Maßvolle Steuersenkung durchführen


Ökonomen: Steuerentlastung ist möglich und fair
Steuersenkung stehe nicht im Widerspruch zur Haushaltskonsolidierung


(08.07.11) - Steuersenkungen und Haushaltskonsolidierung sind kein Widerspruch. Ökonomen raten der Bundesregierung, die steuerliche Zusatzbelastung in Form der "kalten Progression" durch eine maßvolle Steuerentlastung zu kompensieren. Der Entlastungsumfang sollte im Bereich von acht bis zehn Milliarden Euro liegen, so die Einschätzung des Finanzwissenschaftlers Prof. Dr. Rolf Peffekoven.

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), Prof. Dr. Michael Hüther, plädiert dafür, den Einkommensteuertarif auf Räder zu stellen - damit wird die kalte Progression zukünftig automatisch ausgeschaltet. "So wird verhindert, dass mit der Besteuerung von Einkommenszuwächsen die reale Kaufkraft der Bürger reduziert", so Hüther.

Peffekoven, der frühere Wirtschaftsweise und Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) betont, "die jetzt angefallenen und in Zukunft zu erwartenden Steuermehreinnahmen könnten nicht nur konjunkturell bedingt sein, sondern sich als dauerhaft erweisen." Dafür würden die hohen und nach allen Prognosen auch anhaltenden Wachstumsraten, die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und die hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sprechen. Peffekoven sagt: "Dauerhafte Steuermehreinnahmen dürfen jetzt für Steuersenkungen eingesetzt werden. Das wäre besser, als das Geld für zusätzliche Ausgaben und neue Subventionen auszugeben". Die Konsolidierung, also der Abbau der strukturellen Defizite, sei durch eine maßvolle Steuerentlastung nicht gefährdet.

Auch Hüther sieht eine Steuersenkung nicht im Widerspruch zur Konsolidierung: "Niedrigere Steuern können die Konsolidierung auch unterstützen. Voraussetzung dafür ist aber, drohende Mehrbelastungen und höhere Ausgaben zu verhindern." Handlungsbedarf sieht Hüther deshalb, weil Lohnerhöhungen durch die Steuerprogression momentan nicht bei den Arbeitnehmern ankommen. Das sei "unfair und leistungsfeindlich". Eine Entlastung und Glättung des Steuertarifs solle in drei Schritten erfolgen: in den Jahren 2012, 2015 und 2017. "So wird die Staatskasse nicht überfordert, das Steuerrecht aber fairer ausgestaltet."

Unterstützt wird er dabei auch von Dr. Alfred Boss, Steuerexperte am Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW). "Wenn man den Steuertarif nicht regelmäßig anpasst, werden die Leistungs- und die Investitionsanreize geschwächt - das kostet uns wirtschaftliche Dynamik", so Boss. Die Steuerzahler müssten jetzt vor einer "heimlichen Steuererhöhung" verschont werden. Möglich wäre, dazu den Solidaritätszuschlag zu senken. (INSM: ra)

INSM: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Datenschutz und Informationsfreiheit

    Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider ihren Tätigkeitsbericht vorgestellt. Dazu erklärt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung: "Das Amt der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit ist mit Blick auf die digitale Transformation und Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz eines der wichtigsten in Deutschland. Der vorgelegte Tätigkeitsbericht zeigt den eingeschlagenen und dringend notwendigen Perspektivwechsel der BfDI, die Datenschutz und verantwortungsvolle Datennutzung gleichermaßen in den Blick nimmt."

  • Bitkom zum "AI Continent Action Plan" der EU

    Die EU-Kommission hat den "AI Continent Action Plan" vorgestellt, mit dem Europa bei Künstlicher Intelligenz zu den aktuell führenden Nationen USA und China aufschließen will. Dazu erklärt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung: "Mit dem AI Continent Action Plan verschiebt die EU den Fokus von KI-Regulierung auf KI-Förderung - und dafür ist es höchste Zeit. Die europäischen Staaten können nur gemeinsam zu den führenden KI-Nationen USA und China aufschließen und die Grundlagen für eine wettbewerbsfähige, europäische KI schaffen. Eine KI aus Europa würde einen entscheidenden Beitrag zu Europas digitaler Souveränität leisten. Die aktuelle geopolitische Lage und die angespannten Handelsbeziehungen zu den USA machen dies notwendiger denn je."

  • Rückschlag im Kampf gegen Korruption

    Transparency Deutschland kritisiert den Koalitionsvertrag von Union und SPD als unzureichend im Hinblick auf Korruptionsbekämpfung und -prävention sowie Transparenz. Keine der drei Kernforderungen, die die Antikorruptionsorganisation bereits im Wahlkampf an die künftige Bundesregierung formuliert hatte, wurde im Koalitionsvertrag berücksichtigt. In der nächsten Legislaturperiode bleiben damit gravierende Defizite bestehen - und der Handlungsbedarf verschärft sich.

  • Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie

    Die Europäische Kommission hat am 26.02.25 mit der Omnibus-Richtlinie ein neues Paket von Vorschlägen zur Vereinfachung der EU-Nachhaltigkeitsvorschriften und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit vorgelegt. Stefan Premer, Principal Sustainability Consultant - Global Lead Climate Strategy bei Sphera, Anbieterin von Lösungen für das Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, erläutert unten seine Sicht zu diesen Vorschlägen.

  • Risiken frühzeitig zu kontrollieren

    Die Regulierung von KI ist ein zentrales politisches und wirtschaftliches Thema - doch während Europa auf Vorschriften setzt, treiben die USA und China die Umsetzung voran. Die EU versucht mit dem AI-Act, Risiken frühzeitig zu kontrollieren, doch der technologische Fortschritt lässt sich nicht per Gesetz erzwingen. Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen, indem sie Transparenz fördern und Vertrauen schaffen - nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch für wirtschaftliche Vorteile.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen