Totalüberwachung der Internetkommunikation


Nachrichten aus dem Unrechtsstaat: "Vorratsdatenspeicherung ist Datenschutz"
Der Widerstand gegen die Datensammelwut nährte sich vor allem davon, dass den Behörden und Politikern unterstellt wurde, den Terrorismus nur als Vorwand zu benutzen, um die lästige Unverletzlichkeit der Privatsphäre zu beseitigen

Kommentar von Dr. Wieland Alge, General Manager EMEA bei Barracuda Networks

(04.03.14) - In letzter Zeit werden Stimmen laut, die Vorratsdatenspeicherung als Beitrag zum Datenschutz verstanden wissen wollen. Eine Analyse von Dr. Wieland Alge, General Manager EMEA bei Barracuda Networks.

"Zur Erinnerung: Sicherheitskreise haben uns die Vorratsdatenspeicherung als unabdingbares Mittel im Abwehrkampf gegen den internationalen Terrorismus erklärt. In Deutschland verbot das Verfassungsgericht die Umsetzung, in Österreich gingen manche zum EuGH und erzwangen die Offenlegung, für welche Verbrechensermittlungen denn die Daten abgefragt wurden. Die Ergebnisse sprachen für sich: Drogendelikte und Stalking waren die Highlights. Der Terrorismus kam auf eine einzige Abfrage

Der Widerstand gegen die Datensammelwut nährte sich vor allem davon, dass den Behörden und manchen PolitikerInnen unterstellt wurde, den Terrorismus nur als Vorwand zu benutzen, um die lästige Unverletzlichkeit der Privatsphäre zu beseitigen.

In Reaktion auf die Resultate in Österreich ändern die Befürworter der Vorratsdatenspeicherung nun ihre Strategie. Die Bedrohung durch die NSA wird beschworen, der Schutz des Technologie-Standorts Deutschland und der potentielle Daten-Diebstahl, der jeden einzelnen betrifft. Aus diesem diffusen Szenario schließen die Verteidiger der Vorratsdatenspeicherung, dass alle potentiellen Opfer überwacht werden müssen. Die Täter der Internetkriminalität sind technisch nicht besonders naiv. Um zum Beispiel ebay-Konten zu plündern, erfordert es durchaus fortgeschrittene Kenntnisse von Internetprotokollen und deren Stärken und Schwächen. Ganz sicher gehört dazu das Wissen, wie man die Rückverfolgung eines Angriffs verhindern kann. Das ist im Übrigen viel, viel einfacher als ein ebay Konto zu plündern.

Die Vorratsdatenspeicherung ist auch kein alltägliches, kosteneffizientes Mittel der Sicherheit wie ein Tür- oder Autoschloss, dass man einsetzt auch wenn man weiß, dass es nur zu einem gewissen Grad Schutz bietet. Sie ist weitaus invasiver, und ihr Preis ist unsere Freiheit. Die Vorratsdatenspeicherung fordert quasi ein Bewegungsprofil aller deutschen StaatsbürgerInnen zu hinterlegen, damit man bei Bedarf ermitteln könnte, wer sich zum Zeitpunkt eines Ladendiebstahls in der Nähe aufgehalten hat. Das ist das genaue Gegenteil eines Türschlosses.

Die Argumente für die Vorratsdatenspeicherung lassen sich also wie folgt widerlegen:

>> NSA-artige Überwachungen: Nur: Die NSA setzt auf Methoden, die mit Vorratsdatenspeicherung und deren Auswertungen genau nicht erfasst würden.
>> Industriespionage: Aber: Die Angriffe auf geistiges Eigentum von deutschen Unternehmen kommen fast ausschließlich von außen. VDS würde hier keinen Ermittlungsvorteil bringen.
>> Kleinkriminalität im Internet: Auch hier sind die Quellen der Angriffe typischerweise gut getarnt und liegen meist außerhalb.

Worauf wollen die BefürworterInnen einer Vorrastdatenspeicherung also wirklich hinaus?

Die Initiative zur Sammlung von Verbindungsdaten ging damals von einer konservativen Regierung in Dänemark und von Großbritannien aus. Es stellte sich heraus, dass der britische Geheimdienst GCHQ damals wie heute erhebliche Energie in die Totalüberwachung der Internetkommunikation steckt. Es wäre geradezu erschreckend naiv zu glauben, dass Daten, die im Rahmen der Vorrastdatenspeicherung erfasst werden, keine Begehrlichkeit wecken. Jeder der zu diesem Thema Stellung bezieht, muss dies wissen."
(Barracuda Networks: ra)

Barracuda Networks: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Politik auf EU-Ebene gefordert

    Der Digitalverband Bitkom plädiert vor der Konstituierung der neuen EU-Kommission für ein Umdenken in der europäischen Verbraucherpolitik. In den letzten Jahren wurde eine kaum überschaubare Vielzahl neuer Regeln wie Datenschutz-Grundverordnung, Digital Markets Act, Data Act, AI Act oder dem Digital Services Act und diverse Verbraucherrechtsrichtlinien erlassen.

  • Quantum-Sicherheit beginnt jetzt

    Die Veröffentlichung der Post-Quantum-Standards durch das NIST markiert einen entscheidenden Fortschritt in der Absicherung der digitalen Zukunft. Bislang befanden sich Entwickler und Sicherheitsteams in einer abwartenden Position, doch mit der Finalisierung dieser Standards beginnt nun der Weg zur Quantum-Sicherheit.

  • NIS2-Umsetzung & Null-Toleranz-Strategie

    148 Milliarden Schaden im vergangenen Jahr - und längst noch kein Ende in Sicht: Die Bedrohungslage ist und bleibt prekär. Zudem sorgen Digitalisierung, Cloud und KI für neue Angriffsflächen und eröffnen den Hackern eine Vielzahl an Möglichkeiten. Dies zeigt auch die jüngste Lünendonk-Studie. Der zu Folge hakt es insbesondere bei der E-Mail-Sicherheit und dem Schwachstellenmanagement. Trotz einer anhaltend massiven Bedrohungslage hat rund ein Drittel der Unternehmen keinen Überblick über den tatsächlichen Cybersecurity-Status.

  • Herausforderungen und Chancen der NIS-2-Direktive

    Mit der bevorstehenden Frist zur Umsetzung der NIS-2-Direktive stehen viele Unternehmen vor einer bedeutenden Herausforderung. Unsere Beobachtungen zeigen, dass viele Unternehmen Schwierigkeiten haben werden, die Anforderungen rechtzeitig zu erfüllen. Dies liegt vor allem daran, dass das Thema zu lange vernachlässigt wurde.

  • NIS-2-Richtlinien treten bald in Kraft

    Die NIS-2-Richtlinien treten in wenigen Monaten in Kraft und sind derzeit in aller Munde. Die zahlreichen Vorträge und Veranstaltungen zu diesem Thema unterstreichen nicht nur dessen Bedeutung, sondern zeigen auf, dass es noch viel Informationsbedarf bei Verantwortlichen und Entscheidern gibt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen