US-Hypothekenkrise erreicht deutsche Fonds
Schließung von Fonds zwar erlaubt, aber schlechte Maßnahme - Anteilswerte mehrerer geldmarktnaher Fonds, stets als sichere "Geldparkplätze" gepriesen, unter Druck
Kritik: "Leichtfertige Anhäufung von ABS als vermeintlich risikolose Renditebringer" - Auch der europäische ABS-Markt an den Rande des Zusammenbruchs geraten
(13.08.07) - Die Schockwellen der Krise um amerikanische Hypotheken schlechter Qualität, den so genannten "subprime" Hypotheken, erreichten in den letzten Tagen auch deutsche Publikumsfonds. Während zwischenzeitliche Kursverluste bei Aktienfonds zur Normalität gehören, traf es auch vermeintlich sichere Zinsfonds. Einige Fonds stellten sogar kurzfristig die Anteilsrücknahme ein. Ferner gerieten die Anteilswerte mehrerer geldmarktnaher Fonds, stets als sichere "Geldparkplätze" gepriesen, unter Druck.
Der Hintergrund dafür, dass die Auswirkungen der eigentlich auf die USA beschränkten Hypothekenkrise so stark die Fonds belastet, liegt in der Art und Weise der Refinanzierung der Hypotheken. Die kreditgebenden Banken bündeln ihre Forderungen und verkaufen sie einschließlich der dazugehörigen Sicherheiten weiter.
In den letzten Jahren ist der Markt für diese verbrieften Kredite, so genannte Kreditderivate und "Asset Backed Securities", kurz "ABS", stark gewachsen. Damit wurden die Kreditrisiken weltweit verteilt. Aber nicht nur die Wertpapiere, die sich unmittelbar auf US-Hypotheken schlechter Bonität beziehen, sind stark gefallen. Weil viele Großanleger verschreckt ihr Kapital aus dem ganzen Marktsegment abgezogen haben, ohne dabei nach der Qualität der ABS zu unterscheiden, ist auch der europäische ABS-Markt an den Rande des Zusammenbruchs geraten. Auch ABS, die überhaupt nichts mit US-Hypotheken zu tun haben, nämlich verbriefte Unternehmenskredite, so genannte CDOs, sind nicht oder nur noch mit großen Abschlägen auf ihren Nennwert verkäuflich. Damit gerieten auch deutsche Fonds in Schwierigkeiten.
"Die Fondsmanager hierzulande hatten zwar richtigerweise das gefährdete subprime-Segment weitgehend gemieden, aber völlig unterschätzt, dass in einer übertriebenen Angstreaktion auch alle anderen Segmente des ABS-Marktes einschließlich der CDOs unter Druck kommen würden", erklärt dazu Dirk Arning, Kapitalmarktexperte bei Drescher & Cie. Als schweren Fehler bezeichnet er "die allzu leichtfertige Anhäufung von ABS als vermeintlich risikolose Renditebringer" – vor allem, wenn dies nicht nur in ausgewiesenen ABS-Fonds, sondern in Geldmarktfonds erfolgte.
"Der Einzelauswahl von ABS, ihren Bonitäts-Ratings und den konkreten Kreditqualitäten hat man hohe Aufmerksamkeit geschenkt. Kombiniert mit einer breiten Risikostreuung und relativ kurzen Laufzeiten fühlte man sich auf der sicheren Seite. Dabei hat man völlig übersehen, dass es ein Szenario geben könnte, in denen die ganze Asset-Klasse ABS in Ungnade fällt." Arning sieht die Schließung einiger betroffenen Fonds als "Ultima ratio" sehr kritisch: "Dies ist eine zwar erlaubte, aber schlechte Maßnahme. Denn damit werden die Anleger von der Investmentgesellschaft zur Handlungsunfähigkeit verurteilt."
Besser sei es, die Fonds offen zu lassen, solange überhaupt noch Preise gestellt und die Werte gehandelt werden könnten, "unabhängig davon, ob einem diese Preise gefallen oder nicht". Es sei zwar richtig, dass für ABS gegenwärtig kaum faire Preise erzielbar seien, aber es stehe nicht den Investmentgesellschaften zu, zu entscheiden, wann man verkaufen oder kaufen kann.
Fondsanlegern rät Drescher & Cie zur Besonnenheit. Die Kursverluste als Reaktion auf die Subprime-Krise seien übertrieben. ABS-Fonds mit Schwerpunkt Europa seien jetzt antizyklisch eher ein Kauf denn ein Verkauf.
(Drescher & Cie: ra)
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