Verbesserter Schutz ärztlicher Diagnosen
Bundesdatenschutzbeauftragter begrüßt Rücknahme von Kodierrichtlinien
Mit der Streichung der Übermittlungsverpflichtung der detaillierten Diagnosedaten wird ein erheblicher Eingriff in das informationelle Selbstbestimmungsrecht des Patienten wieder zurückgenommen
(28.06.11) - Die Ambulanten Kodierrichtlinien, nach denen die niedergelassenen Ärzte ärztliche und psychotherapeutische Diagnosen wesentlich detaillierter als bisher beispielsweise an Krankenkassen übermitteln sollten, werden zurückgezogen. Dies sieht jedenfalls ein Gesetzentwurf vor, den Bundesgesundheitsminister Bahr jetzt vorgelegt hat, und der die Streichung der gesetzlichen Grundlage vorsieht.
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (Bfd), Peter Schaar, begrüßt nachdrücklich diese Gesetzesinitiative. Schaar sagte: "Mit der Streichung der Übermittlungsverpflichtung der detaillierten Diagnosedaten wird ein erheblicher Eingriff in das informationelle Selbstbestimmungsrecht des Patienten wieder zurückgenommen. Besserer Datenschutz und weniger Bürokratie passen hier wunderbar zusammen."
Schaar erinnert daran, dass insbesondere im psychotherapeutischen Bereich die Vorgaben der Ambulanten Kodierrichtlinien viel zu detailliert sind. In dem vorgesehenen Detaillierungsgrad sind die Angaben auch für Abrechnungszwecke bei den Krankenkassen nicht erforderlich. Hierzu reicht eine Kodierung nach der bisher üblichen internationalen Klassifikation ICD-10 völlig aus. Die Ambulanten Kodierrichtlinien legen fest, wie Diagnosen von ambulant behandelten Patienten im deutschen Gesundheitssystem für die Abrechnung zu kodieren sind. Sie wurden zum 1. Januar 2011 bundesweit eingeführt. (BfDI: ra)
Meldungen: Datenschutz und Compliance
-
BvD fordert praxisnahe Reform der DSGVO
Der Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e.V. fordert in einem aktuellen Positionspapier eine umfassende Reform der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Ziel ist eine moderne, risikobasierte Weiterentwicklung, die Bürokratie reduziert, Unternehmen mehr Rechtssicherheit bietet und zugleich den Schutz für Betroffene erhöht. Der Verband appelliert an die Bundesregierung, sich in Brüssel aktiv für praxisnahe Nachbesserungen starkzumachen - gerade im Interesse kleiner und mittlerer Unternehmen "Die DSGVO ist ein Meilenstein des Grundrechtsschutzes, aber sie braucht ein Update, das den digitalen Realitäten gerecht wird", sagt Thomas Spaeing, Vorstandsvorsitzender des BvD. "Datenschutzbeauftragte sind die Brückenbauer zwischen Regulierung und unternehmerischer Praxis. Wenn wir die Digitalisierung in Europa sicher und rechtskonform gestalten wollen, müssen wir ihre Rolle gezielt stärken - gerade im Mittelstand", führt er weiter aus.
-
Digitale Aufsicht im Praxistest
Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) hat erstmals eine automatisierte Webseitenprüfung durchgeführt und dabei Verstöße bei der Einbindung von YouTube-Videos auf Webseiten des Bundes identifiziert.
-
BfDI verhängt Geldbußen gegen Vodafone
Die BfDI, Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider, hat der Vodafone GmbH zwei Geldbußen in einer Gesamthöhe von 45 Millionen Euro auferlegt. Durch böswillig handelnde Mitarbeitende in Partneragenturen, die im Auftrag von Vodafone Verträge an Kunden vermitteln, war es unter anderem zu Betrugsfällen durch fingierte Verträge oder Vertragsänderungen zulasten von Kunden gekommen.
-
Auslegung der Digitalrechtsakte
Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider, führte in Brüssel den wichtigen Dialog zur praxistauglichen und innovationsfreundlichen Auslegung der Digitalrechtsakte.
-
Pilotprojekt KI-Reallabor
Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider, hat gemeinsam mit der Hessischen Ministerin für Digitalisierung und Innovation, Prof. Dr. Kristina Sinemus, und dem Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ein Pilotprojekt zur Simulation eines KI-Reallabors gestartet.