Lösung für die deutsche "Patientenakte"
CeBIT 2007. Firmenkonsortium stellt elektronischer Kontrollmechanismen für die deutsche "Patientenakte" vor - "Medocard"-Testbetrieb in Ingolstadt
Gesundheitsreform: Simpler Plausibilitäts-Check verhindert Medikationsfehler - Sicherheitsausstattung schützt Kartendaten wie Arztrechner vor Manipulation
(12.04.07) - Die Bundesregierung verfolgt einen kostenintensiven Ansatz: Allein die Aufwendungen für die Einführung der Patientenkarte kosten Milliarden. Und dabei ist die "Elektronische Patientenakte" noch gar nicht berücksichtigt.
Aktuell zur diesjährigen CeBIT in Hannover wurde deshalb ein neuer Vorschlag diskutiert, den eine Arbeitsgemeinschaft mit Partnern aus Deutschland, Israel und den USA eingebracht hat. Basierend auf bereits verfügbaren Technologien könnte das dringend benötigte Patientendatensystem umgehend eingeführt werden, wobei beträchtliche Kosteneinsparungen realisierbar sein sollen.
Denn die Gesundheitsreform mit ihrer zögerlichen Umsetzung hat bislang nicht viel bewirkt: Jedes Jahr sterben in den internistischen Abteilungen deutscher Kliniken Patienten, weil sie falsche Medikamente oder eine falsche Dosierung bekommen - typische Medikationsfehler, die in der Hälfte aller Fälle vermeidbar wären: Da werden Arzneimittel verwechselt oder falsch aufgeschrieben; Medikamente fehlerhaft dosiert oder gar nicht erst verabreicht. Und bei Injektionen bilden die verschiedenen Substanzen, nacheinander gespritzt, in ihrer Kombination sogar einen unverträglichen Cocktail.
Das haben wissenschaftliche Studien von namhaften Hochschulen in den vergangenen Jahren bewiesen. Rund 58.000 Menschen sind es, die auf diese Weise Jahr für Jahr allein in deutschen Krankenhäusern ums Leben kommen - weit mehr als durch Verkehrsunfall, Selbstmord oder Verbrechen. Ärzte bestätigen, dass ein beträchtlicher Teil dieser Todesfälle vermeidbar wäre.
Autarke Karte mit schlauer Software
Gesundheitsexperten drängen deshalb seit langem auf die umgehende Einführung elektronischer Kontrollmechanismen, sogenannten CPOE-CDS-Systemen, die es jedem Arzt ermöglichen, noch während der Diagnose die neu zu verordnenden Medikationen schnell und sicher mit der gesamten medizinischen Vorgeschichte eines Patienten abzugleichen - beispielsweise auf Verträglichkeit gegenüber anderen Medikamenten und Befunden, Laborwerten oder Allergientherapien von den zuvor beteiligten Ärzten. Mit der Plausibilitätsprüfung könnten Schätzungen zu Folge bis zu 86 Prozent der schwer wiegenden Medikationsfehler verhindert werden.
Mit diesem Fokus wurde die "Medocard" als Projekt deutscher, israelischer und US-amerikanischer Experten entwickelt. Technologieseitig sind im Auftrage der israelischen Firma Cepco der Software-Entwickler Ismatics sowie der Kartenspezialist Walletex beteiligt. Ein internationales Ärzteteam ist für Beratung, Implementierung und Praxistests integriert. Die "Medocard" basiert im Wesentlichen auf einem 2 GB oder künftig auch größeren USB-Flashspeicher im Kreditkartenformat. Er enthält das Persönliche Medizinische Portal (PMP) eines Patienten mit allen Medikamenten, die ihm jemals verschriebenen wurden.
Dazu kommen in der integrierten Datenbank Diagnosen, Laborwerte (LDT) und Allergieninformationen. Auch sind die gesamte deutsche pharmakologische Datenbank sowie alle Diagnose-Codes installiert. Diese Hauptelemente des Patientenportals, ergänzt durch die Eingabe sämtlicher Radiologie- und Bildaufnahmen einschließlich Links zu Disease Management Programmen (DMP), ermöglichen den geforderten Plausibilitätscheck per Mausklick. Alle Programme und persönliche wie medizinische Daten werden dabei unmittelbar von der Karte kontrolliert. Ein solches System macht den Patienten erstmals in der Medizingeschichte völlig autark.
Hohe Sicherheitsstandards
Automatisch vergleicht das karteneigene System beispielsweise die registrierten Patientenwerte mit den 500.000 Medikamenten in der deutschen pharmakologischen Datenbank, die allein 65.000 verschreibungspflichtige Präparate enthält. Zusammen mit einer erweiterten Unverträglichkeitsprüfung nach den ICD-10-Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO, in denen gefährliche Wechselwirkungen von Medikamenten und Krankheiten codiert sind, bietet das System damit einen ebenso effizienten wie preiswerten Lösungsansatz. Die Belange der Datenschützer sind umfangreich berücksichtigt worden: Eine weitreichende Sicherheitsausstattung schützt Kartendaten wie Arztrechner vor Manipulation und verhindert beispielsweise das Einschleusen von Computerviren oder Trojanern.
Ein großer Testbetrieb in Deutschland läuft in Kürze an: Das Regionale Praxisnetz GO IN e.V. in Ingolstadt wird die Lösung auf Herz und Nieren prüfen. Das schlanke System böte einen weiteren Vorteil: Da die Probleme Deutschlands auch die Probleme anderer Länder sind, mögen sich bei einem Erfolg der deutschen Musterlösung Exportaufträge anschließen. (Medlink Cepco: ra)
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