Kopieren urheberrechtlich geschützten Materials


IP-Adressen beschreiben keine Personen, sondern lediglich Router oder Endgeräte
Portugal: Staatsanwaltschaft Lissabon verzichtet auf Verfolgung von Filesharern

(09.10.12) - Das nichtgewerbliche Kopieren urheberrechtlich geschützten Materials ist nicht kriminell und IP-Adressen sind kein geeigneter Beweis, um Personen zu identifizieren, sagt die Piratenpartei. Diese Linie vertrete auch die Staatsanwaltschaft Lissabon, das Departamento de Investigação e Ação Penal (DIAP), im Umgang mit ca. 2000 IP-Adressen angeblicher Filesharer, die ihr von einer Anti-Piraterie-Gruppe übergeben worden seien [1].

"Wir freuen uns, dass die Strafverfolger in Portugal unsere Ansichten teilen und hoffen, dass diese Entscheidung in Deutschland als Anregung zum Umdenken begriffen wird. Die eindeutige Legalisierung der Privatkopie – auch im Internet – ist längst überfällig", sagte Bruno Kramm, Urheberrechtsbeauftragter der Piratenpartei Deutschland. "Ebenso muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass IP-Adressen kein zuverlässiger Nachweis einer Tat sind", ergänzt Kramm.

IP-Adressen beschreiben keine Personen, sondern lediglich Router oder Endgeräte. Aus diesem Grund werden in Deutschland in der Regel die Anschlussinhaber haftbar gemacht, auch wenn die Möglichkeit besteht, dass andere Personen Zugriff hatten. Dieser Umstand macht es sehr schwierig, öffentliche Netzzugänge anzubieten.[2]

Ferner werden durch Rechteverwerter ermittelte IP-Adressen von Gerichten oft als Beweise gewertet, obwohl Fälle bekannt sind, bei denen es zu Fehlern während der Auswertung oder Übermittlung gekommen ist [3]. Darüber hinaus kann technisch nicht ausgeschlossen werden, dass festgehaltene Adressen zu Anschlüssen Unbeteiligter gehören [4, 5, 6].

Die Piratenpartei Deutschland spricht sich in ihren Urheberrechtspositionen unter anderem für die Entkriminalisierung des Filesharings aus [7]. Detaillierte Informationen zu den entsprechenden Positionen inklusive wissenschaftlicher Quellen und einer Erklärung von Geschäftsmodellen finden sich in der im Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2013 verlinkten Detailausarbeitung zur Urheberrechtsreform [8], welche sich mit jedem einzelnen Paragraphen befasst.

Quellen
[1]
http://heise.de/-1720239
[2]
http://www.piratenpartei.de/2012/06/27/piraten-unterstutzen-gesetzesentwurf-der-digitalen-gesellschaft-fur-ein-offenes-netz/
[3]
http://www.justiz.nrw.de/nrwe/lgs/koeln/lg_koeln/j2008/109_1_08beschluss20080925.html
[4]
http://www.filesharing-rechtsanwalt.de/olg-koeln-wenn-die-dynamische-ip-adresse-immer-wieder-gleich-ist-spricht-dies-fuer-eine-fehlerhafte-ermittlung
[5]
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Beweismittel-IP-Adresse-fragwuerdig-980685.htmlhttp://www.heise.de/newsticker/meldung/Beweismittel-IP-Adresse-fragwuerdig-980685.html
[6]
http://www.heise.de/newsticker/meldung/IP-Adressen-nur-mit-sicherem-Routing-eindeutig-999457.html
[7]
http://www.piratenpartei.de/2012/04/15/vorstellung-der-urheberrechtspositionen-der-piratenpartei-und-aufklarung-von-mythen/
[8] Wahlprogramm Bundestagswahl 2013:
http://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2013/Wahlprogramm#Urheberrecht
(Piratenpartei: ra)


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Datenschutz und Informationsfreiheit

    Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider ihren Tätigkeitsbericht vorgestellt. Dazu erklärt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung: "Das Amt der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit ist mit Blick auf die digitale Transformation und Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz eines der wichtigsten in Deutschland. Der vorgelegte Tätigkeitsbericht zeigt den eingeschlagenen und dringend notwendigen Perspektivwechsel der BfDI, die Datenschutz und verantwortungsvolle Datennutzung gleichermaßen in den Blick nimmt."

  • Bitkom zum "AI Continent Action Plan" der EU

    Die EU-Kommission hat den "AI Continent Action Plan" vorgestellt, mit dem Europa bei Künstlicher Intelligenz zu den aktuell führenden Nationen USA und China aufschließen will. Dazu erklärt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung: "Mit dem AI Continent Action Plan verschiebt die EU den Fokus von KI-Regulierung auf KI-Förderung - und dafür ist es höchste Zeit. Die europäischen Staaten können nur gemeinsam zu den führenden KI-Nationen USA und China aufschließen und die Grundlagen für eine wettbewerbsfähige, europäische KI schaffen. Eine KI aus Europa würde einen entscheidenden Beitrag zu Europas digitaler Souveränität leisten. Die aktuelle geopolitische Lage und die angespannten Handelsbeziehungen zu den USA machen dies notwendiger denn je."

  • Rückschlag im Kampf gegen Korruption

    Transparency Deutschland kritisiert den Koalitionsvertrag von Union und SPD als unzureichend im Hinblick auf Korruptionsbekämpfung und -prävention sowie Transparenz. Keine der drei Kernforderungen, die die Antikorruptionsorganisation bereits im Wahlkampf an die künftige Bundesregierung formuliert hatte, wurde im Koalitionsvertrag berücksichtigt. In der nächsten Legislaturperiode bleiben damit gravierende Defizite bestehen - und der Handlungsbedarf verschärft sich.

  • Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie

    Die Europäische Kommission hat am 26.02.25 mit der Omnibus-Richtlinie ein neues Paket von Vorschlägen zur Vereinfachung der EU-Nachhaltigkeitsvorschriften und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit vorgelegt. Stefan Premer, Principal Sustainability Consultant - Global Lead Climate Strategy bei Sphera, Anbieterin von Lösungen für das Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, erläutert unten seine Sicht zu diesen Vorschlägen.

  • Risiken frühzeitig zu kontrollieren

    Die Regulierung von KI ist ein zentrales politisches und wirtschaftliches Thema - doch während Europa auf Vorschriften setzt, treiben die USA und China die Umsetzung voran. Die EU versucht mit dem AI-Act, Risiken frühzeitig zu kontrollieren, doch der technologische Fortschritt lässt sich nicht per Gesetz erzwingen. Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen, indem sie Transparenz fördern und Vertrauen schaffen - nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch für wirtschaftliche Vorteile.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen