Preiswettbewerb findet beim Dispozins nicht statt


Dispozinsen weiter zu hoch: Aktuelle Untersuchung von Finanztest zeigt - Ein Zinsdeckel muss her
Die Dispozinsen waren für die Tester nicht immer leicht zu ermitteln

(06.10.14) - Trotz historischen Zinstiefs liegen die Dispo- und Überziehungszinsen weiterhin bei vielen Banken im zweistelligen Bereich. Nur ein Sechstel der Institute hat die Zinssätze in letzter Zeit gesenkt. Viele Banken veröffentlichen die Zinskonditionen nicht im Internet. Das zeigt eine Untersuchung von Finanztest. Eine Zinsanpassung über den Preiswettbewerb findet beim Dispozins nicht statt. Deshalb fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) einen gesetzlichen Zinsdeckel.

Nur 250 der 1504 Finanztest überprüften Institute haben ihre Dispozinsen seit der letzten Untersuchung deutlich gesenkt. Damit bleibt bei den meisten Bankinstituten der Zinssatz überhöht. Die Institute mit gesenkten Zinssätzen zeigen, dass sich das Geschäft weiterhin wirtschaftlich betreiben lässt. Die aktuellen Debetsalden auf Verbraucherkonten betragen laut Bundesbankstatistik 11,8 Milliarden Euro. Es geht damit um substantielle Mehreinnahmen, die Institute durch überhöhte Zinsen auf Kosten der Verbraucher erwirtschaften. "Der Dispozins hat mit gängigen Marktzinsen nichts zu tun. Die Zinshöhe ist nicht Ausdruck eines Marktwettbewerbs", sagt Dorothea Mohn, Leiterin des Teams Finanzen beim vzbv.

Am 24. September 2014 wird sich der Bundestagsausschuss für Recht und Verbraucherschutz in einer Anhörung dem Dispozins erneut widmen. Zu Grunde liegen zwei Anträge der Grünen- und der Linkenfraktion zur Begrenzung der Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite. Die Bundesregierung hatte sich im Koalitionsvertrag selbst nicht auf eine Deckelung einigen können. Sie plant, die Finanzinstitute zu verpflichten, Verbraucher bei der Inanspruchnahme des Dispokredites vor den Kosten zu warnen. Banken sollten bei mehr als nur kurzfristiger Dispo-Nutzung günstigere Möglichkeiten zur Finanzierung vorzuschlagen.

Im Mai 2014 hat die Verbraucherschutzministerkonferenz beschlossen, auf eine Begrenzung der Dispozinses hinzuwirken, wenn die Zinsen bis November nicht maßgeblich gesunken sind.

Transparenz alleine ist keine Lösung – Zinsdeckel gefordert
Die Schwierigkeiten von Finanztest, die Dispokreditzinsen zu ermitteln, unterstreichen den Bedarf nach mehr Transparenz über die Zinskonditionen. Sie sollten zum Beispiel auch im Internet frei abrufbar sein müssen, fordert der vzbv. Allerdings: Der Dispozins allein ist beim Abschluss von Kontoverträgen nicht der ausschlaggebende Maßstab für Verbraucher, die auch laufende Entgelte und das konkrete Leistungsangebot des Kontos bewerten. Daher wird allein Transparenz aus Sicht des vzbv nicht reichen, das überhöhte Zinsniveau zu reduzieren.

"Dreh- und Angelpunkt der gesetzlichen Maßnahmen muss die Einführung eines Zinsdeckels sein, der an die Marktzinsen gekoppelt ist. Nur so kann man der Weigerung der Banken, das niedrige Zinsniveau an ihre Kunden weiterzugeben, entgegentreten", so Mohn. "Wir fordern eine Obergrenze mit einer Sieben-plus-Regelung, konkret einen Sockelzins von sieben Prozent plus den Dreimonats-Euribor als variablen Geldmarktzinssatz. Wenn eine Bank zulässt, dass über das Kontolimit hinaus ins Minus gegangen werden kann, dann sollte das ausschließlich zu Dispokreditkonditionen erfolgen." (vzbv: ra)

vzbv: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Datenschutz als Innovations-Bremse

    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Gefahr von Cyberattacken

    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

  • Revolution in der Fertigung

    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

  • Drei Viertel lassen KI-Chancen liegen

    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen