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Risikomanagement ist erwachsener geworden


Wie das Risikomanagement als zentrales Instrument zur Sicherung und Steigerung des Unternehmenswertes eingesetzt werden kann
Spürbarer Wandel im Risikomanagement: In der Vergangenheit wurde ein Risikomanagementsystem häufig eingeführt, um Wirtschaftsprüfern oder Aufsichtsräten zu genügen bzw. gesetzliche Mindestanforderungen zu erfüllen


(21.12.09) - Die Risk Management Association RMA e.V. wächst auch im vierten Jahr ihres Bestehens dynamisch, wurde auf der RMA-Mitgliederversammlung Ende November in Ismaning/München mitgeteilt. Auch die größte Risikomanagement-Fachtagung im deutschsprachigen Raum, die RMA-Jahreskonferenz 2009, hatte am 24./25. November mit mehr als 130 Teilnehmern einen Höchststand erreicht.

Diese ging über die Analyse der Ursachen für die Finanzkrise und der Defizite im Risikomanagement hinaus: Anhand moderner theoretischer Ansätze und Praxisbeispiele wurde aufgezeigt, wie das Risikomanagement als zentrales Instrument zur Sicherung und Steigerung des Unternehmenswertes eingesetzt werden kann.

Die Mitgliederzahl der RMA ist seit Jahresbeginn um weitere 44 auf aktuell 243 angewachsen. Forciert wurden thematische Netzwerke; zurzeit bestehen die acht Arbeitskreise "Risikomanagement-Standards", "Qualitative Risiken", "Fraud & Compliance", "Quantitative Methoden", "Risikomanagement im Handel", "Risikomanagement & Controlling", "Enterprise Risk Management", "Information Risk Management" sowie "Sicherheits-, Krisen-, Business Continuity Management".

Dr. Roland Franz Erben, RMA-Vorstandsvorsitzender, verwies in seinem Geschäftsbericht auf einen "spürbaren Wandel": "Während in der Vergangenheit ein Risikomanagementsystem häufig eingeführt wurde, um Wirtschaftsprüfern oder Aufsichtsräten zu genügen bzw. gesetzliche Mindestanforderungen zu erfüllen, geschieht dies heute zunehmend aus eigener Motivation sowie aus reinen Nutzenerwägungen. Obwohl in vielen Bereichen, allen voran bei der Risikokultur sowie bei der IT-technischen Unterstützung der Prozesse, weiterhin Nachholbedarf besteht, ist das Risikomanagement erwachsener geworden. Das zeigt sich z.B. bei der Intensität der Beschäftigung mit diesem Thema in den Unternehmen."

Größte deutschsprachige Risikomanager-Tagung mit namhaften Referenten
Als Indiz für die wachsende Bedeutung des Themas Risikomanagement betrachtet Erben auch die Rekordbeteiligung an der RMA-Jahreskonferenz 2009 Ende November in Ismaning/München. Rund 130 Gäste hatten die größte Fachtagung im deutschsprachigen Raum besucht.

Unter dem Titel "Mit Risikomanagement erfolgreich aus der Krise" ging es zwei Tage lang über die Ursachenanalyse der Finanzkrise und die deutlich gewordenen Defizite des Risikomanagements weit hinaus: Anhand moderner theoretischer Ansätze und zahlreicher Praxisbeispiele wurde aufgezeigt, wie das Risikomanagement als zentrales Instrument zur Sicherung und Steigerung des Unternehmenswertes eingesetzt werden kann.

In seinem Vortrag zur "Typologie von (Finanz-)Krisen" widmete sich Dr. Philip Gisdakis, Director, Head of Credit Strategy & Structured Credit Research, UniCredit Group, Markets & Investment Banking, Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, vor allem dem Thema Ausfallrisiken. Dabei mahnte Gisdakis, systemrelevante Risiken seien immer noch hoch. Regierungen hätten zwar Entschlossenheit demonstriert Systemkrisen zu verhindern. Das bedeute zukünftig aber nicht, dass sie Banken stützen, deren Niedergang keinen Schock im System auslösen würde.

Zusammenhänge, Hintergründe und Lehren aus der aktuellen Finanzmarktkrise für die Verbriefungsindustrie beleuchtete Dr. Hartmut Bechtold, Geschäftsführer der True Sale International GmbH, der Plattform für die deutsche Verbriefungsindustrie. Er benannte als Lehren aus drei Jahren Subprimekrise "sieben Grundfehler gescheiterter Subprime-Verbriefungen": "Keine Risikobeteiligung", "Kreditvergabe außerhalb strenger aufsichtsrechtlicher Anforderungen", "Reines Originate-to-distribute-Modell", "Kein Involvement des Originators über Kundenbeziehung/Kreditbearbeitung", "Keine Transparenz", "Hohe Komplexität der Strukturen" sowie "Fehlen von Liquidität und Market-Making".

Der renommierte Finanzexperte Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, setzte sich in seinem Vortrag "Demographiekrise – Bankenkrise – Staatskrise" mit der Staatsverschuldung auseinander. Primäres Risiko ist nach Ansicht von Raffelhüschen, dass die Gesellschaft immer stärker auf Kosten ihrer Kinder und Enkel lebt; verursacht durch demografische Entwicklungen und eine verfehlte Ausgabenpolitik.

Dr. Werner Gleißner, Beirat der Risk Management Association RMA e. V. und Vorstand der Future Value Group AG, beschäftige sich in seinem Vortrag mit dem Risiko, Risiken falsch einzuschätzen. Noch immer berücksichtigten viele Risikomanagementsysteme zu wenig, dass der Risikoumfang selbst volatil ist.

Extreme Marktbewegungen ("crashs") würden wesentlich häufiger auftreten als dies der Standardansatz nahelegt. Die notwendigen Verfahren zur Beschreibung und Steuerung von Risiken hätten bis heute nicht die notwendige Verbreitung gefunden. Entsprechend wurden die extremen Marktbewegungen der letzten Zeit von vielen Marktteilnehmern als so unwahrscheinlich eingeschätzt, dass diese keiner Beachtung wert wären. Die Subprime-Krise sei dafür ein Paradebeispiel.

"Gelebte Unternehmens- und Risikokultur"
Praxisbeispiele zum Enterprise Risk Management stellten zur RMA-Jahreskonferenz u.a. die Münchner Rückversicherungs AG und Marc O’Polo vor. Dr. Thomas Blunck, Mitglied des Vorstands der Münchener Rück, skizzierte die risiko- und wertorientierte Steuerung bei der Münchener Rück. Er plädierte für die Integration des Risikomanagements in die Kerngeschäftsprozesse und in den täglichen Entscheidungsprozess. Jürgen Hahn, Vorstand Finanzen und Risikomanagement, Marc O‘Polo International GmbH, betonte die Bedeutung einer gelebten Unternehmens- und Risikokultur.

Marc O’Polo setzt auf die Verknüpfung des Risikomanagements mit Prozessmanagement, strategischer und operativer Planung, Balanced Scorecard sowie regelmäßigen Mitarbeiter- und Kundenbefragungen. (Risk Management Association: ra)

Risk Management Association: Steckbrief

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