Im Vorfeld der EuroSOX-Einführung
Das Information Security Forum (ISF) warnt: Übersetzungen erschweren die Umsetzung von EuroSOX
EuroSOX-Compliance: 25 verschiedene Sprachversionen der 8. EU-Richtlinie stellen multinationale Unternehmen vor große Herausforderungen
(19.02.08) - Schon im Jahr 2002 reagierte die US-Gesetzgebung mit dem Sarbanes-Oxley Act (SOX) auf die Bilanzskandale in den Vereinigten Staaten. Die von der Europäischen Union verabschiedete 8. Richtlinie – auch EuroSOX genannt – soll nun von Juli 2008 an in europäischen Unternehmen für mehr Transparenz in den Jahresabschlüssen sorgen. Das Europäische Parlament synchronisiert EuroSOX länderübergreifend. Denn die Richtlinie ist für alle 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union verbindlich und bis zum 29. Juni 2008 in nationales Recht umzusetzen. Doch die Übersetzung dieser Richtlinie in 25 verschiedene Sprachen führt zu zusätzlichem Aufwand bei den international tätigen Unternehmen. Dies ist eines der Hauptbedenken der ISF Information Security Forum im Vorfeld der EuroSOX-Einführung. Das Information Security Forum (ISF) ist eine unabhängige Organisation, zu deren Mitgliedern sich über 300 der größten europa- und weltweit agierenden Unternehmen und Organisationen zählen.
"Euro-SOX soll die bereits existierenden Gesetze harmonisieren. Allerdings geht die Eindeutigkeit durch 25 übersetzte Versionen und verschiedene Auslegungsmöglichkeiten der Gesetze zum Rechnungswesen verloren. Und das könnte für Verwirrung sorgen. Außerdem stellt dies den positiven Effekt in Bezug auf betriebliche Risiken und deren Kontrolle in Frage", sagt Reinhard Bertram, Leiter des Center of Competence Security bei Siemens IT Solutions and Services und Mitglied des ISF Executives. "Wie diese Gesetze durch die einzelnen EU-Mitglieder ausgeführt werden, ist zurzeit noch nicht klar, aber ein aggressiver Ansatz bei der Betriebsprüfung und Einhaltung der EU-Richtlinie könnte die Abteilungen für Informationssicherheit und deren Budgets belasten."
Die EU-Richtlinien sind keine eigenständigen Gesetze, sondern bedürfen vielmehr der Einbindung in das individuelle Recht der einzelnen EU-Mitglieder zum Sommer 2008. So wird beispielsweise die britische Regierung lediglich das bestehende Gesetz ergänzen, anstatt ein neues zu verabschieden. Im Vergleich zu den USA liegt es in Europa in der Gestaltungsfreiheit der Unternehmen, interne Kontrollen so zu arrangieren, dass sie angemessen sind.
Das ISF weist auf die Erfahrungen mit dem Datenschutzgesetz hin, um aufzuzeigen, wie die Bedeutung der Vorschriften fast unbemerkt durch eine Übersetzung verändert wird. Die Einhaltung des EuroSOX wird zwar zentral durch das Europäische Parlament überwacht, doch die individuelle Auslegung durch die einzelnen Mitgliedsstaaten birgt in sich die Gefahr, dass es zu widersprüchlichen Interpretationen kommen könnte.
Zu weiteren Irritationen führt die direkte Gegenüberstellung mit dem amerikanischen Sarbanes-Oxley Act, verursacht durch den Titel Euro-SOX, welcher hauptsächlich eine Kreation der Medien ist. Auf den ersten Blick gibt es Gemeinsamkeiten, aber die signifikanten Unterschiede dürfen dabei nicht übersehen werden. Das Sarbanes-Oxley nimmt die Firmenleitung in eine größere Verantwortung, deckt illegale Arbeitsabläufe auf, identifiziert betrügerisches Geschäftsgebaren und sorgt für hohe Strafen bei Verstößen.
All diese strikten Regelungen sind bei EuroSOX nicht gegeben. Denn in Europa wird in erster Linie das Ziel verfolgt, eine höhere Transparenz zu gewährleisten. "Obwohl die Einhaltung der Richtlinien in den meisten Unternehmen streng betrieben wird, entstanden durch die Einführung des Sarbanes-Oxley sowohl in den USA als auch in Europa große Schwierigkeiten und hohe Kosten ", so meint Reinhard Bertram. "Es wäre wünschenswert, dass einige dieser Erfahrungen dazu führen, EuroSOX vorsichtiger und gewissenhafter zu implementieren." (ISF: ra)
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