Erster "Europäischer Datenschutztag"
Erster "Europäischer Datenschutztag" - PDS mahnt: "Datenschutz ist Pflicht, nicht Kür"
Schaar kritisiert Rückwärtsbewegung für den EU-Datenschutz: Missbrauch der Vorratsdatenspeicherung droht
(30.01.07) - Auf die Initiative des Europarats fand am 29.01.07 erstmals europaweit der "Europäische Datenschutztag" statt. Aus diesem Anlass erklärt die stellvertretende Parteivorsitzende der PDS, Katina Schubert: "Keine weiteren Einschränkungen des Datenschutzes zugunsten der Sicherheitsbehörden, das ist die Aufgabe der Bundesregierung. In Zeiten zunehmender Technisierung und Verdatung von Kommunikation über Internet, Mobilfunk u.a. ist es im Gegenteil nötig, eine umfassende Aufklärungskampagne über den Datenschutz und die individuellen Rechte der Nutzerinnen und Nutzer von moderner Telekommunikation zu führen."
Der Datenschutz sei mit dem "Volkszählungsurteil" des Bundesverfassungsgerichts von 1983 in den Rang eines Grundrechts erhoben worden und damit keine Schönwetterveranstaltung. Datenschutz sei auch kein Täterschutz, sondern begründe das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, also das Recht, selbst über die eigenen Daten, ihre Erhebung und ihre Verwendung zu bestimmen. Das schließe auch das Recht ein, zu wissen, wer welche Daten über mich wo und zu welchem Zweck erhebt, speichert und verwendet.
"Allen Versuchen auf Bundes- und europäischer Ebene, das Recht auf informationelle Selbstbestimmung mit Blick auf die Sicherheitslage auszuhöhlen oder einzuschränken, stellen wir uns entschieden entgegen", erklärte Schubert: "Freiheit stirbt mit Sicherheit - wenn die Grundrechte der Menschen unterminiert und damit grundlegende Elemente der Demokratie beschädigt werden."
Ebenfalls zum 1. Europäischen Datenschutztag, dessen zentrale Veranstaltung am Montag in Berlin stattfand, registrierte der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar laut einer Meldung von ddp eine "Rückwärtsbewegung für den Datenschutz" in der Europäischen Union kritisiert. In der Tageszeitung "Die Welt" forderte Schaar die deutsche Ratspräsidentschaft auf, den Datenschutz auf der politischen Agenda nach vorne zu rücken.
"Wenn zum Beispiel die Innenminister der EU jetzt planen, die polizeiliche Zusammenarbeit zu intensivieren, muss gleichzeitig ein hoher Datenschutzstandard bei Polizei und Justiz gewährleistet sein", sagte er. Er erwarte von der Ratspräsidentschaft, dass sie dieses Ziel möglichst bis zum Juni zu einem Abschluss bringe.
Schaar warnte auch vor einem Missbrauch der Vorratsdatenspeicherung. "Ich sehe die von der Bundesregierung geplante Vorratsdatenspeicherung sehr kritisch, mit der Unternehmen verpflichtet werden sollen, Telefon-, Handy- oder Internetdaten über sechs Monate vorzuhalten", betonte der Datenschützer. Damit würden zum ersten Mal auf breiter Basis die Daten von völlig unverdächtigen Personen gespeichert. Damit sei der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verletzt.
Die zentrale Veranstaltung zum Datenschutztag stand unter dem Motto "Datenschutz ist Grundrechtsschutz - Wie schützt der Staat die Freiheit". (PDS: ddp: ra)
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