Frauenförderung ist viel mehr als Frauenquote


GFT-Vorstandsvorsitzender Ulrich Dietz: Gerade Mittelständler können als familienfreundliche Arbeitgeber mehr weibliche Fachkräfte für die IT motivieren
In Deutschland sind Frauen in der ITK-Branche ähnlich unterrepräsentiert wie in den Führungsetagen der DAX-Konzerne


(11.07.11) - Dem Fachkräftemangel in Deutschland kann nur wirksam begegnet werden, wenn das Potenzial von Frauen stärker genutzt wird. Das betonte Ulrich Dietz auf einer Podiumsdiskussion zum Thema "Human Resources: Vom Fachkräftemangel zur Frauenquote" des Branchenverbandes Bitkom. "Angesichts der Vielschichtigkeit des Fachkräfteproblems müssen nicht nur Politik und Gesellschaft ihren Beitrag leisten. Auch Unternehmen sollten in ihrem eigenen Interesse Arbeitsbedingungen schaffen, die es erlauben, Karriere und Familie miteinander zu vereinbaren", sagte der GFT-Vorstandsvorsitzende. Das gelte vor allem für mittelständische Firmen, da diese mit starker regionaler Verankerung und gutem Image meinungsbildend wirken können.

"Es geht jetzt darum, intelligente Individuallösungen zu entwickeln, die es ermöglichen, auf die Lebenssituation der einzelnen Mitarbeiter einzugehen", erklärt Dietz. Diese Aufgabe könnten gerade die kleinen und mittleren Unternehmen gut leisten. Frauenförderung dürfe nicht nur als Sache der Großunternehmen sowie umfangreicher Förderprogramme verstanden werden. Gerade das Engagement der Mittelständler könne einen wichtigen Beitrag leisten, mehr Frauen in die ITK-Wirtschaft zu bringen. "Unternehmen müssen ihre eigenen Kriterien bei der Einstellung neuer Mitarbeiter hinterfragen, zeitversetzte Karrieren zulassen und den Wiedereinstieg vereinfachen", rät Ulrich Dietz.

Das IT-Unternehmen GFT bietet flexible Arbeitszeiten, um seinen Mitarbeitern das nötige Gleichgewicht zwischen Leben und Arbeiten zu ermöglichen. "Effektives Arbeiten heißt für uns nicht Präsenzpflicht. Stattdessen stellen wir die nötige Infrastruktur, die Arbeiten von unterwegs und von zu Hause ermöglicht", erklärt Ulrich Dietz. Wichtig sei auch, dass abgestimmte Karrieremodelle die individuelle Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter passgenau fördern. Frauen, die nach einer beruflichen Auszeit wieder arbeiten wollen, muss vor allem in der sich rasant entwickelnden ITK-Branche der Wissenswiedereinstieg erleichtert werden. Das Unternehmen bietet daher E-Learning-Programme an, welche unter anderem die Rückkehr nach der Elternzeit erleichtern können. "Damit der Wiedereinstieg auch klappt, müssen Arbeitnehmerinnen solche Angebote aber annehmen und Flexibilität sowie Kreativität zeigen", so Dietz.

In Deutschland sind Frauen in der ITK-Branche ähnlich unterrepräsentiert wie in den Führungsetagen der DAX-Konzerne. 2009 waren unter 40.500 Auszubildenden in den IT-Berufen nur neun Prozent Frauen – der niedrigste Wert seit 2001. Dabei erfüllen Frauen die Anforderungen an eine IT-Fachkraft genauso gut wie ihre männlichen Kollegen, weiß Ulrich Dietz. Der Engpass bei der Rekrutierung liegt an der geringeren Anzahl der Bewerberinnen.

Daher reicht die Einführung von Frauenquoten für eine nachhaltige Förderung nicht aus. Vielmehr muss eine intelligente Fachkräftepolitik geschaffen werden, unter Beteiligung aller Akteure. Alle Seiten könnten mithelfen, so Dietz, dieses wichtige Thema zu forcieren und die notwendigen Lösungen zu erarbeiten. "Wir fordern von der Politik die nötige Infrastruktur sowie insbesondere ausreichende und bezahlbare Betreuungsangebote für Kinder von Berufstätigen. Die Aufgabe der Gesellschaft muss es sein, Schülerinnen und jungen Frauen die Attraktivität und Vielfalt technischer Studiengänge aufzuzeigen und die Akzeptanz berufstätiger Mütter zu erhöhen."

Bei GFT sind 35 Prozent der Beschäftigten weiblich. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen unterhalb des Vorstands beträgt zurzeit durchschnittlich 20 Prozent; je nach Funktion und Bereich sind es zwischen 5 und 50 Prozent. (GFT: ra)

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