Aushöhlung der Gewerbesteuer?


Antrag: SPD-Fraktion fordert Erhalt und Ausweitung der Gewerbesteuer
Eine aufgabengerechte und stabile Finanzausstattung sei Voraussetzung für handlungsfähige Gemeinden und Kreise


(09.12.10) - Die SPD-Fraktion fordert den Erhalt der Gewerbesteuer. Außerdem müssten alle Maßnahmen unterlassen werden, die zu einer Aushöhlung der Gewerbesteuer führen, heißt es in einem Antrag der SPD-Fraktion (17/3996). Die weiteren Beratungen der Gemeindefinanzkommission sollten auf der Basis des "Kommunalmodells" erfolgen, das die Erweiterung von Hinzurechnungen und die Einbeziehung der Selbstständigen und der freien Berufe in die Gewerbesteuer vorsieht.

Auf die Einführung eines kommunalen Hebesatzrechts bei der Einkommensteuer müsse verzichtet werden, fordert die SPD-Fraktion.

In der Begründung des Antrages heißt es, die Gewerbesteuer sei die wichtigste Einzelsteuer. Im Zeitraum von 1995 bis 2007 sei ihr Anteil von 10,8 auf 17,9 Prozent gestiegen. Damit weise die Gewerbesteuer eine Wachstumsdynamik auf, die weit über der der übrigen lohn- und einkommensabhängigen Steuern liege. Das Aufkommen der Gewerbesteuer sei zwar konjunkturabhängig, aber das gelte genauso für die Einkommensteuer und noch stärker für die Körperschaftssteuer. Der Weiterentwicklung der Gewerbesteuer komme daher eine zentrale Bedeutung zu.

Bereits durch die 2008 erfolgte Hinzurechnung von Zinsen sowie Finanzierungsanteilen von Mieten, Pachten und Leasinggebühren sei ein wichtiger Beitrag zur Verstetigung von Einnahmen gewesen, schreibt die SPD-Fraktion. Gewinnverlagerungen an Konzernmütter in Niedrigsteuerländern durch unangemessen hohe Zinsen, Mieten, Leasingraten oder Lizenzgebühren seien unattraktiv geworden.

Diese Hinzurechnungen sollten noch erweitert und Freiberufler in die Gewerbesteuerpflicht einbezogen werden. "Für die Angehörigen der Freien Berufe führt dies zu keiner unzumutbaren Mehrbelastung, da sie ihre Gewerbesteuerzahlungen grundsätzlich mit ihrer Einkommensteuerschuld verrechnen können", erläutert die SPD-Fraktion.

Der Bundesregierung wird vorgeworfen, gleich nach der Bundestagswahl mit einer Aushöhlung der Gewerbesteuer durch Herabsetzung der Hinzurechnung von Mieten und Pachten begonnen zu haben. Außerdem habe sie geplant, die Gewerbesteuer durch einen höheren Anteil an der Umsatzsteuer und einen kommunalen Zuschlag auf die Einkommen- und Körperschaftsteuer zu ersetzen. Erst nachdem dieser Versuch am Widerstand der Kommunen gescheitert sei, habe der Finanzminister die Zusage für einen Erhalt der Gewerbesteuer gegeben.

Das nach wie vor im Raum stehende Hebesatzrecht der Kommunen bei der Einkommensteuer ist nach Ansicht der SPD-Fraktion "vor allem für strukturschwache Kommunen nachteilig", da sie überdurchschnittlich hohe Einkommensteuern erheben müssten. Eine aufgabengerechte und stabile Finanzausstattung sei Voraussetzung für handlungsfähige Gemeinden und Kreise, schreibt die SPD-Fraktion. (Deutscher Bundestag: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Garantien für Uefa unterliegen Steuergeheimnis

    Der Erlass von Einkommensteuer für Veranstaltungen in Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft 2024 ist aus Sicht der Bundesregierung in besonderem öffentlichen Interesse. Allerdings unterlägen die Inhalte der Steuergarantien für den europäischen Fußballverband Uefa dem Steuergeheimnis, schreibt sie in ihrer Antwort (20/12227) auf eine Kleine Anfrage der Gruppe Die Linke (20/11840).

  • Übererfüllung von EU-Rechtsakten

    Die Bundesregierung gibt in einer Antwort (20/12167) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (20/11742) Auskunft über das "Gold-Plating" von EU-Richtlinien beziehungsweise EU-Verordnungen. Danach wurden in dieser Legislaturperiode neun Richtlinien und drei Verordnungen über das von der Richtlinie beziehungsweise Verordnung geforderte Mindestmaß hinaus umgesetzt.

  • Werbung der Deutschen Bahn AG

    Die Deutsche Bundesregierung erteilt keine Auskünfte über den Umfang des Werbebudgets der Deutschen Bahn AG (DB AG). Es handle sich dabei um Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse des Unternehmens, heißt es in der Antwort der Regierung (20/12222) auf eine Kleine Anfrage der Gruppe Die Linke (20/11503).

  • Beschränkung der Laienverteidigung

    Der Bundesrat will die in der Strafprozessordnung eröffnete Möglichkeit der Laienverteidigung einschränken. Nach den Vorstellungen der Länderkammer sollen künftig nur noch volljährige Angehörige des Beschuldigten, Vertreter etwa von Berufsverbänden oder Gewerkschaften oder Personen mit der Befähigung zum Richteramt - nach Genehmigung durch das Gericht - die Verteidigung übernehmen dürfen.

  • Innovative Ansätze in der Datenpolitik nötig

    Mit den Rahmenbedingungen für eine innovative Datenpolitik, also Datenaustausch und -nutzung sowie Datenschutz, hat sich der Digitalausschuss in einer öffentlichen Anhörung befasst. Die Sachverständigen bewerteten auch die nationalen Spielräume bei der Umsetzung des europäischen Data Acts, des Data Governance Acts aber auch der KI-Verordnung.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen