Datenschutzgrundverordnung & Inkasso


Inkassobranche warnt vor Datenschutz-Schnellschuss in Europa
Problem: Die Zusammenarbeit mit Auskunfteien - Auch hier sehen die bisherigen Entwürfe das Einholen von Zustimmungserklärungen durch die betroffenen Personen vor

(07.11.13) - In der EU diskutiert man zurzeit über eine neue Datenschutzgrundverordnung. Eine Reform ist dringend nötig, denn die aktuelle Datenschutzrichtlinie stammt noch von 1995. An den bisher bekannten Vorschlägen gibt es aber deutliche Kritik. "Würden diese Vorschläge Realität, müssten Unternehmen ihre Schuldner in Zukunft um ihr Einverständnis bitten, bevor sie Informationen zu einer unbezahlten Rechnung an ein Inkassounternehmen weitergeben", mahnt Kay Uwe Berg, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU).

Berg warnt: "Wenn man die Forderungseinziehung künftig von der Zustimmung des Schuldners abhängig machte, versperrt man Gläubigern den Weg, ihre berechtigten Zahlungsansprüche kostengünstig, effizient und vor allem schnell mit den Mitteln des außergerichtlichen Inkassos durchzusetzen. Kein Schuldner würde doch einer Weitergabe seiner Daten unter diesen Umständen zustimmen."

Ein weiteres Problem könnte die Zusammenarbeit mit Auskunfteien betreffen. Denn auch hier sehen die bisherigen Entwürfe das Einholen von Zustimmungserklärungen durch die betroffenen Personen vor. "Die Arbeit der Auskunfteien würde das faktisch unmöglich machen", mahnt Berg. Unternehmen holen sich regelmäßig eine Bonitätsauskunft, bevor sie einen Kredit vergeben, eine Ratenzahlung gewähren oder Kunden die Möglichkeit einräumen, eine Ware auf Rechnung zu kaufen. Das Risiko von Forderungsausfällen lässt sich so erheblich reduzieren. "Wir befürchten, dass diesem wirtschaftlichen Handeln mit Netz und doppelten Boden künftig die Grundlage entzogen wird", so Berg. "Das wäre zum Schaden auch der Verbraucher. Sie werden verärgert sein, wenn Unternehmen ihnen nicht mehr den Kauf auf Rechnung oder attraktive Ratenzahlungen anbieten können, weil die Unsicherheiten auf Gläubigerseite einfach zu hoch für eine solche Kreditvergabe sind."

Mehr zu dem Thema bringt die neue Ausgabe des BDIU-Magazins "Die Inkassowirtschaft", die sich auch weiteren europäischen Themen widmet. So wirft das Magazin einen Blick auf die Arbeit von Inkassounternehmen in Großbritannien. Hier sieht sich die Branche, die pro Jahr knapp 3 Milliarden Pfund (3,6 Milliarden Euro) der britischen Wirtschaft wieder zurückführt, neuen Herausforderungen gegenüber, denn eine Neuordnung der Finanzaufsicht zwingt sie zu weitreichenden Umstellungen ihrer Geschäftsprozesse.

Wie Flugpassagiere bei Verspätungen und Flugausfällen mithilfe eines Inkassounternehmens ganz einfach Entschädigungszahlungen durchsetzen können, erklärt der Artikel "Ärger zu Geld machen". Bis zu 600 Euro sind drin – auch wenn das Ticket günstiger war. (BDIU: ra)

BDIU: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • VeR als Taktgeber und Brückenbauer

    Mit mehr als 350 Fachteilnehmenden aus Wirtschaft, Verwaltung, Softwareentwicklung und Politik hat der E-Rechnungs-Gipfel 2025 in Berlin erneut seine Rolle als Leitkongress der deutschen E-Invoicing-Branche unter Beweis gestellt. Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung standen die ersten Erfahrungen mit der verpflichtenden E-Rechnung im B2B-Bereich, der aktuelle Stand der nationalen und europäischen Regulierung sowie der digitale Lückenschluss von der Bestellung bis zur Bezahlung.

  • Falsches Verständnis von Digitalisierung

    Hunderte Menschen aus ganz Deutschland haben auf einen Aufruf von Digitalcourage reagiert und Informationen über die Verkaufsbedingungen des Deutschlandtickets in ihrer Region eingesendet. Daraus hat Digitalcourage jetzt eine Übersicht erstellt, die zeigt, bei welchen Verkehrsunternehmen das Deutschlandticket möglichst datenschutzfreundlich und ohne App-Zwang erhältlich ist.

  • Lieferkettendaten bereitstellen

    Das auf Lieferkettentransparenz und Nachhaltigkeit spezialisierte Technologieunternehmen Sedex ist ab sofort offizieller Software- und Tool-Partner der Global Reporting Initiative (GRI). Die Auszeichnung bestätigt, dass die Lösungen und Datenmodelle von Sedex Lieferkettendaten bereitstellen, die nach dem international anerkannten GRI-Standards ausgerichtet sind - dem weltweit führenden Rahmenwerk für Nachhaltigkeitsberichterstattung.

  • Aufsichtsbehördliches Trauerspiel

    Die Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. (DVD) begrüßt den Beschluss der Datenschutzkonferenz (DSK) vom 16.06.2025, in dem diese Position bezieht zu der weit verbreiteten Praxis, dass sich über Terminvereinbarungen mit Heilberufen deren Dienstleister illegal hochsensible Gesundheitsdaten beschaffen.

  • Grundrechte-Check in der Gesetzgebung

    Am Montag, den 08. September 2025, findet in Kiel die Datenschutz-Sommerakademie zum Thema "Im Alarmmodus: Sicherheit und Datenschutz?" statt. Expertinnen und Experten aus dem Bundesgebiet werden die aktuellen Entwicklungen im Datenschutz diskutieren. Aktuell schnu?rt die Politik neue Sicherheitspakete in Bund und Ländern. Es geht darin auch um zusätzliche Befugnisse zur Überwachung, beispielsweise auf Basis von biometrischer Gesichtserkennung oder verbunden mit dem Einsatz von ku?nstlicher Intelligenz. Das Verhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit gehört zu den klassischen Grundthemen des Datenschutzes. Das Bundesverfassungsgericht und der Europäische Gerichtshof zeigen in ihren Entscheidungen immer wieder Grenzen auf, wenn der Eingriff in die Grundrechte und Grundfreiheiten überhandnimmt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen