Länder müssen Freihandelsabkommen stoppen
Piratenpartei: Mit dem CETA-Abkommen wird jede gesetzgeberische Entscheidung in Deutschland zum Spielball eines intransparenten Schiedsgerichts
Das kanadisch-europäische Abkommen wird seit 2013 im Windschatten der Debatte um das europäische Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) verhandelt und soll in diesem Herbst ratifiziert werden
(03.09.14) - Die ARD-Nachrichtensendung hatte den bisher geheim gehaltenen Vertragstext zum Freihandelsabkommen CETA zwischen Europa und Kanada veröffentlicht. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Vertragsdokument hervorgeht, sieht auch das CETA-Abkommen die bereits in der öffentlichen Diskussion der vergangenen Wochen stark kritisierte Möglichkeit der Investorenklage gegen gesetzgeberische Entscheidungen von Bund und Ländern vor. Die Piratenpartei lehnt diese sogenannte Investorenschiedsgerichtsbarkeit (engl. ISDS) als vollständig undemokratischen, intransparenten und rechtsstaatsfeindlichen Mechanismus ab und fordert nochmals einen sofortigen Stopp des Abkommens. Die Piratenpartei sieht hier insbesondere die einzelnen Landesregierungen in der Pflicht, die Annahme des CETA-Abkommens zu verhindern.
"Mit dem CETA-Abkommen wird jede gesetzgeberische Entscheidung in Deutschland zum Spielball eines intransparenten Schiedsgerichts und damit der Wünsche und Interessen großer multinationaler Konzerne, denn nicht selten sitzen in diesen Schiedsgerichten sogar ehemalige Vertreter der Wirtschaftsverbände und Wirtschaftslobbys", kritisiert Bruno Kramm, Themenbeauftragter der Piraten für Urheberrecht und Freihandelsabkommen. "Keinerlei Einsicht und Transparenz, Klagen nur durch Konzerne und der Mangel an Revisionen: CETA ist ein Affront gegenüber jedem Menschen, der noch auf die Verbindlichkeit und Verlässlichkeit politischer Entscheidungen und demokratischer Strukturen vertraut."
Ein ganz konkretes Beispiel für die praktischen Auswirkungen der Investorenschiedsgerichtsbarkeit bringt Patrick Breyer, Abgeordneter der Piraten im Landtag Schleswig-Holstein.
"Schleswig-Holstein möchte das Fracking, eine hochriskante und höchst umweltschädliche Technologie zur Förderung nichtkonventionell gelagerter Erdöl- und Erdgasbestände, über das Landesplanungsrecht verbieten. Mit der Investorenschiedsgerichtsbarkeit riskiert das Land Schleswig-Holstein Schadensersatzklagen des kanadischen Konzerns PRD Energy", so Breyer. "Da CETA selbst für kulturelle Angebote gelten soll, dürfte jedem Bundesland nach dem ›Lindauer Abkommen‹ ein Vetorecht zustehen. Wir Piraten werden in allen Ländern, in deren Parlament wir gewählt worden sind, für einen Stopp dieses Deals kämpfen."
Das kanadisch-europäische Abkommen wird seit 2013 im Windschatten der Debatte um das europäische Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) verhandelt und soll in diesem Herbst ratifiziert werden. Die Piratenpartei kämpft gegen die Unterzeichnung von TTIP, CETA und TISA und ruft deshalb regelmäßig zu deutschlandweiten Aktionen und Protesten dagegen auf. (Piratenpartei: ra)
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