeutung für das Scheitern von Transaktionen. Für CMS Hasche Sigle-Partner Dr. Thomas Meyding ist eine Ursache, dass wirtschaftliche Knackpunkte, die in der Anfangsphase übersehen oder zur Seite geschoben wurden, bei den Vertragsverhandlungen offenbar zu Tage treten und über sie kein Einvernehmen erzielt werden kann: "Das muss nicht unbedingt schlecht sein. Ein wirtschaftliches Risiko schlicht zu übersehen ist für einen der Beteiligten die schlechtere Lösung."

Die Erwartung beider Gruppen an die weitere Entwicklung des Marktumfelds für die kommenden zwölf Monate ist ebenfalls optimistisch – sie hat sich bei den Corporates im Vergleich zum Sommer um 15 Prozent, bei den Bankern um acht Prozent gesteigert. Die guten Marktbedingungen wollen allerdings nicht nur die Strategen für sich nutzen: Finanzinvestoren sind in der Wahrnehmung sowohl von Bankern als auch von Corporates wieder ernst zu nehmende Marktteilnehmer. Der noch im Sommer attestierte deutliche Vorsprung im Wettbewerb um attraktive Zielunternehmen schmilzt auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Befragung im Februar 2011. Eine der Hauptursachen: Seit März 2012 haben sich in den Augen der Panel-Teilnehmer die Finanzierungsbedingungen für die Private Equity-Branche kontinuierlich verbessert – dies bestätigt auch das jüngste Private Equity Panel von CMS Hasche Sigle und "Finance", in dem die befragten PE-Häuser ihre Finanzierungskonditionen um 14 Prozent besser als im Sommer und so gut wie noch nie seit Beginn der Befragung im Jahr 2010 einschätzten.

CMS Hasche Sigle-Partner Dr. Oliver Wolfgramm geht von einem fortlaufenden Trend aus: "Wir hatten bereits bei der Sommerbefragung festgestellt, dass Finanzinvestoren mit strategischen Investoren faktisch wieder auf Augenhöhe um attraktive Targets konkurrieren." Entsprechend verspüren M&A-Chefs eine deutlich stärkere Konkurrenz im Markt – einen großen Wettbewerb um Zielunternehmen in Europa sehen rund zehn Prozent mehr als im Sommer, bei Zielen außerhalb Europas sind es rund sechs Prozent mehr. "Der Wettbewerb um die nach wie vor nicht große Zahl an attraktiven Targets in den favorisierten Industrien führt zwangsläufig zu hohen und weiter steigenden Kaufpreisforderungen der Verkäufer und einer Verstätigung des von uns in den vorangegangenen Befragungen bereits festgestellten Verkäufermarktes", analysiert Dr. Wolfgramm.

Veränderungen bei den Ziel-Branchen
Als aktivste Branche gilt zurzeit der Maschinen- und Anlagenbau (plus neun Prozent), gefolgt von Automotive (plus 14 Prozent). So aktiv wie noch nie bewerteten die Befragten den Telekommunikationsbereich, der vor allem durch Großtransaktionen wie Kabel Deutschland/Vodafone und Telefónica/E-Plus beflügelt wird (plus elf Prozent). Der einstige Hoffnungsträger Erneuerbare Energien ist dagegen dramatisch auf einen Tiefpunkt abgestürzt – auch im Private Equity Panel rangiert die Branche auf dem vorletzten Platz.

Verhaltener Ausblick aufs Jahresende
Bei den Marktteilnehmern sind die Aussichten auf einen bedeutenden Anstieg der M&A-Aktivität zum Jahresende verhalten. Zwar sehen vor allem Corporates eine mögliche positive Signalwirkung durch größere Transaktionen der vergangenen Wochen, doch der Aussage, dass diese sie selbst zu stärkerer Aktivität am M&A-Markt ermutigen, stimmen die Strategen deutlich weniger stark zu. Banker und M&A-Beratungshäuser bewerten die Lage sogar noch deutlich skeptischer – obwohl sie bei der vorangegangenen Befragung zu 65 Prozent eine durchschnittlich und zu 27 Prozent sogar eine überdurchschnittlich gefüllte Dealpipeline vermerkt hatten.

"Wir stellen fest, dass wir von der Anzahl her nach wie vor in sehr viele Transaktionen eingebunden sind", sagt Dr. Meyding. "Allerdings hat die Abschlusswahrscheinlichkeit deutlich abgenommen. Neben dem gesamtwirtschaftlichen Umfeld fällt sicherlich entscheidend ins Gewicht, dass das Risikobewusstsein zugenommen hat und die Käufer haben keinen ausgeprägten Risikoappetit. "Mittel- und langfristig besteht aber Hoffnung – bei der vor kurzem erschienenen europaweiten Befragung "M&A Outlook" des CMS-Kanzleienverbunds gaben sich Vertreter von Unternehmen, Private Equity-Häusern und Kanzleien äußerst optimistisch: Mehr als die Hälfte der Befragten in deutschsprachigen Ländern denkt demnach, dass die Deals in den kommenden zwölf Monaten zunehmen oder sogar stark zunehmen werden. (CMS Hasche Sigle: ra)

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