
AIG-Manager zahlen zum Teil ihre Boni zurück
Pulitzer-Preisträger Thomas L. Friedman: Das Thema AIG zeige das Problem von Nachhaltigkeit in Unternehmen und eines fehlenden von Inspiration geprägten Führungsstils
Es mache keinen Sinn, immer mehr Zwangsregeln und Bestimmungen einzuführen, um Gesellschaften, Regierungen und Unternehmen zu einem nachhaltigen Verhalten zu bewegen
(25.03.09) - Die Bonuszahlungen für AIG-Manager haben auch in Deutschland die Gemüter erregt. Das Versicherungsunternehmen AIG hatte in den letzten Monaten von der US-Regierung mehr als 170 Milliarden Dollar an staatlichen Mitteln erhalten, um seine Insolvenz abzuwenden. Ins Schlingern geraten war der Konzern vor allem durch Kreditversicherungen, den "Credit Default Swaps" (CDS).
CDS sind Kreditderivate zum Handeln von Ausfallrisiken von Krediten, Anleihen oder Schuldnernamen, bei denen der Sicherungsgeber, eine Ausgleichszahlung zu zahlen hat, sofern der in dem CDS-Vertrag bezeichnete Referenzschuldner ausfällt. Der Verlust des AIG-Konzerns belief sich im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008 auf die Rekordsumme von rund 100 Milliarden Dollar.
Die AIG-Manager hatten vom Konzern Prämien in der Höhe von insgesamt 165 Millionen Dollar (das sind rund 120 Millionen Euro) erhalten. Wie die News York Times berichtete, habe die höchste Einzelprämie 6,4 Millionen Dollar betragen. Mehr als 73 Manager hätten mehr als 1 Million Dollar an Bonus-Zahlungen bezogen. Insgesamt hätten mehr als 400 AIG-Mitarbeiter eine Prämie erhalten.
Das Vorgehen der AIG, die nun zu rund 80 Prozent dem US-Staat gehört, hatte nicht nur in der amerikanischen Öffentlichkeit großen Protest hervorgerufen.
Auch US-Präsident Barack Obama hatte die Zahlungen und die Moral der Manager scharf kritisiert. Als Folge der Bonuszahlungen hatte das US-Abgeordnetenhaus beschlossen, in Zukunft diese Art von Prämien mit einer Steuer von bis zu 90 Prozent zu belegen.
Nachdem der öffentliche Druck auf die AIG-Manager stetig zunahm, haben nun einige der führenden Top-Manager ihre Prämien wieder zurückgezahlt, andere wollen sich angeblich ihrem Beispiel anschließen.

Der Autor und Pulitzer-Preisträger Thomas L. Friedman widmete sich in einem Kommentar der Sonntagsausgabe der New York Times (diese erschien zu einem Zeitpunkt, als noch nicht bekannt war, dass einige AIG-Manager ihre Bonus-Zahlungen wieder zurückgegeben werden) dem Thema "Nachhaltigkeit in Unternehmen und ein von Inspiration geprägter Führungsstil. Friedman glaubt, Präsident Obama eine Chance verpasst habe, den AIG-Managern Werte zu vermitteln.
Obama hätte sich seiner Anischt nach viel Ärger im Kongress ersparen können, wenn er die AIG-Manager an ihrer Ehre gepackt und ihnen klargemacht hätte, dass sie Teil einer "großen nationalen Mission" seien: Führung wecken, anstatt sie zu erzwingen. Managern könne man ethisches Verhalten nicht mit Gesetzen einimpfen. Friedman wettet, dass die meisten AIG-Manager ihre Boni sogar freiwillig zurückzahlen würden, wenn der Präsident sie auf diese ethische Sicht der Problemlage gelenkt hätte.
Friedman schließt sich in seinem Kommentar der Ansicht von Dov Seidman an, der CEO von LRN ist. Dieser vertritt in seinem Buch "How" (dt. "Die La-Ola-Welle") unter anderem die Meinung, dass es keinen Sinn mache, immer mehr Zwangsregeln und Bestimmungen einzuführen, um Gesellschaften, Regierungen und Unternehmen zu einem nachhaltigen Verhalten zu bewegen. Seidmans Quintessenz: "Gesetze sagen Ihnen, was Sie tun können. Werte erwecken in Ihnen, was Sie tun sollten." Es sei eine Führungsaufgabe, jene Werte in uns zu wecken. (LRN: ra)
Bei uns im Compliance-Shop erhältlich:
Dov Seidman
"Die La-Ola-Welle" - Es kommt nicht darauf an, was du tust, sondern wie
Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Preis: 29.90 Euro
Verlag: Wiley-VCH Verlag; Auflage: 1 (2. April 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3527503722
ISBN-13: 978-3527503728
LRN: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.