Compliance und Software-Audits
Software-Audits könnten überflüssig sein - Denn: Software kann "compliance-aware" gemacht werden
Software-Auditing gilt ganz nüchtern als das, was es ist: ein Beziehungskiller
Von Michael Costa (*)
(25.11.11) - Software-Audits gelten seit langem als notwendiges "Übel", um sicherzustellen, dass Endkunden nicht gegen Lizenzrechte verstoßen. Denn Softwarehersteller setzen nach wie vor hauptsächlich auf diese Methode, damit Kunden nicht irrtümlich oder vorsätzlich mehr Softwarelizenzen nutzen, als sie erworben haben. In manchen Marktsegmenten werden Kunden von den jeweiligen Herstellern allerdings stärker geprüft als von anderen. Schon die Vorstellung, sich einem Audit unterziehen zu müssen, veranlasst die meisten Endkunden dazu, angemessene Vorkehrungen zur Einhaltung der Lizenzbestimmungen zu treffen.
In letzter Zeit scheinen sich Nachrichten über lizenzrechtliche Verstöße durch Unternehmen zu häufen. Aber diese Meldungen sind nur die Spitze des Eisbergs. Selbst Unternehmen, die sich an die Richtlinien der Hersteller halten, machen unangenehme Erfahrungen mit Software-Audits. Und leider nimmt der Trend zu Audits sogar deutlich zu, je mehr innovative Lizenzmodelle und effiziente IT-Infrastrukturen auf den Markt drängen.
Es gibt zahlreiche Lizenz- und Computing-Modelle, wie beispielsweise ohne oder mit Laufzeitbeschränkung, Abo-Verfahren, Nutzungsabrechnung, Peak-/Burst-Modelle, Pay-per-Use-Modelle, Cloud Computing, Virtualisierung, X-as-a-Service und eine Vielzahl weiterer neuer Wege zur Messung der Lizenznutzung. Sie bieten Anbietern und Endkunden gleichermaßen handfeste Vorteile, wenn es um Flexibilität, Zugriff und Effizienz geht. Die Kehrseite ist allerdings eine Zunahme der Audit-Aktivitäten. Vermutlich wird sich die Situation noch verschlechtern, je stärker Softwareanbieter versuchen, ihre Umsatzerlöse zu optimieren und je komplizierter die Compliance-Programme für Endkunden werden.
Die Ironie besteht darin, dass Audits für die meisten Softwareanbieter oder Endkunden gar nicht nötig sind. Denn Software kann "compliance-aware" gemacht werden. Software lässt sich so konzipieren, dass sie selbsttätig erkennt und handelt, wenn sie nicht konformitätsgetreu eingesetzt wird. Software kann sich also selbst überprüfen. Das Gleiche gilt für Hardware, in die Software integriert ist oder die ans Netzwerk angeschlossen ist.
Tatsächlich wird dies im CAD-Bereich und in anderen Marktsegmenten für technische Software und Hardware seit über 20 Jahren praktiziert, womit Audits nahezu völlig wegfallen. Diese Vorgehensweise wird als elektronisches Lizenzmanagement, Compliance-Management oder elektronische Lizenzierung bezeichnet. Die Basisfunktionalität ist stets gleich: Die Software speichert die Nutzungsrechte, misst und verfolgt die tatsächliche Nutzung, vergleicht Nutzungsrechte mit der tatsächlichen Nutzung und reagiert nach den Vorgaben des Softwareanbieters. Softwareanbieter können die Grundfunktionalität entweder selbst entwickeln oder sie kaufen stabile Lizenzmanagementsysteme von kommerziellen Anbietern ein und integrieren diese. Angesichts dieser Möglichkeiten stellt sich die Frage, warum die allermeisten Softwareanbieter diese Grundfunktionalität nicht zur Verfügung stellen und warum sie von den Endkunden nicht verlangt wird, wie das bei anderen Funktionen durchaus der Fall ist.
Es lohnt sich, dieser Frage nachzugehen. Einige Anbieter finden offenbar regelrecht Gefallen daran, ihre Kunden einem Audit zu unterziehen. Andere Anbieter scheinen ihren Kunden den Eindruck vermitteln zu wollen, dass Auditing zu ihren Kernkompetenzen gehört. Dabei betreiben sie Lizenzmodelle, die eine unbeabsichtigte Überbeanspruchung praktisch fördern.
Die meisten Anbieter sehen Auditing allerdings ganz nüchtern als das, was es ist: ein Beziehungskiller. Manche der eben genannten Anbieter betrachten sogar das elektronische Lizenzmanagement (ELM) als Störfaktor für ihre Kunden. Sie führen auch dann kein Audit durch, wenn sie deutliche Hinweise darauf haben, dass der Kunde die Lizenzbestimmungen überstrapaziert. Dabei können Softwareanbieter ELM ganz nach ihren Vorstellungen implementieren: von der reinen Informationserfassung in einer Log-Datei bis hin zur Sperrung bei Überbeanspruchung. Andere Anbieter setzen Dashboards ein, wie man sie aus dem IT-Asset-Management kennt, um ihre Angebote ernsthaft abzugrenzen. Es ist schwer zu verstehen, warum die meisten Softwareanbieter ihre Compliance-Mechanismen nicht vereinfachen.
Die überwiegende Mehrzahl der Endkunden will compliant sein und unternimmt alles, um es auch zu bleiben. Ein allgemeines Problem ist, dass viele Unternehmen mit den wachsenden Komplexitäten, die sich durch Innovationen bei den Lizenzmodellen und IT-Infrastrukturen ergeben, kaum Schritt halten können. Software und "intelligente Hardware" kann und muss Lizenznutzungsrechte beinhalten und verwalten und somit die Kunden dabei unterstützen, die Compliance-Auflagen im täglichen Betrieb einzuhalten. Softwareanbieter sollten diesen Aspekt der Kundenerfahrung unbedingt verbessern. Und die Kunden sollten sicherstellen, dass diese Grundfunktion in jedem erworbenen Softwareprodukt enthalten ist. Compliance-Audits können und sollten überflüssig werden.
Der Autor
(*) Michael Costa
Michael Costa ist Principal Solution Architect bei Flexera Software. Sein Fokus liegt darauf, den Kunden zu helfen, ihre kurzfristigen und strategischen Geschäftsziele zu verbessern, indem innovative Preis- und Lizenz-Modelle durch elektronische Software für Lizenzierung und Berechtigungsmanagement. Michael Costa hat viele Jahre Erfahrung im Definieren, Implementieren und Optimieren von Software Preis- und Lizenz-Modellen. Dies beinhaltet notwendiges Wissen um Kunden- und Verkäufer-Prozesse und die Infrastruktur, um maßgebliche und fortlaufende Geschäftsziele zu erreichen.
(Flexera Software: ra)
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