Finanzierungsbedarf Griechenlands dauerhaft decken


Abgeordnete alle Fraktionen forderten Gläubigerbeteiligung bei der Griechenland-Hilfe
Bundfinanzminister Wolfgang Schäuble wies darauf hin, wie wichtig der Bundesregierung die Beteiligung privater Gläubiger an der Griechenland-Hilfe sei


(17.06.11) - "Griechenland kann die nächste Kredittranche nur dann erhalten, wenn das Problem der Unterfinanzierung gelöst ist." Dies erklärte Bundfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) im Haushaltsausschuss. Dabei ging es um den aktuellen Stand der Übernahme der weiteren Gewährleistungen eines deutschen Anteils eines Kredits über 12 Milliarden Euro an die Hellenische Republik im Rahmen der Finanzhilfen der Staaten der Eurogruppe. Der Kredit ist im Juli fällig.

Um das Problem der Unterfinanzierung zu lösen, muss Griechenland aus Schäubles Sicht zusätzliche Konsolidierungsschritte unternehmen. Ziel sei dabei der Abbau des Budgetdefizits bis 2014 auf unter 3 Prozent Bruttoinlandsprodukt. Zusätzlich müsse mehr Aufmerksamkeit auf die Stärkung des Wachstums gelegt werden und der Schuldenabbau müsse durch ein "ambitioniertes und effektives Privatisierungsprogramm" vorangetrieben werden. Bis 2015 sollten daraus 50 Milliarden Euro erlöst werden.

Schäuble wies auch darauf hin, wie wichtig der Bundesregierung die Beteiligung privater Gläubiger an der Griechenland-Hilfe sei. Nur eine faire Lastenteilung zwischen der öffentlichen und der privaten Seite könne den Finanzierungsbedarf Griechenlands dauerhaft decken. "Zur Schließung von Finanzierungslücken sollte Griechenland deshalb mit seinen Gläubigern durch eine freiwillige Verlängerung fälliger Anleihen erreichen, dass die Schuldentragfähigkeit des Landes dauerhaft gestärkt und die Belastung der Steuerzahler begrenzt werden kann", heißt es dazu in einem Schreiben Schäubles an seine Kollegen in der Eurozone. Der Minister wies darauf hin, dass bei einer Nichtauszahlung des Geldes Griechenland im Juli zahlungsunfähig sein werde. Dies würde erhebliche Auswirkungen auf die Stabilität des Euro haben.

Die Koalitionsfraktionen unterstützten die Regierung. Der Sprecher der CDU/CSU-Fraktion wies jedoch darauf hin, dass es bei einem Teil seiner Kollegen ein "Grummeln" gebe, ob der Weg richtig sei. Insgesamt bewertete er aber die bisherigen Maßnahmen als erfolgreich. Er betonte, dass noch keine Kredite ausgefallen seien. Bisher sei der Steuerzahler noch nicht betroffen, dies müsse so bleiben.

Auch die FDP setzte sich dafür ein, die Gläubiger zu beteiligen. Auch müsse die Privatisierung in Griechenland vorangetrieben werden.

Die SPD-Fraktion war grundsätzlich dafür, Griechenland weiterhin zu unterstützen. Ihr Sprecher kritisierte aber die Verhandlungen der Regierung. Diese habe eine Gläubigerbeteiligung seit einem Jahr angekündigt, bisher sei aber noch nichts geschehen. Er forderte, Wachstumsimpulse zu setzen und endlich die Gläubiger zu beteiligen. Sonst hätten sich alle Gläubiger "vom Acker gemacht".

Die Linksfraktion kritisierte erneut, dass Maßnahmen exportiert würden, die auch in Deutschland gescheitert seien. Ihr Sprecher nannte dabei die Agenda 2010. Er regte an, eine "europäische KfW" zu gründen, in denen sich die Länder ohne Wucherzinsen Geld besorgen könnten.

Bündnis 90/Die Grünen hielt auch die Griechenland-Hilfe weiterhin für notwendig. Bisher hätte es Schwierigkeiten gegeben, da zu ehrgeizige Ziele gesteckt worden seien. Auch ihre Sprecherin forderte, dass endlich ernst gemacht werde mit der Gläubigerbeteiligung. (Deutscher Bundestag: ra)


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • AfD will Gebäudeenergiegesetz abschaffen

    Die AfD-Fraktion will das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abschaffen und verlangt in einem Antrag (21/227) außerdem, auf die CO2-Bepreisung von Heizöl und Gas zu verzichten. Die entsprechenden Vorschriften sollen "schnellstmöglich, vollständig und ersatzlos" gestrichen werden. Zudem soll die Umsetzung aller entsprechenden EU Verordnungen und Richtlinien (etwa der sogenannte Green Deal der EU) sowie damit verbundene Regulierungen wie der CO2-Grenzausgleich sofort beendet werden.

  • Änderung der Verordnung (EU) 2017/625

    Die Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen drängt auf eine verpflichtende Produktkennzeichnung für Lebensmittel, die genomisch verändert wurden. Anlass ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission, die im Juli 2023 einen Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über mit genomischen Techniken gewonnene Pflanzen und die aus ihnen gewonnenen Lebens- und Futtermittel vorgelegt hat.

  • Steuerhinterziehung & Cum-Cum

    Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen verlangt in einem Antrag (21/226), organisierte Steuerhinterziehung wie die sogenannten Cum-Cum-Deals aufzuklären und die Steuermilliarden konsequent zurückzufordern. Dazu sollen die Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängert werden. Der Antrag steht am Donnerstag auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages.

  • Ausschuss gegen Cum-Cum-Antrag der Grünen

    Der Finanzausschuss hat mit den Stimmen der Fraktionen von CDU/CSU und SPD einen Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel "Organisierte Steuerhinterziehung wie Cum-Cum-Deals aufklären, Steuermilliarden konsequent zurückfordern und Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängern" (21/226) abgelehnt. Für den Antrag stimmten neben der Antragstellerin die Fraktionen der AfD und Die Linke.

  • Versorgungslage signifikant verbessert

    Die Inbetriebnahme des vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entwickelten Frühwarnsystems bei Arzneimittel-Lieferengpässen in einer funktionsfähigen Basisversion ist nach Angaben der Bundesregierung für das vierte Quartal 2025 vorgesehen. Der Aufbau des Frühwarnsystems habe insbesondere bei der Beobachtung und Bewertung der Versorgung mit antibiotikahaltigen Arzneimitteln für Kinder unterstützende Daten geliefert, heißt es in der Antwort (21/338) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (21/171) der AfD-Fraktion.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen