Abhängigkeit fördert Manipulationsversuche
Unabhängiger Datenschutz: Piraten hoffen auf Vertragsverletzungsverfahren
Deutschland verstoße durch die Angliederung des Bundesdatenschutzbeauftragten an das Innenministerium seit mehr als 15 Jahren gegen EU-Recht
(16.01.14) - Anlässlich der Ernennung von Andrea Voßhoff zur neuen Bundesdatenschutzbeauftragten fordert die Piratenpartei Deutschland mehr Unabhängigkeit für den obersten Datenschützer und die Herauslösung des Amtes aus dem Innenministerium.
"Dass ein Bundesministerium die eigene Kontrollinstanz beaufsichtigt, ist geradezu eine direkte Einladung zum Missbrauch dieser Einflussmöglichkeit; so wie der bisherige Innenminister Friedrich das auch getan hat", erklärt Carolin Mahn-Gauseweg, stellvertretende Vorsitzende der Piratenpartei Deutschland. "Mit der Ernennung einer Datenschutzbeauftragten, die Vorhaben wie Vorratsdatenspeicherung oder Bundestrojaner befürwortet, wird das Amt faktisch mundtot gemacht."
Die Piraten drängen deshalb seit Längerem darauf, die entsprechende EU-Richtlinie auch in Deutschland umzusetzen. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, hat Katharina Nocun, Themenbeauftragte für Datenschutz der Piratenpartei Deutschland, bereits im Januar 2013 Beschwerde gegen die Bundesregierung bei der EU-Kommission eingelegt.
"Deutschland verstößt durch die Angliederung des Bundesdatenschutzbeauftragten an das Innenministerium seit mehr als 15 Jahren gegen EU-Recht. Ich hoffe auf ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland. Ein an das Innenministerium angeleinter Bundesdatenschutzbeauftragter ist nicht unabhängig, und das derzeitige Abhängigkeitsverhältnis fordert Manipulationsversuche durch die Regierung geradezu heraus", mahnt Nocun.
Würde die EU-Richtlinie richtig angewandt, dürfte der Innenminister nach Auffassung der Piraten nicht mehr der formell oberste Dienstherr des Datenschutzbeauftragten sein. Ebenso sollte die Entscheidungsbefugnis über gerichtliche Aussagen, wie auch die Vertretung des Bundesdatenschutzbeauftragten nicht beim Innenministerium liegen. Auch braucht der Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, so Nocun, die volle Befugnis, Personalentscheidungen ohne das Innenministerium zu treffen. Die EU-Kommission ist gehalten, sich innerhalb eines Jahres zur Sache zu äußern. (Piratenpartei: ra)
Meldungen: Kommentare und Meinungen
-
Bedrohungslage ganzheitlich verstehen
Mit dem Kabinettsbeschluss vom 30. Juli 2025 hat die Bundesregierung einen überfälligen Schritt getan. Die Umsetzung der europäischen NIS-2-Richtlinie kommt damit in die nächste Phase - verspätet, aber mit deutlich geschärften Konturen. Der Regierungsentwurf schafft erstmals einen verbindlichen Rahmen für Cybersicherheit in weiten Teilen der Wirtschaft und verankert Mindeststandards, die weit über den bisherigen KRITIS-Kreis hinausreichen.
-
KI-Assistent ein potenzieller Angriffspunkt
Der Schwerpunkt des neuen freiwilligen Verhaltenskodexes der Europäischen Union für künstliche Intelligenz liegt verständlicherweise auf der verantwortungsvollen Entwicklung künstlicher Intelligenz. Doch indirekt wirft er auch die Frage nach einem weiteren wichtigen Pfeiler der gewissenhaften Einführung auf: der Sicherheit bei der Nutzung von KI.
-
Umsetzung der E-Rechnungspflicht
Das Bundesfinanzministerium (BMF) veröffentlichte kürzlich ein neues Entwurfsschreiben zur elektronischen Rechnungsstellung. Darin korrigiert das BMF Fehler des Einführungsschreibens vom Oktober 2024 und nimmt Ergänzungen vor. Für Unternehmen gilt es nun zu verstehen, ob sich aus dem Entwurfsschreiben vom 28. Juni 2025 neue oder geänderte Anforderungen für das interne Rechnungswesen ergeben. Dies ist insbesondere für mittelständische Unternehmen kein leichtes Unterfangen.
-
Globale Regulierung Künstlicher Intelligenz
Vor einem Jahr, am 1. August 2024, ist der europäische AI Act in Kraft getreten - ein historischer Meilenstein für die globale Regulierung Künstlicher Intelligenz. Europa hat damit umfassende Maßstäbe gesetzt. Doch in Deutschland fehlt der Digitalwirtschaft weiterhin die notwendige Orientierung. Der eco - Verband der Internetwirtschaft e.?V. sieht in der Regulierung neue Chancen für den digitalen europäischen Binnenmarkt, warnt aber zugleich vor Versäumnissen: Unternehmen fehlt es an konkreten Standards, an Rechtssicherheit - und an einer verlässlichen politischen Perspektive. Das Risiko: Deutschland droht, den Anschluss an die nächste Welle der KI-Innovation zu verlieren.
-
VdK prüft Musterklagen seiner Mitglieder
VdK-Präsidentin Verena Bentele sieht im Haushaltsentwurf 2026 von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil keine nachhaltige Lösung für die Sozialversicherungen: "Der Haushaltsentwurf 2026 von Finanzminister Klingbeil verschärft die chronische Unterfinanzierung der gesetzlichen Pflegeversicherung. Statt im kommenden Haushaltsjahr lediglich ein zinsfreies Darlehen in Höhe von zwei Milliarden Euro bereitzustellen und großzügige Bundeszuschüsse auszuschließen, fordere ich die Bundesregierung auf, erst einmal ihre Schulden bei den Pflegekassen zu begleichen. Wir prüfen derzeit Musterklagen von VdK-Mitgliedern, da sich die Bundesregierung konsequent weigert, ihre Verpflichtungen gegenüber den Pflegekassen zu erfüllen."