Verhängung endgültiger Antidumping-Zölle


Einzelhandel kämpft gegen EU-Strafzölle für Geschirr und Keramikartikel aus China
Nach EU-Recht ist die Einleitung eines Anti-Dumping-Verfahrens dann möglich, wenn mindestens 25 Prozent der betroffenen Hersteller in der EU eine Beschwerde unterstützen

(16.04.13) - Die deutschen Einzelhändler werfen der EU-Kommission im Antidumpingverfahren über chinesisches Import-Geschirr Verfahrensmängel und Intransparenz vor. Der Präsident der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels e.V. (AVE), Dr. Matthias Händle, appellierte an Bundeswirtschaftsminister Rösler, im Ministerrat gegen die Einführung der Antidumpingzölle zu stimmen.

"Die Untersuchung der EU-Kommission zu angeblichen Dumping-Preisen chinesischer Geschirr- und Keramikhersteller enthält handwerkliche Fehler und Ungereimtheiten", sagte AVE-Präsident Händle. "Insbesondere sind die Annahmen und Zahlen, aus denen die Kommission auf Preis-Dumping schließt, nur bedingt belastbar und kaum nachvollziehbar zu begründen." Die EU-Kommission plant, Anti-Dumping-Zölle auf die Einfuhr von Porzellan und Geschirr aus China zu verhängen und hatte dazu jüngst den Abschlussbericht ihrer Untersuchung veröffentlicht.

Nach EU-Recht ist die Einleitung eines Anti-Dumping-Verfahrens dann möglich, wenn mindestens 25 Prozent der betroffenen Hersteller in der EU eine Beschwerde unterstützen. Die Kommission hat zwar angegeben, dass die Beschwerde von 30 Prozent der Unionsproduzenten von Tisch- und Küchengeschirr eingereicht wurde, dies jedoch nicht im Detail erläutert. "Die Mehrzahl der Porzellanhersteller in der EU sind gleichzeitig auch Importeure und scheiden daher als Antragsteller aus, was von der Kommission offensichtlich nicht berücksichtigt wurde", betonte Händle.

Auch bei der Berechnung der angeblichen Dumping-Marge bestehen Zweifel daran, dass sauber gearbeitet worden sei. Die Kommission hatte dazu die Exportpreise mehrerer hundert chinesischer Hersteller mit denen eines einzigen brasilianischen Unternehmens verglichen. "Dieser Vergleich ist nicht seriös, zumal die Produktionskapazität jedes einzelnen chinesischen Herstellers die des brasilianischen Vergleichsunternehmen vermutlich deutlich übersteigt", so Händle.

Ein weiterer gravierender Mangel sei, dass die EU-Kommission die natürliche Marktsegmentierung nicht berücksichtigt hat. Während sich innereuropäische Hersteller seit Jahren vornehmlich auf das Premiumsegment konzentrieren, wird preiswerte Alltagsware nahezu ausschließlich importiert (und teilweise von den Herstellern selbst vertrieben). "Die einheimischen Hersteller produzieren längst für ganz andere Märkte und erzielen dort viel höhere Margen", so Händle. "Die These, deutsche Hersteller seien durch Billig-Importe aus China benachteiligt, geht von einem völlig unrealistischen Bild des Marktes aus."

Vor diesem Hintergrund sei es nach Auffassung von Händle nicht verantwortbar, der Verhängung endgültiger Antidumpingzölle zuzustimmen. Selbst eine Enthaltung hat nach EU-Recht dieselbe Wirkung wie Zustimmung. Zu einer Ablehnung des von der EU-Kommission vorgeschlagenen Zolls gebe es deshalb keine Alternative. (AVE: ra)

AVE: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • VeR als Taktgeber und Brückenbauer

    Mit mehr als 350 Fachteilnehmenden aus Wirtschaft, Verwaltung, Softwareentwicklung und Politik hat der E-Rechnungs-Gipfel 2025 in Berlin erneut seine Rolle als Leitkongress der deutschen E-Invoicing-Branche unter Beweis gestellt. Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung standen die ersten Erfahrungen mit der verpflichtenden E-Rechnung im B2B-Bereich, der aktuelle Stand der nationalen und europäischen Regulierung sowie der digitale Lückenschluss von der Bestellung bis zur Bezahlung.

  • Falsches Verständnis von Digitalisierung

    Hunderte Menschen aus ganz Deutschland haben auf einen Aufruf von Digitalcourage reagiert und Informationen über die Verkaufsbedingungen des Deutschlandtickets in ihrer Region eingesendet. Daraus hat Digitalcourage jetzt eine Übersicht erstellt, die zeigt, bei welchen Verkehrsunternehmen das Deutschlandticket möglichst datenschutzfreundlich und ohne App-Zwang erhältlich ist.

  • Lieferkettendaten bereitstellen

    Das auf Lieferkettentransparenz und Nachhaltigkeit spezialisierte Technologieunternehmen Sedex ist ab sofort offizieller Software- und Tool-Partner der Global Reporting Initiative (GRI). Die Auszeichnung bestätigt, dass die Lösungen und Datenmodelle von Sedex Lieferkettendaten bereitstellen, die nach dem international anerkannten GRI-Standards ausgerichtet sind - dem weltweit führenden Rahmenwerk für Nachhaltigkeitsberichterstattung.

  • Aufsichtsbehördliches Trauerspiel

    Die Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. (DVD) begrüßt den Beschluss der Datenschutzkonferenz (DSK) vom 16.06.2025, in dem diese Position bezieht zu der weit verbreiteten Praxis, dass sich über Terminvereinbarungen mit Heilberufen deren Dienstleister illegal hochsensible Gesundheitsdaten beschaffen.

  • Grundrechte-Check in der Gesetzgebung

    Am Montag, den 08. September 2025, findet in Kiel die Datenschutz-Sommerakademie zum Thema "Im Alarmmodus: Sicherheit und Datenschutz?" statt. Expertinnen und Experten aus dem Bundesgebiet werden die aktuellen Entwicklungen im Datenschutz diskutieren. Aktuell schnu?rt die Politik neue Sicherheitspakete in Bund und Ländern. Es geht darin auch um zusätzliche Befugnisse zur Überwachung, beispielsweise auf Basis von biometrischer Gesichtserkennung oder verbunden mit dem Einsatz von ku?nstlicher Intelligenz. Das Verhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit gehört zu den klassischen Grundthemen des Datenschutzes. Das Bundesverfassungsgericht und der Europäische Gerichtshof zeigen in ihren Entscheidungen immer wieder Grenzen auf, wenn der Eingriff in die Grundrechte und Grundfreiheiten überhandnimmt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen