Banken verlieren den Draht zum Kunden


GFT Vorstandschef Ulrich Dietz: Kreditwirtschaft muss sich nach dem Einstieg von Google in den mobilen Zahlungsverkehr neu positionieren
Ziel der Banken müsse es nun also sein, mit eigenen Angeboten auf die mobilen Endgeräte zu kommen und sichtbar zu bleiben


(21.06.11) - Die bevorstehende Produkteinführung der elektronischen Geldbörse "Google Wallet" stellt den bislang aussichtsreichsten Versuch dar, das "Mobile Payment" im Markt durchzusetzen. Google ist es gelungen, die für eine Markteinführung erfolgsentscheidenden Faktoren zusammenzubringen, so die Einschätzung von Ulrich Dietz, Vorstandsvorsitzender der GFT Technologies AG. "Den Banken droht damit die Gefahr, auf längere Sicht vollständig den direkten Kontakt zum Kunden zu verlieren und nur noch als Backend-Transaktionspartner von Internetanbietern zu fungieren", so Dietz.

Noch nie zuvor ist es einem marktbeherrschenden Unternehmen gelungen – so wie Google jetzt – für die Einführung des Mobile Payment eine starke Koalition mit Partnern aus allen wesentlichen Sektoren zusammenzustellen. Bislang scheiterten alle Versuche, dem elektronischen Zahlungsverkehr per Mobiltelefon zum Durchbruch zu verhelfen, an der Komplexität dieses Vorhabens. Mit Partnern aus der Finanzwirtschaft (Citibank, Mastercard), dem Handel und der Politik (für den Feldversuch in New York) hat der Technologieanbieter nun eine schlagkräftige Allianz gebildet, die das Smartphone tatsächlich zur elektronischen Geldbörse machen könnte. "Jetzt sind Global Player am Werk, die nach lokalen Erfolgen rasch weitere Märkte – auch in Europa und Asien – erschließen können", so der GFT Vorstandsvorsitzende Ulrich Dietz.

Banken sollten daher ihre Strategien rund um das Mobile Banking auf den Prüfstand stellen. "Die Spielregeln werden jetzt neu definiert", sagt der GFT Chef. "Die Ideen und die Technologien für das Mobile Payment sind seit Jahren bekannt und auch von Google nicht neu erfunden worden. Etablierten Banken und auch Telekommunikationsunternehmen ist es allerdings nicht gelungen, eine Führungsrolle in diesen Märkten zu übernehmen. Jetzt geht es darum, unter neuen Bedingungen eine möglichst wichtige Rolle – oder vielmehr überhaupt noch eine Rolle – bei den mobilen Zahlungsdiensten zu spielen."

Nach Ansicht von Ulrich Dietz könnten Banken den Draht zu ihren Kunden verlieren, wenn das Smartphone immer mehr zum zentralen Medium für Bankgeschäfte und den Zahlungsverkehr wird. "Banken bleibt dann nur noch die Rolle des Backend-Transaktionspartners – und in dieser Funktion laufen sie Gefahr, eines Tages leicht austauschbar zu werden", so Ulrich Dietz.

Ziel der Banken müsse es nun also sein, mit eigenen Angeboten auf die mobilen Endgeräte zu kommen und sichtbar zu bleiben – so zum Beispiel mit "Micro Credits". "Die Banken-Marken müssen sich zudem auf dem Mobiltelefon als unverzichtbare Garanten für höchste Qualität im Bereich Datenschutz und Sicherung der Privatsphäre etablieren", erklärt Ulrich Dietz.

Insofern sieht Dietz gute Chancen für innovative Vertreter der Finanzbranche. "Die Mobilisierung der Geschäftsprozesse von Banken ist nur eine Frage der Zeit. Wenn Finanzinstitute es nicht schaffen, die Führung darin zu übernehmen, sollten sie sich zumindest eine möglichst anspruchsvolle Rolle in einem Partnernetzwerk sichern", so der GFT Vorstandsvorsitzende.

Wer am Ende tatsächlich welche Wertschöpfung in den neuen Märkten erbringt, ist aus seiner Sicht auch noch längst nicht entschieden. Ein Grund dafür ist seiner Meinung nach die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten, die Near Field Communication (NFC) bietet. Ulrich Dietz: "Die NFC-Technologie, die kontaktloses Mobile Payment ermöglicht, kann noch viel mehr. Gesucht wird eine Killerapplikation, die NFC zum Standard auf jedem Smartphone macht. Danach können zum Beispiel in Shops, Museen oder auf Messen Informationen via Mobiltelefon eingesammelt und auch Visitenkarten oder Fotos über mobile Endgeräte ausgetauscht werden. Und es gibt noch erhebliches Potenzial für viele weitere gute Ideen."

GFT hat bereits im Mai 2009 das Kompetenzzentrum Mobile Finance gegründet, das heute führend bei der Entwicklung von IT-Anwendungen für das Mobile Banking ist. Von Anfang an stand dabei auch NFC im Fokus der Entwickler. Aktuell arbeitet das GFT Kompetenzzentrum Mobile Finance in Deutschland und Großbritannien an zwei Pilotprojekten für NFC-Anwendungen. (GFT: ra)

GFT Technologies: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Künstliche Intelligenz: Was für Unternehmen gilt

    Seit Sonntag, 2. Februar 2025 sind weitere Regelungen der europäischen KI-Verordnung (AI Act) in Kraft. Dabei handelt es sich zum einen um Verbote von bestimmten KI-Praktiken wie Social-Scoring-Systemen, manipulative KI-Techniken oder Emotionserkennung am Arbeitsplatz. Zum anderen greifen Vorgaben für KI-Kompetenzanforderungen von Beschäftigten.

  • AI Act: Doppelarbeit & Unsicherheiten vermeiden

    Ab dem 2. Februar 2025 verbietet der AI Act Manipulation durch KI, Social Scoring und biometrische Fernidentifikation in Echtzeit - ein entscheidender Schritt für Ethik und Verbraucherschutz. Die EU setzt damit ein klares Zeichen für einen einheitlichen Rechtsrahmen, der auf Ethik, Diversität und Datensicherheit basiert.

  • EU AI Act setzt weltweit Maßstäbe

    Anlässlich des Europäischen Datenschutztags am 28. Januar 2025 betonte der BvD-Ausschuss Künstliche Intelligenz die Bedeutung des EU AI Acts als wegweisende Regulierung für den verantwortungsvollen Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI).

  • Auswirkungen von Risk Exposure auf Compliance

    Mit der DSGVO, DORA und der derzeit in der Luft hängenden NIS2 werden immer mehr Vorschriften und Richtlinien eingeführt, die Unternehmen beachten müssen. Dies hat dazu geführt, dass einige Unternehmen der Meinung sind, dass die Einhaltung der Vorschriften eher eine Belastung als ein Anfang zur Verbesserung ihrer Sicherheitsmaßnahmen ist.

  • NIS2-Umsetzung nicht vor Herbst 2025?

    Gegen Deutschland wurde wegen bisher nicht erfolgten Umsetzung der NIS2-Richtlinie sowie der Richtlinie über die Resilienz kritischer Infrastrukturen ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Angesichts der Verzögerungen im Gesetzgebungsprozess in den vergangenen Jahren kommt das nicht wirklich überraschend - ist doch inzwischen mit einer NIS2-Umsetzung nicht vor Herbst nächsten Jahres zu rechnen.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen