Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden


Managerhaftung geprägt von wachsender Cyberbedrohung
D&O Survey: Wichtige Zukunfts- und Risikothemen erhalten im Vorstand zu wenig Aufmerksamkeit



Führungskräfte in Deutschland blicken mit wachsender Sorge auf ihr Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden – für 88 Prozent sind Cyber-Attacken und für 86 Prozent Datenverluste das Top-Risiko für Manager 2025. Das zeigt der aktuelle "Directors’ and Officers’ Liability Survey" des Risikoberaters und Großmaklers Willis, einem Geschäftsbereich von WTW, und der internationalen Anwaltssozietät Clyde & Co. Außerdem zeigt die Studie, dass vielen Themen im Management Board nicht genug Zeit eingeräumt wird: 38 Prozent der befragten Führungskräfte in Deutschland sind der Meinung, dass im Vorstands- und Geschäftsführungskreis mehr Zeit für das Thema Cybersicherheit aufgewendet werden sollte. "Das ist ein deutliches Signal dafür, dass viele Unternehmen sich der Bedrohung zwar bewusst sind, sich ihr aber noch nicht ausreichend widmen", sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich bei Willis. "Cyberbedrohungen bleiben ein zentrales Haftungsrisiko für Führungskräfte." Für die Studie wurden weltweit 765 Führungskräfte und Risikomanager – davon 40 Prozent aus europäischen Unternehmen – zu den wesentlichen D&O-Risiken befragt.

Neben Cyberrisiken zählen Gesundheit und Arbeitssicherheit mit 82 Prozent zu den größten Risiken für Manager in Deutschland. Regulatorische Verstöße, Risiken innerhalb der Lieferkette, Systeme und Kontrollen sowie das Thema Gleichstellung und Inklusion vervollständigen die Liste der Top 7 D&O-Risiken 2025.

Priorität von Risikomanagement zu gering
Trotz der Vielzahl an Herausforderungen zeigt die Studie, dass Risikomanagement in vielen Unternehmen noch nicht die nötige Priorität erhält: Nur 31 Prozent der befragten Führungskräfte geben an, dass das Thema zu den Top 3 auf der Agenda ihres Management Boards zählt – in Deutschland sogar nur 17 Prozent. Gleichzeitig sind 35 Prozent der Meinung, dass im Vorstand mehr Zeit für strategisches Risikomanagement aufgewendet werden müsste. "Angesichts der wachsenden Bedrohungslage ist es entscheidend, Risikomanagement nicht nur operativ zu denken, sondern als zentrales strategisches Thema im Top-Management zu verankern", betont Philipp Rouget, Head of FINEX Deutschland und Österreich bei Willis. "Wichtig ist es, sicherzustellen, dass Schutz- aber auch Mitigierungsmaßnahmen wie die Cyber- und D&O-Versicherung dieses sich verändernde Umfeld widerspiegeln."

Gerade im Kontext zunehmender Cyberbedrohungen, regulatorischer Anforderungen und geopolitischer Unsicherheiten sollte die Auseinandersetzung mit dem eigenen Haftungsschutz fest in der strategischen Diskussion des Managements verankert sein. Dafür braucht es auch ausreichend Raum. "Nur wenn Unternehmen ihre Absicherung als aktiven Teil des Risikomanagements verstehen, können sie Führungskräfte im Ernstfall wirksam schützen", so Rouget abschließend.

Weitere Kernergebnisse des Surveys
Da sich die zentralen Risikoeinschätzungen deutscher Führungskräfte weitgehend mit den weltweiten Ergebnissen decken, beziehen sich die folgenden Auswertungen auf die globalen Daten der D&O Survey.

Gesundheit & Arbeitssicherheit weiterhin zentral für Managerhaftung
Gesundheit und Arbeitssicherheit bleiben für 80 Prozent der Befragten weltweit das zentrale Haftungsrisiko. Besonders im Fokus steht dabei wie im Jahr 2024 das Risiko um die physische Gesundheit der Mitarbeitenden. Diese Einschätzung ist auch auf die anhaltenden geopolitischen Spannungen und kriegerischen Auseinandersetzungen zurückzuführen. Zunehmend wird jedoch auch die mentale Gesundheit als gleichwertig bedeutend erachtet, da Unternehmen erkennen, dass die Förderung des allgemeinen Wohlbefindens direkt zur Steigerung von Produktivität und langfristigem Unternehmenserfolg beiträgt. "In Deutschland wird Arbeitssicherheit per se sehr ernst genommen – deshalb wird dieser Bereich hierzulande nicht in gleichem Maße als akutes Haftungsthema wahrgenommen wie in anderen Regionen", erklärt Rouget.

Klimabezogene Risiken nach wie vor weniger im Fokus
Trotz wachsender Bedrohung durch Naturkatastrophen und Klimasorgen in der europäischen Bevölkerung zählen klimabezogene Risiken auch dieses Jahr nicht zu den Prioritäten in der Unternehmensführung. "Bedrohungen durch das wackelige Wirtschaftsumfeld und die angespannte politische Lage erscheinen akuter und genießen dadurch höhere Priorität", so Rouget. "Doch Klimarisiken bleiben langfristig eine Herausforderung. Wer sein Unternehmen jetzt nicht resilient aufstellt, wird in einigen Jahren die Rechnung dafür zahlen müssen." (WTW: ra)

eingetragen: 14.06.25

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