Rente mit 67 gehe an der Realität vorbei
Ulrike Mascher: "Mit 50 einen neuen Job zu finden, ist fast aussichtslos"
Auch wenn die Beschäftigungsquote Älterer langsam steige, so hätten sich die Chancen älterer Arbeitsloser nur wenig verbessert
(23.11.10) - "Bis 67 zu arbeiten, ist keine realistische Perspektive für alle, sondern nur für wenige", erklärte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, anlässlich der Vorstellung des Regierungsberichts zur Beschäftigungslage von Älteren.
"Auch wenn die Beschäftigungsquote Älterer langsam steigt, so haben sich die Chancen älterer Arbeitsloser nur wenig verbessert. Wer als über 50-Jähriger arbeitslos wird, hat kaum eine Chance, einen neuen Job zu finden. Der Fall, dass ein älterer Arbeitsuchender hundert Bewerbungen schreibt und nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, ist die Regel und nicht die Ausnahme. Noch immer herrscht in den Personalabteilungen der meisten Betriebe der Jugendwahn. Mehr als ein Drittel aller Betriebe in Deutschland beschäftigt keinen einzigen Arbeitnehmer über 50", betonte die VdK-Präsidentin.
"Das derzeitige Renteneintrittsalter von 65 Jahren erreichen schon heute viele Menschen nicht. Im Schnitt schaffen sie es nur bis 61,7 Jahre aktiv zu arbeiten. Für Menschen, die körperlich nicht in der Lage sind, bis 65 zu arbeiten, bedeutet das hohe Abschläge bei der Rente, 3,6 Prozent pro Jahr des vorzeitigen Rentenbeginns. Wer künftig nicht bis 67 arbeiten kann, muss für zwei Jahre vorzeitigen Rentenbeginn weitere 7,2 Prozent Abschlag in Kauf nehmen. Eine Anhebung der Regelaltersgrenze von 65 auf 67 wäre für die Menschen also ein reines Rentenkürzungsprogramm, das das Risiko der Altersarmut weiter verschärft", erklärte Mascher.
Die Beschäftigungsquote bei den 63- und 64-Jährigen und damit derer, die unmittelbar vor dem Ruhestand stehen, liege nach wie vor unter zehn Prozent - davon ist jeder Zweite als Mini-Jobber, Leiharbeiter oder in Teilzeit beschäftigt. Weniger als ein Viertel der 60- bis 64-Jährigen seien in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, betonte Mascher weiter. "Solange sich die Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer nicht nachhaltig verbessert, ist eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf 67 völlig unrealistisch."
"Bevor man über eine Rente mit 67 nachdenkt, muss man zunächst dafür sorgen, dass Arbeitnehmer bis 65 gesund in einer Erwerbsarbeit bleiben, von der sie auch leben können. Um ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten, brauchen wir mehr Weiterbildung und Gesundheitsförderung in den Betrieben. Das machen derzeit aber weniger als ein Fünftel der Betriebe", betonte die VdK-Präsidentin.
Deshalb dürfe die "Rente mit 67" unter heutigen Arbeitsmarktbedingungen nicht starten. Sie würde das Problem der Altersarmut für viele verschärfen. (Sozialverband VdK: ra)
Sozialverband VdK Deutschland: Steckbrief
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