Studie zeigt Verantwortungslücken auf


Nicht einmal ein Fünftel sieht die Unternehmen in der Rolle verantwortlicher Klimaschützer, obwohl hier ein großer Hebel zur Begrenzung der Erderwärmung liegt
Klimaschutz: Jeder zweite Deutsche sieht sich nicht zuständig - Altersvorsorge: 67 Prozent erwarten Lösung durch den Staat


(19.04.10) - Für Zukunftsthemen wie Altersvorsorge oder Klimaschutz fühlen sich die Deutschen wenig verantwortlich. Insbesondere junge Leute, die von diesen Zukunftsthemen am meisten betroffen sind, sehen sich am wenigsten in der Verantwortung, diese Herausforderungen zu meistern. Dies ist ein Ergebnis der "Verantwortungsstudie 2010", einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage von Forsa im Auftrag der Allianz Deutschland AG.

Beispiel Klimawandel: Nur gut die Hälfte der Bevölkerung fühlt sich für den Klimaschutz zuständig. Dabei attestiert sich die Jugend deutlich seltener ein umweltbewusstes Verhalten als die Generation 50 Plus. So halten sich nur 32 Prozent der jungen Leute zwischen 14 und 29 Jahren zugute, aktiv etwas für den Klimaschutz zu tun, jedoch 61 Prozent der über 50-jährigen.

Auch die Wirtschaft ist hier gefordert. Nicht einmal ein Fünftel sieht die Unternehmen in der Rolle verantwortlicher Klimaschützer, obwohl hier ein großer Hebel zur Begrenzung der Erderwärmung liegt.

Dramatische Verantwortungslücken offenbaren die Deutschen, wenn es um die Folgen des demographischen Wandels geht. Obwohl die Rentenlücke unzweifelhaft vom Einzelnen selbst geschlossen werden muss, sehen sich fast 40 Prozent nicht unter Zugzwang. 67 Prozent erwarten nach wie vor Lösungen durch den Staat.

Dr. Maximilian Zimmerer, Vorstandsmitglied der Allianz Deutschland AG, kommentiert: "Wenn wir die zukünftigen Herausforderungen unserer Gesellschaft bestehen wollen, die sich aus der demographischen Entwicklung ergeben, gilt es die Eigenverantwortung der Bürger zu stärken, weil der Staat diese Aufgaben nicht alleine leisten kann."

Große Verantwortung zeigen die Deutschen jedoch für die Pflege von Familienangehörigen.
Immerhin 74 Prozent der Bevölkerung sehen die damit verbundenen Aufgaben als Sache der Bürger. Sogar 80 Prozent der Deutschen sehen sich bei der Ausbildung ihrer eigenen Kinder in der primären Verantwortung. Ähnliches gilt für Gesundheitsfragen: Für den Erhalt der eigenen Gesundheit sehen 71 Prozent der Deutschen den Einzelnen selbst als entscheidende Kraft. Regierung und Politik werden nur von knapp jedem zweiten Bundesbürger (48 Prozent) als verantwortlich angesehen. Nicht einmal jeder fünfte Bundesbürger (19 Prozent) sieht bei sozialen Einrichtungen eine Lösungskompetenz.

Trotz aller Bereitschaft, für die eigene Gesundheit Verantwortung zu übernehmen, glauben allerdings nur 37 Prozent, dass sich die Deutschen auch wirklich engagiert um ihre Gesundheit kümmern. Die Ergebnisse der Verantwortungsstudie 2010 zeigen, dass die Deutschen eher bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, je konkreter die Herausforderungen die alltäglichen Lebensumstände betreffen.

Dies gilt insbesondere für die Kindererziehung, das Sparen von Energie oder die Vermeidung von Müll. Umgekehrt gilt: Je abstrakter ein Wirkungszusammenhang ist, desto eher wird die Verantwortung an den Staat, an die Wirtschaft oder sonstige Organisationen delegiert. Dieser Erwartungshaltung der Bürger kommt jedoch insbesondere die Politik aus Sicht der Befragten nicht nach: Während beispielsweise drei von vier Deutschen die größte Lösungskompetenz für die Lastenverteilung zwischen Jung und Alt dem Staat zuschreiben, glaubt nur jeder zehnte, dass die Politik ihrer Verantwortung gerecht wird.

Die deutsche Landkarte der Verantwortung
Aus den drei Themenkreisen der Studie – Umwelt, Demografie und Gesundheit – ragen in der gefühlten und gelebten Verantwortung die Familienthemen deutlich heraus. Generell schreiben die Befragten der Bevölkerung insgesamt ein deutlich geringeres Verantwortungsniveau zu als sich persönlich. Während beispielsweise nur 18 Prozent davon ausgehen, dass die Bürger in der Vermeidung von Müll vorbildlich ihrer Verantwortung nachkommen, sind es in der Selbsteinschätzung stolze 65 Prozent. Wenn es um die Übernahme von Verantwortung geht, fühlen West- und Ostdeutsche gleich.

Vermutungen, wonach Ostdeutsche aufgrund ihrer Sozialisation in einem totalitären Staat deutlich häufiger Verantwortung delegieren würden, treffen nicht zu. Auch ist die Bereitschaft zur Eigenverantwortung im Westen nicht größer als im Osten des Landes. (Allianz: ra)

Allianz Deutschland: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

  • Rote Linien für die zukünftige Nutzung von KI

    Laut einer aktuellen Studie von NTT Data droht eine Verantwortungslücke die durch KI möglich gewordenen Fortschritte zu untergraben. Mehr als 80 Prozent der Führungskräfte räumen ein, dass Führungsfähigkeiten, Governance und die Bereitschaft der Mitarbeitenden nicht mit den Fortschritten der KI mithalten können. Das gefährdet Investitionen, Sicherheit und das Vertrauen der Öffentlichkeit.

  • Europas Sanktionslandschaft

    Die Durchsetzung der europaweiten Datenschutz-Gesetzgebung hat einen neuen Höchststand erreicht: Erstmals überschreiten die öffentlich bekannten Bußgelder in Europa die Marke von fünf Milliarden Euro. Seit Inkrafttreten der General Data Protection Regulation (GDPR) im Mai 2018 wurden bis März 2025 insgesamt rund 5,65 Milliarden Euro an Strafen verhängt - ein Plus von 1,17 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Diese Rekordsumme spiegelt wider, wie stark sich die europäische Sanktionspraxis in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

  • Absicherung unternehmerischer Entscheidungen

    Die zunehmende Regulierungsdichte mit immer neuen Vorschriften erschwert Vorständen und Aufsichtsräten die rechtliche Einschätzung unternehmerischer Entscheidungen und bremst unternehmerisches Handeln. Das Deutsche Aktieninstitut und die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz haben die Studie "Absicherung unternehmerischer Entscheidungen - Entscheidungsfindung in unsicheren Zeiten" veröffentlicht.

  • Herausforderung: Datenschutz & geteilte Geräte

    Die Digitalisierung schreitet in der Transport- und Logistikbranche stetig voran und macht Prozesse innerhalb der Lieferkette immer transparenter und damit nachvollziehbarer. So kam die jüngste Studie "Digitale Innovationen: Was die Transport- und Logistikbranche jetzt braucht" von SOTI zu dem Ergebnis, dass sich 80 Prozent (weltweit 78 Prozent) der deutschen Arbeitnehmenden im T&L-Bereich durch die technische Nachverfolgbarkeit von Waren, für die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit Verantwortung tragen, sicherer fühlen. Gleichzeitig empfinden jedoch 61 Prozent das Tracking dienstlicher Geräte als Eingriff in ihre Privatsphäre (weltweit 55 Prozent).

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen