Europäisches Normungssystems in Gefahr


TeleTrusT: Normung muss Selbstverwaltungsaufgabe der Wirtschaft bleiben - EU-Kommissionspläne kontraproduktiv für IT-Mittelstand
Gegen Zentralisierungsabsichten der EU-Kommission - Unterstützung der Positionen des Deutschen Instituts für Normung


(12.05.10) - Der IT-Sicherheitsverband TeleTrusT Deutschland e.V. spricht sich gegen Umstrukturierungs- und Zentralisierungspläne der EU-Kommission und für den Fortbestand des gegenwärtigen europäischen Normungssystems aus.

"Normung ist strategische Interessenvertretung der betroffenen Kreise, organisiert über die nationalen Normungsinstitute. Normung funktioniert als Selbstregulierung, um staatlichen Regelungen vorzubeugen oder sie ist Ergänzung staatlicher Regelsetzung. Dies ist erfolgreich praktizierte 'Public private partnership'.

Das System hat sich gerade in Deutschland bewährt und findet seine sinngemäße Fortsetzung in den europäischen und internationalen Normungsorganisationen. Das nationale Delegationsprinzip ist dabei unverzichtbarer Grundsatz der europäischen Normung. Nur durch die Beibehaltung dieses Prinzips kann die starke Stellung Europas in der internationalen Normung aufrechterhalten werden.

Durch die Erarbeitung nationaler Positionen, organisiert und moderiert durch die Normungsinstitute der Länder, können auf nationaler Ebene alle Interessengruppen einbezogen werden. Diese Positionen werden dann geordnet in den europäischen Normungsprozess eingebracht.

Die Europäische Kommission bereitet ein 'Standardisation Package' für die zukünftige Entwicklung des Europäischen Normungssystem vor (Überarbeitung der Richtlinie 98/34/EC und der Ratsentschließungen 85/97/EEC und 1673/2006/EC). Besorgnis erregend ist die Tatsache, dass in der zuständigen Generaldirektion "Unternehmen und Industrie" (DG Enterprise) Optionen für das künftige Europäische Normungssystem entworfen werden, die Bewährtes zerschlagen würden."

Holger Mühlbauer, TeleTrusT-Geschäftsführer, erklärte zudem: "Die Änderungsszenarien bedeuten Verstaatlichung und eine Abkehr von der privatwirtschaftlich organisierten freiwilligen Normung. Die zentralistischen Überlegungen der Europäischen Kommission zögen ferner eine erhebliche Schwächung des europäischen Einflusses auf die internationale Normung nach sich. Europa hätte mit der in Überlegung befindlichen zentralen 'Normungsagentur' zähltechnisch nur noch eine Stimme bei ISO und IEC statt - wie derzeit - 31 Einzelstimmen. Bei einer Abkehr vom nationalen Delegationsprinzip würden außerdem klein- und mittelständische Unternehmen, die den weit überwiegenden Teil der deutschen IT-Sicherheitsindustrie ausmachen und andere Interessengruppen, die in den nationalen Spiegelgremien zur Normentwicklung beitragen, faktisch ausgegrenzt."

TeleTrusT Deutschland unterstützt im laufenden Konsultationsverfahren die Sichtweise des Deutschen Instituts für Normung (DIN), dass notwendige Anpassungsmaßnahmen im Rahmen des bestehenden, gut funktionierenden Normungssystems durchgeführt werden sollten. (TeleTrusT: ra)

TeleTrust: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Politik auf EU-Ebene gefordert

    Der Digitalverband Bitkom plädiert vor der Konstituierung der neuen EU-Kommission für ein Umdenken in der europäischen Verbraucherpolitik. In den letzten Jahren wurde eine kaum überschaubare Vielzahl neuer Regeln wie Datenschutz-Grundverordnung, Digital Markets Act, Data Act, AI Act oder dem Digital Services Act und diverse Verbraucherrechtsrichtlinien erlassen.

  • Quantum-Sicherheit beginnt jetzt

    Die Veröffentlichung der Post-Quantum-Standards durch das NIST markiert einen entscheidenden Fortschritt in der Absicherung der digitalen Zukunft. Bislang befanden sich Entwickler und Sicherheitsteams in einer abwartenden Position, doch mit der Finalisierung dieser Standards beginnt nun der Weg zur Quantum-Sicherheit.

  • NIS2-Umsetzung & Null-Toleranz-Strategie

    148 Milliarden Schaden im vergangenen Jahr - und längst noch kein Ende in Sicht: Die Bedrohungslage ist und bleibt prekär. Zudem sorgen Digitalisierung, Cloud und KI für neue Angriffsflächen und eröffnen den Hackern eine Vielzahl an Möglichkeiten. Dies zeigt auch die jüngste Lünendonk-Studie. Der zu Folge hakt es insbesondere bei der E-Mail-Sicherheit und dem Schwachstellenmanagement. Trotz einer anhaltend massiven Bedrohungslage hat rund ein Drittel der Unternehmen keinen Überblick über den tatsächlichen Cybersecurity-Status.

  • Herausforderungen und Chancen der NIS-2-Direktive

    Mit der bevorstehenden Frist zur Umsetzung der NIS-2-Direktive stehen viele Unternehmen vor einer bedeutenden Herausforderung. Unsere Beobachtungen zeigen, dass viele Unternehmen Schwierigkeiten haben werden, die Anforderungen rechtzeitig zu erfüllen. Dies liegt vor allem daran, dass das Thema zu lange vernachlässigt wurde.

  • NIS-2-Richtlinien treten bald in Kraft

    Die NIS-2-Richtlinien treten in wenigen Monaten in Kraft und sind derzeit in aller Munde. Die zahlreichen Vorträge und Veranstaltungen zu diesem Thema unterstreichen nicht nur dessen Bedeutung, sondern zeigen auf, dass es noch viel Informationsbedarf bei Verantwortlichen und Entscheidern gibt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen