Forum Kiedrich mit Fragen der Wirtschaftsethik
Ex-Dresdner-Bank-Chef zur Ethikdiskussion: "Banken müssen Balance zwischen volkswirtschaftlichem Auftrag und Gewinnorientierung finden"
Gründerforum geht mit Ethikdiskussion gegen Misstrauen in die Wirtschaft an
(07.07.09) - Auf einer Jubiläumsveranstaltung des Forum Kiedrich zu Fragen der Wirtschaftsethik wurde am Samstag kein Blatt vor den Mund genommen. Zum 25. Gründermarkt des Gründer- und Mentorennetzwerks hatte man sich vorgenommen, Start-up-Unternehmer mit dem moralischen Anspruch zu konfrontieren, den die Position an der Spitze eines Unternehmens mit sich bringt. Unter den rund 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmern entfachte das Podium eine engagierte Diskussion.
Hartmut Kreikebaum, Hochschullehrer an der European Business School, verlangte, dass die Wirtschaftselite insgesamt offener für Kritik sein müsse. Die Tendenz, über Fehler schnell einen Mantel des Schweigens zu decken, sei mit verantwortlich dafür, dass sich die Gründe für die derzeitige Wirtschaftskrise in absehbarer Zeit weiter aufschaukeln könnten.
Herbert Walter, bis Jahresanfang Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank, sieht einen Spagat zwischen der Rolle der Banken als volkswirtschaftliche Kraft und der als gewinnorientierte Unternehmen: "Die Rolle des Kaufmanns wurde in der Vergangenheit überbetont. Hier muss mehr Bescheidenheit einziehen."
Franz-Theo Gottwald, Theologe und Vorstand der auf Ernährungsfragen ausgerichteten Schweisfurth-Stiftung ließ keinen Zweifel aufkommen, dass man mit freiwilliger Selbstverpflichtung den aktuellen Schäden kaum Herr werden könne: "Gier kann nur durch staatliche Vorgaben gezügelt werden."
Klaus Schrott, Geschäftsführer des Medizintechnikunternehmens Fresenius Kabi sieht durch die Wirtschaftsentwicklung die Unternehmerschaft aufgefordert, eigene Vorbilder stärker herauszustellen.
Die Diskussion ließ ahnen, dass Krisen zum Wirtschaftsleben hinzu gehören, dass jedoch die Bereitschaft, damit verbundene Konflikte offen anzusprechen und auszutragen, deutlich angestiegen ist. Allen Teilnehmern war ein Unbehagen gemeinsam, mit der extremen Kurzfristigkeit umzugehen, mit der sich heute finanzielles und wirtschaftliches Handeln gegenseitig beeinflussen. Gerade deshalb sei es für Unternehmen so wichtig, sich nicht von einem Geschäftsfeld allein abhängig zu machen, sich Qualitätsgrundsätzen zu verschreiben und so dem Misstrauen der Allgemeinheit in wirtschaftliches Handeln zu begegnen.
Forum Kiedrich Geschäftsführerin Claudia Erben hatte zu Beginn der Gründermarkt-Veranstaltung auf die grundlegende Veränderung des Wirtschaftslebens seit Start des Forums im Jahr 1997 hingewiesen: "Die heutige Zusammenarbeit über Zeitzonen hinweg, die Verlagerung vom stationären zum elektronischen Geschäft haben Wirtschaft und Gesellschaft umgewälzt. Aus Konsumenten wurden Entscheider, die in Communities Märkte bewegen. Diese Emanzipation basiert auf technologischen Innovationen, die das Forum auch weiterhin begleiten wird."
Insgesamt stellten sich nach der ethischen Grundsatzdiskussion zweiundzwanzig Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer vor und tauschten sich lebhaft über ihre Chancen zu Geschäftsentwicklung aus. (Forum Kiedrich: ra)
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