Verringerung des Ressourcenverbrauchs
Umwelt: Ressourcenverbrauch bis 2050 verdreifachen oder Effizienz und Recycling verbessern?
Die Kommission wird in Kürze einen "Fahrplan hin zu einem ressourceneffizienten Europa" fertigstellen
(06.06.11) - Die Europäische Kommission gemeinsam mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) die Ergebnisse zweier wichtiger Berichte vorgelegt, in denen eine radikale Änderung unseres Umgangs mit knappen Ressourcen gefordert wird. Der erste Bericht betont das immense Potenzial wachsender Metall-Recyclingquoten. Nur 18 Metalle werden zu mehr als 50 Prozent recycelt, und bei einem Großteil wird noch nicht einmal eine Recyclingquote von 1 Prozent erreicht.
Der zweite Bericht, der zum ersten Mal am 18. Mai vor der Kommission der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung vorgestellt wurde, unterstreicht die Notwendigkeit einer drastischen Entkopplung, um eine weltweite Ressourcenkrise bis 2050 zu vermeiden, und liefert wissenschaftlich fundierte Szenarien zum künftigen Ressourcenverbrauch. In den beiden vom International Resource Panel erstellten Berichten werden Gesetzgeber und politische Entscheidungsträger dazu aufgerufen, Wege zur Verringerung des Ressourcenverbrauchs und Steigerung des Recyclings zu finden. Ihre Veröffentlichung bei der Grünen Woche ebnet den Weg für den kommenden "Fahrplan hin zu einem ressourceneffizienten Europa" der Kommission.
Umweltkommissar Janez Potočnik erklärte: "Diese Berichte unterstreichen, wie dringend eine Umstellung auf eine ressourceneffiziente Wirtschaft notwendig ist. Sie zeigen ganz klar die enormen Herausforderungen, die vor uns liegen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir diese Herausforderungen bewältigen können. Die Kommission wird nun in Kürze einen "Fahrplan hin zu einem ressourceneffizienten Europa" fertigstellen, mit dem ein Ablaufplan für die Umstellung geschaffen und der Boden für die nächsten Schritte bereitet wird. Wir brauchen jetzt einen wirksamen Dialog mit den Mitgliedstaaten, da wichtige Entscheidungen in Bereichen wie Steuerreform und die Beseitigung ineffizienter Subventionen erforderlich sind. Ich begrüße auch die Forderung nach einer verstärkten Fokussierung auf Recycling."
"Das Erreichen eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums und das Schaffen menschenwürdiger Beschäftigung in einer Weise, dass der ökologische Fußabdruck der Menschheit die Grenzen der Leistungsfähigkeit unseres Planeten nicht überschreitet, ist die größte Herausforderung dieser Generation," sagte Achim Steiner, Exekutivdirektor des UNEP. "Die Entkopplung des Wachstums von der Nutzung natürlicher Ressourcen ist für diese Herausforderung von grundlegender Bedeutung und wird der Schlüssel zum Übergang in eine emissionsarme, effiziente grüne Wirtschaft sein.
Innovation, einschließlich technischer, finanzpolitischer und organisatorischer Innovation, muss sich durch eine intelligente und zukunftsorientierte Politik entfalten, die heute sieben Milliarden und neun Milliarden Menschen im Jahr 2050 sowohl in Entwicklungs-, als auch in Industrieländern in ihrem Streben unterstützt. Europa spielt eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Partnerschaften und Kooperationen, die diese Transformation herbeiführen und weltweit den fairen und gerechten Zugang aller Menschen zu den Ressourcen gewährleisten werden."
Metall-Recycling
Trotz der Besorgnis der Industrie über Ressourcenknappheit und hohe Preise wird derzeit nur rund 1 Prozent bestimmter wichtiger High-Tech-Metalle recycelt. Der Rest wird einfach entsorgt und am Ende des Lebenszyklus eines Produktes weggeworfen. In dem neuen Bericht wird davor gewarnt, dass kritische, Spezial- oder Seltenerdmetalle im Wesentlichen für den Einsatz in der modernen Technik ohne radikale Änderungen an diesen Praktiken nicht mehr zur Verfügung stehen könnten. Bei Metallen wie Eisen und Stahl, Kupfer, Aluminium, Blei und Zinn dagegen liegen die Recyclingquoten weltweit zwischen 25 Prozent und 75 Prozent, wobei die Quoten in einigen Entwicklungsländern niedriger sind.
Durch die Steigerung der Recyclingquoten durch bessere Sammelsysteme und eine bessere Recycling-Infrastruktur, insbesondere in den Entwicklungsländern, könnten Millionen oder gar Milliarden von Tonnen an Treibhausgas-Emissionen eingespart und möglicherweise eine erhebliche Zahl von "grünen" Arbeitsplätzen geschaffen werden. Nach dem Bericht ist das Recycling von Metallen ist zwei bis zehn Mal energiesparender als das Schmelzen Roherzen.
Bericht zur Entkopplung von Wachtum und Ressourcennutzung
Nach dem Bericht "Decoupling natural resource use and environmental impacts from economic growth" ("Entkopplung der Nutzung natürlicher Ressourcen und der Umweltauswirkungen vom Wirtschaftswachstum") wird der Ressourcenverbrauch bis 2050 mit einem Jahresverbrauch von 140 Mrd. Tonnen Mineralien, Erzen, fossilen Brennstoffen und Biomasse drei Mal so hoch sein wie heute, wenn wir unser Verhalten nicht ändern. Da dies ganz offensichtlich nicht haltbar ist, heißt die Lösung Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom natürlichen Ressourcenverbrauch durch eine erhöhte Ressourceneffizienz. Es werden drei Szenarien vorgeschlagen, von denen das Ehrgeizigste von den Industrieländern verlangt, den Pro-Kopf-Verbrauch von derzeit 16 Tonnen pro Jahr um zwei Drittel zu reduzieren, während andere Länder auf dem heutigen Niveau bleiben. Der Ressourcenverbrauch könnte dann auf dem Niveau des Jahres 2000 gehalten werden.
Siehe: http://www.unep.org/resourcepanel/Publications/Decoupling/tabid/56048/Default.aspx
Hintergrund: Internationaler Ausschuss für nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung
Der Ausschuss für Ressourcenbewirtschaftung wurde eingerichtet, um unabhängige wissenschaftliche Erkenntnisse in der Nutzung natürlicher Ressourcen und deren Umweltauswirkungen zu bieten. Dabei steht die Suche nach Lösungen im Vordergrund, wie wirtschaftliches Wachstum ohne Umweltschäden möglich ist. Der Ausschuss stützt sich auf die Stellungnahmen von Umweltexperten aus aller Welt. Der Vorsitz im Ausschuss wird gemeinsam geführt von IUCN-Präsident Ashok Khosla und Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker, dem ehemaligen Vorsitzenden des Umweltausschusses im Bundestag.
Der vollständige Bericht findet sich unter: http://www.unep.org/resourcepanel/
(Europäische Kommission: ra)
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