Offenerer Umgang mit Fehlverhalten


Die besondere Herausforderung an Compliance ist der präventive Charakter
Grundsätzlich unterscheiden wir beim Fehlverhalten zwischen unbewusstem (weil unwissend) falschen Handeln und dem gewollten Fehlverhalten

Stellungnahme Bruni Rose, Geschäftsführerin der incompliance GmbH

(20.03.14) - Die Compliance-Verantwortlichen haben es manchmal schwer in den Unternehmen, das richtige Gehör zu finden. Der ADAC-Fall rüttelt auf, und zeigt die Schädigungen. Jedes Unternehmen, jede Organisation tut gut daran, die eigene Situation realistisch zu betrachten. Wer kann schon mit Sicherheit sagen, bei uns kommt so etwas nicht vor. Ein Unternehmen, eine Organisation, ein Verein ist ein Abbild der Gesellschaft. Es muss verstanden werden, dass mit Fehlverhalten transparent umgegangen werden muss. Notwendige Sanktionsmaßnahmen müssen kommuniziert werden. Die besondere Herausforderung an Compliance ist der präventive Charakter. Das heißt, hätte der ADAC eine funktionierende Compliance gehabt, wäre das nicht passiert.

Grundsätzlich unterscheiden wir beim Fehlverhalten zwischen unbewusstem (weil unwissend) falschen Handeln und dem gewollten Fehlverhalten. Letztes bewegt sich möglicherweise erst lange in Grauzonen und gerät zunehmend in wirtschaftskriminelle Bahnen.
Unwissenheit lässt sich mit gezieltem Training beheben. Mit dem gewollten Fehlverhalten ist das anders. Aber schauen wir zunächst auf die Ursachen. Damit ein betrügerisches und unethisches Verhalten möglich wird, sind mehrere Umstände nötig.

Dazu gehören
a) Eine unternehmensinterne Kultur als Nährboden
b) Die "gelungene" Rechtfertigung der Handelnden.
c) Ein fehlendes, nicht ausreichendes Kontrollsystem.

Das Sanierungsprogramm wird daher umfassend und ganzheitlich sein müssen. Eine wichtige Säule darin ist die Kommunikation. Hier ist eine strategische Vorgehensweise wichtig: was wird wann und wie kommuniziert, kann ein Compliance förderlicher Dialog aufgebaut werden.

Ethisches Verhalten lässt sich nicht verordnen
Auch wenn Gesetzgeber und/oder Aufsichtsbehörden fordern, dass bei der Einstellung von Mitarbeitern ein Verfahren genutzt wird, das dafür sorgt, dass neue Mitarbeiter integer sind, so muss bedacht werden, dass (wie Studien belegen) der durchschnittliche wirtschaftskriminelle Täter sechs Jahre im Unternehmen ist. Da fragt sich doch, was macht einen langjährigen Mitarbeiter zum Täter. Vielleicht holt man sich, was man Unternehmen nicht bekommen hat? Oder man hat es sich verdient? Vielleicht ist es auch einfach "nur" ein Machtgefühl, das ausgelebt wird - man hat den Status, zu bestimmen, welches Auto das beste ist….Herrlich (Die Studie belegt im Übrigen auch, dass die Täter fast ausschließlich Männer sind).

Womit wir beim Fokus auf unternehmensinterne Kultur wären. Hier werden die ungeschriebenen Gesetze gelebt. Hier entscheidet sich als erstes, ob Regeln und Richtlinien nur für die angepassten gelten, ob ein unethisches Verhalten einzelner einen Nährboden hat. Deshalb hat die Kommunikation so einen hohen Stellenwert, es sorgt für den Aufbau von Compliance Kulturen und eine gelebte Compliance. (incompliance: ra)

incompliance: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Bedrohungslage ganzheitlich verstehen

    Mit dem Kabinettsbeschluss vom 30. Juli 2025 hat die Bundesregierung einen überfälligen Schritt getan. Die Umsetzung der europäischen NIS-2-Richtlinie kommt damit in die nächste Phase - verspätet, aber mit deutlich geschärften Konturen. Der Regierungsentwurf schafft erstmals einen verbindlichen Rahmen für Cybersicherheit in weiten Teilen der Wirtschaft und verankert Mindeststandards, die weit über den bisherigen KRITIS-Kreis hinausreichen.

  • KI-Assistent ein potenzieller Angriffspunkt

    Der Schwerpunkt des neuen freiwilligen Verhaltenskodexes der Europäischen Union für künstliche Intelligenz liegt verständlicherweise auf der verantwortungsvollen Entwicklung künstlicher Intelligenz. Doch indirekt wirft er auch die Frage nach einem weiteren wichtigen Pfeiler der gewissenhaften Einführung auf: der Sicherheit bei der Nutzung von KI.

  • Umsetzung der E-Rechnungspflicht

    Das Bundesfinanzministerium (BMF) veröffentlichte kürzlich ein neues Entwurfsschreiben zur elektronischen Rechnungsstellung. Darin korrigiert das BMF Fehler des Einführungsschreibens vom Oktober 2024 und nimmt Ergänzungen vor. Für Unternehmen gilt es nun zu verstehen, ob sich aus dem Entwurfsschreiben vom 28. Juni 2025 neue oder geänderte Anforderungen für das interne Rechnungswesen ergeben. Dies ist insbesondere für mittelständische Unternehmen kein leichtes Unterfangen.

  • Globale Regulierung Künstlicher Intelligenz

    Vor einem Jahr, am 1. August 2024, ist der europäische AI Act in Kraft getreten - ein historischer Meilenstein für die globale Regulierung Künstlicher Intelligenz. Europa hat damit umfassende Maßstäbe gesetzt. Doch in Deutschland fehlt der Digitalwirtschaft weiterhin die notwendige Orientierung. Der eco - Verband der Internetwirtschaft e.?V. sieht in der Regulierung neue Chancen für den digitalen europäischen Binnenmarkt, warnt aber zugleich vor Versäumnissen: Unternehmen fehlt es an konkreten Standards, an Rechtssicherheit - und an einer verlässlichen politischen Perspektive. Das Risiko: Deutschland droht, den Anschluss an die nächste Welle der KI-Innovation zu verlieren.

  • VdK prüft Musterklagen seiner Mitglieder

    VdK-Präsidentin Verena Bentele sieht im Haushaltsentwurf 2026 von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil keine nachhaltige Lösung für die Sozialversicherungen: "Der Haushaltsentwurf 2026 von Finanzminister Klingbeil verschärft die chronische Unterfinanzierung der gesetzlichen Pflegeversicherung. Statt im kommenden Haushaltsjahr lediglich ein zinsfreies Darlehen in Höhe von zwei Milliarden Euro bereitzustellen und großzügige Bundeszuschüsse auszuschließen, fordere ich die Bundesregierung auf, erst einmal ihre Schulden bei den Pflegekassen zu begleichen. Wir prüfen derzeit Musterklagen von VdK-Mitgliedern, da sich die Bundesregierung konsequent weigert, ihre Verpflichtungen gegenüber den Pflegekassen zu erfüllen."

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen