Siemens: Unruhe vor der Hauptversammlung
Wird der ehemalige Siemens-Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer entlastet?
ISS: Johannes Feldmayer, Rudi Lamprecht, Eduardo Montes, Uriel Sharef, Klaus Wucherer soll die Entlastung verweigert werden
(11.01.08) – Die noch nicht abgeschlossene Untersuchung der Siemens-Korruptionsaffäre durch die Anwaltskanzlei Debevoise & Plimpton sorgt bei der Siemens AG für Trubel im Vorfeld der Hauptversammlung am 24. Januar 2008. Auf breiter Front melden sich diverse Aktionärsvereinigungen und diskutieren in aller Öffentlichkeit, ob es zu einer Entlastung ehemaliger Vorstände und Aufsichtsräte kommen soll. Auch die Möglichkeit, grundsätzlich die Entlastung von einigen Vorständen zu vertagen, wird ventiliert.
Für letztere Lösung macht sich besondern die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stark. Sie will lediglich dem jetzigen Vorstandvorsitzenden der Siemens AG, Peter Löscher, das Vertrauen aussprechen.
Bis jetzt gilt es lediglich als gesichert, dass die Entlastung des früheren Zentralvorstandes Johannes Feldmayer verschoben wird. Feldmayer wird mit der Korrumpierung der Siemens-Vorstandsfreundlichen Arbeitnehmerorganisation AUB in Verbindung gebracht. Siemens-Vorstand und -Aufsichtsrat wollen die Entlastung von Feldmayer vertagen. Wie die FAZ allerdings berichtet, billigt die US-Amerikanische International Shareholder Services (ISS) – sie soll fast ein Viertel aller Aktionärsstimmen mobilisieren können - eine solche Verschiebung nicht.
Die ISS stemmt sich gegen eine Entlastung der Vorstände und hat dabei vor allem neben Feldmayer auch Rudi Lamprecht, Eduardo Montes, Uriel Sharef und Klaus Wucherer im Visier, die im Zuge der Vorstandverkleinerung aus dem Konzernvorstand ausscheiden mussten. Auch der frühere Vorstandsvorsitzende Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld sollen keinen Persilschein erhalten.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) wird auf der bevorstehenden Hauptversammlung der Siemens AG am 24.01.2008 dem Vorstand die Entlastung verweigern und einen entsprechenden Gegenantrag stellen. Lediglich bei den Herren Löscher, Kaeser und Dr. Hiesinger sieht die SdK keine Verantwortung für die Korruptionsfälle in der Vergangenheit und gewährt ihnen daher die Entlastung.
Die DSW will die Hauptversammlung am 24. Januar als Chance für einen Neuanfang bei Siemens sehen. Daher möchte sie, dass Gerhard Cromme, Josef Ackermann und Lord Iain Vallance of Tummel nicht wieder in den Aufsichtsrat gewählt werden.
Ob es allerdings wirklich zu einer groß angelegten Verweigerung der Vorstands-Entlastung kommen wird, ist mehr als fraglich. Die Erfahrung hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sich zumeist der Konzern mit seinen Vorschlägen durchgesetzt hat.
Entlastung: Ja oder Nein?
Das will der Siemens-Vorstand und -Aufsichtsrat: | alle Vorstände sollen entlastet werden, lediglich die Entlastung von Johannes Feldmayer soll verschoben werden |
Das will die ISS: | Johannes Feldmayer, Rudi Lamprecht, Eduardo Montes, Uriel Sharef, Klaus Wucherer soll die Entlastung verweigert werden, die Entlastung von Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld soll vertagt werden, lediglich Ex-Personalvorstand Jürgen Radomski soll die Entlastung erhalten |
Das will die SdK: | dem Vorstand mit Ausnahme von Peter Löscher, Joe Kaeser und Dr. Heinrich Hiesinger wird die Entlastung verweigert, Josef Ackermann und Allianz-Chef Michael Diekmann sollen nicht wieder in den Aufsichtsrat gewählt werden, Gerhard Cromme wird nur dann wiedergewählt, wenn er sein Allianz-Mandat niederlegt |
Das will die DSW: | nur Peter Löscher soll das Vertrauen erhalten, die Entlastung aller anderer Vorstände und auch der Aufsichtsräte soll vertagt werden; Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Cromme, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und Lord Iain Vallance of Tummel sollen nicht wieder in den Aufsichtsrat gewählt werden |
Das sagt die Anwaltskanzlei Debevoise & Plimpton: | keine Empfehlung für die Entlastung von Vorständen und Aufsichtsräten, gegen die Wiederwahl von Gerhard Cromme und Josef Ackermann in den Aufsichtsrat spricht nichts dagegen |
Da bereits der Allianz-Aufsichtsratsvorsitzender Henning Schulte-Noelle, Ex-HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmidt oder der Wissenschaftler Walter Kröll aus Altersgründen ihren Rückzug aus dem Aufsichtsrat angekündigt haben, stehen der Siemens AG im Aufsichtsrat stehen umfassende personelle Veränderungen bevor. Auch Jerry Speyer und John David Coombe wollen nicht wieder für einen Sitz im Siremens-Aufsichtsrat kandidieren.
(Siemens: ra)
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