Pauschalverurteilung der Polizisten in Deutschland


Studie zu Racial Profiling bei Polizei zu eindimensional
Bei der Bundespolizei spiele das Thema soziale-interkulturelle Kompetenz in der Ausbildung eine sehr große Rolle



In der Bundespolizei gibt es nach Einschätzung des Parlamentarischen Staatsekretärs im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI), Stephan Mayer (CSU), "keinesfalls einen strukturellen oder latenten Rassismus oder Extremismus". Das machte der BMI-Vertreter während einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses deutlich. Gleichwohl sei jeder Fall von Rassismus und Extremismus einer zu viel. Daher werde dem auch unnachgiebig und konsequent nachgegangen. Ebenso wie Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) verwahre sich auch er einer Pauschalverurteilung der Polizisten in Deutschland, sagte Mayer.

Auch der Petent Tobias Vogler hält nach eigener Aussage Polizisten nicht grundsätzlich für rassistisch. "Absolut nicht", sagte Vogler vor den Abgeordneten. Eine Studie zu "Racial Profiling" bei den Polizeibehörden des Bundes und der Bundesländer, wie in seiner Petition gefordert, hält er dennoch für sinnvoll. Aussagen, es gebe bei der Polizei kein Racial Profiling, weil dies ja verboten sei, hätten ihn sehr wütend gemacht, sagte der 42-Jährige.

Mindestens 15-mal sei er als dunkelhäutiger Mensch von der Polizei angehalten und einer Personenkontrolle unterzogen worden. Unterwegs mit weißen Freunden sei er der einzige gewesen, der nach seinen Personalien gefragt wurde. Andere "People of Color" hätten im Gespräch mit ihm von ähnlichen Erfahrungen berichtet. "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Polizei mein Freund und Helfer ist", sagte der Petent. Aufgrund ihres Aussehens immer wieder bestätigen zu müssen, tatsächlich hier leben zu dürfen, lasse farbige Menschen in Deutschland nicht heimisch werden. Ihnen fehle auch das Grundvertrauen in die Polizei.

Innen-Staatssekretär Mayer zeigte sich betroffen von der Einschätzung des Petenten. Bei der Bundespolizei spiele das Thema soziale-interkulturelle Kompetenz in der Ausbildung eine sehr große Rolle, sagte er. Gleiches gelte auch für die polizeiliche Fortbildung. Seit 2019 gebe es bei der Bundespolizei regelmäßige Seminare zur Anti-Rassismus und Anti-Diskriminierung, die "unter Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen durchgeführt werden".

Eine Studie, die ausschließlich das Thema Racial Profiling bei der Polizei aufgreifen soll, hält Mayer jedoch für "zu eindimensional". Er verwies auf die breiter angelegte sogenannte Polizeistudie, mit der die Polizeihochschule Münster beauftragt sei. Dabei gehe es um drei Themenkomplexe: die Motivation bei der Berufswahl, den Berufsalltag und die Gewalt gegen Polizisten. Ein solches Vorgehen sei sinnvoller, befand der Staatssekretär. Vorwürfe, es handle sich nicht um eine neutrale Studie, weil sie von der Polizeihochschule Münster durchgeführt wird, ließ er nicht gelten. Es sei ein breiter wissenschaftlicher Ansatz gewählt worden. Zudem werde die Studie durch einen fachlichen Beirat begleitet.

Bei einer zweiten Studie werde untersucht, in welcher Form Rassismus und Diskriminierung den Menschen in der gesamten Gesellschaft begegne, sagte Mayer. Eine Rolle spielen werde da neben dem privatwirtschaftlichen Sektor auch der öffentliche Dienst, der sich ebenfalls mit Rassismusvorwürfen auseinanderzusetzen habe. "Mit diesen beiden Studien wird den Bedürfnissen unserer Zeit vollumfänglich Rechnung getragen", zeigte sich der Innen-Staatssekretär überzeugt. (Deutscher Bundestag: ra)

eingetragen: 01.02.21
Newsletterlauf: 24.03.21


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>



Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Kernkraftwerk kein Notstromaggregat

    Unter den deutschen Atomkraftbetreibern herrschten offenbar unterschiedliche Auffassungen über die Möglichkeiten des Weiterbetriebs der letzten drei deutschen Atomkraftwerke, die aufgrund der Gesetzeslage Ende 2022 abgeschaltet werden sollten, wegen der durch den Ukraine-Krieg erwarteten Energieprobleme aber dann doch bis zum 15. April 2023 in Betrieb blieben. Während PreussenElektra bereit war, sein Kraftwerk Isar 2 auch über den mehrmonatigen Streckbetrieb hinaus weiter zu betreiben, war der RWE-Konzern weniger geneigt, sein Kraftwerk Emsland noch länger zu betreiben.

  • Unterrichtung zu Online-Verfahren an Gerichten

    Über die Stellungnahme des Bundesrates und die Gegenäußerung der Bundesregierung zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Entwicklung und Erprobung eines Online-Verfahrens in der Zivilgerichtsbarkeit (20/13082) informiert die Bundesregierung in einer Unterrichtung (20/13635). Das Gesetz sieht vor, dass an ausgewählten Amtsgerichten künftig bestimmte zivilgerichtliche Verfahren auch als Online-Verfahren geführt werden können.

  • Mutmaßlich gefälschte UER-Zertifikate

    Ein Drittel der unter Betrugsverdacht stehenden Upstream-Emissionsreduktions-Projekte (UER-Projekte) in China hat das Umweltbundesamt (UBA) inzwischen bereits rückabgewickelt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung (20/13705) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (20/13509) hervor.

  • Lobbygesellschaft für Digitale Transformation

    Die Bundesregierung gestaltet nach eigener Darstellung die digitale Transformation im Sinne der Bürger durch digitalpolitische Initiativen aktiv mit. Dazu würden bestehende Verfahren kontinuierlich modernisiert und implementiert im Hinblick auf aktuelle technische Entwicklungen, heißt es in der Antwort (20/13814) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/13448) der AfD-Fraktion.

  • AfD fordert Stopp der Wärmewende

    Die AfD-Fraktion will durch einen Stopp der Wärmewende Wohnen wieder bezahlbar machen. In einem Antrag (20/13764) wird insbesondere eine Absenkung der Energiestandards bei Neubauten verlangt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen