Compliance im Gesundheitswesen


Pharmainstitut Ulm: "Vor allem die Pharmaindustrie hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht"
Gesundheitsmarkt: "Die Akteure der Gesundheitspolitik versuchen, das System am Leben und leistungsfähig zu erhalten"


(06.08.10) - Das Pharmainstitut Ulm übt Kritik am Procedere im Gesundheitswesen. 50 Prozent aller Aufwendungen des Gesundheitswesens würden verschwendet werden. Der "Kunde" Patient werde lediglich verwaltet und bleibe unmündig.

"Intelligentes Sparen gibt es anscheinend im Gesundheitswesen nicht. Es fehlt der effiziente Umgang mit den verfügbaren Mitteln. Durch eine Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen können die Kosten in Milliardenhöhe gesenkt werden. Hierzu gehört vor allem die Befähigung der Patienten, mit der eigenen Erkrankung besser umzugehen. Fehlendes Wissen macht die Patienten zu abhängigen Kranken.

Wenn wir unser Gesundheitswesen anschauen, gibt es grundsätzlich zwei Seiten: Die Nachfrager nach Gesundheitsleistungen. Diese werden im Allgemeinen als Patienten bezeichnet. Die Anbieter von Gesundheitsleistungen sind auf der anderen Seite.

Die Anbieterseite ist extrem vielfältig. Sie reicht von niedergelassenen Ärzten, über Krankenhäuser, Rehabilitationseinrichtungen, Apotheken und weitere Anbieter von Gesundheitsleistungen, Krankenkassen und Krankenversicherungen bis hin zur Pharmaindustrie.

Die Akteure der Gesundheitspolitik versuchen das System am Leben und leistungsfähig zu erhalten. Der Gesundheitsmarkt ist einer der größten Arbeitgeber mit dem sichersten Wachstum in Deutschland. In solchen riesigen Märkten gibt es meist jemanden, der als Kunde bezeichnet wird. Das ist derjenige, der alles bezahlt oder bezahlen soll. Beim Autokauf beispielweise hat jeder Kunde die Wahl, bei der Gesundheit eher nicht. Dort findet der sog. Kunde nämlich nicht statt, betont der Gesundheitsexperte Hanno Wolfram vom Pharmainstitut in Biberach.

Der Patient als Kunde
Der Kunde Patient wird verwaltet, über ihn wird gesundheitspolitisch entschieden und er bleibt damit unmündig. Er wird therapiert und nimmt Gesundheitsleistungen in Anspruch. Er weiß aber leider nicht, was diese Leistungen kosten. Auch wird ihm nicht geholfen, seinen Teil an seiner Genesung beizutragen. Er versteht die Leistungsangebote nämlich oft nicht. Auch erklärt sie ihm keiner.

Weitgehend paternalistische Einstellungen scheinen eine aktive Rolle des Patienten sicher zu verhindern. Es wird überall über ihn gesprochen, aber nicht mit ihm. Nur diejenigen, die in der Arztpraxis oder bei anderen Leistungserbringern vor ihm sitzen, reden mit ihm. Zu allem Übel bekommen die Leistungserbringer allerdings eine Pauschale dafür, Gespräche möglichst kurz zu halten. Längere Gespräche, die den Patienten auf seiner Reise zur Genesung mitnehmen könnten, werden vom System nicht honoriert.

Hausaufgaben nicht gemacht
Vor allem die Pharmaindustrie hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Sie weiß alles über Krankheiten, lässt den Patienten aber im Dunkeln. Konsequenz: Etwa die Hälfte aller Patienten 'spielt nicht mit'. Sie befolgen die medizinischen Ratschläge nicht und setzen die ärztlichen Therapievorschläge nicht um. Dies bedeutet, dass ca. 50 Prozent aller Aufwendungen des Gesundheitswesens verschwendet werden. Hier gilt es schnellstmöglich neue gesundheitspolitische Rahmenbedingungen zu schaffen, um Milliarden einzusparen".
(Pharmainstitut Ulm: ra)

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