
Bildungsstand spielt eine Rolle
Studie zeigt soziale Unterschiede in der Nutzung und Wahrnehmung von generativer KI in Deutschland
Fach- und Führungskräfte zeigen sich am wenigsten besorgt: Nur 14 Prozent von ihnen sehen KI als Bedrohung
In Deutschland gehen die Meinungen über generative Künstliche Intelligenz, wie ChatGPT, weit auseinander - Auch die Nutzung im privaten und beruflichen Alltag ist sozial ungleich verteilt. "Diese Unterschiede sind relevant", sagt Professor Florian Stoeckel, der die Studie geleitet hat. "Sie betreffen den Zugang zu Chancen, die digitale Teilhabe und letztlich die Frage, wer die Zukunft mitgestaltet, wenn sich Arbeit und Gesellschaft durch KI verändern."
Auf die Frage, ob KI als Bedrohung für die eigene Arbeitsplatzsicherheit, als Chance oder als beides wahrgenommen wird, zeigen sich die Befragten nahezu gleich verteilt: 26 Prozent sehen KI als Bedrohung, 37 Prozent als Bedrohung und Chance zugleich, und 36 Prozent als Chance.
Die Wahrnehmung hängt stark von Geschlecht, Bildung, Beruf und der eigenen KI-Nutzung ab.
Frauen sehen KI deutlich häufiger als Bedrohung für ihre Arbeitsplatzsicherheit (34 Prozent) als Männer (20 Prozent). Auch der Bildungsstand spielt eine Rolle: Nur 16 Prozent der Befragten mit Hochschulabschluss sehen in KI eine Bedrohung. Bei den Befragten ohne Hochschulabschluss sind es 31 Prozent.
Fach- und Führungskräfte zeigen sich am wenigsten besorgt: Nur 14 Prozent von ihnen sehen KI als Bedrohung. In Verwaltungs-, Vertriebs- und Dienstleistungsberufen liegt der Anteil bei 27 Prozent, in manuellen Berufen bei 30 Prozent. Gleichzeitig sehen Fach- und Führungskräfte KI besonders häufig als Chance.
Die deutlichste Trennlinie verläuft jedoch zwischen Nutzerinnen und Nutzern von KI und jenen, die die Technologie nicht verwenden. Unter den Nutzerinnen und Nutzern sehen nur 13 Prozent KI als Bedrohung. Unter Personen, die KI nicht nutzen, liegt dieser Wert bei 37 Prozent.
Wir sehen, dass KI entlang gesellschaftlicher Linien unterschiedlich wahrgenommen wird, etwa in Bezug auf Geschlecht, Bildung oder Beruf", so Stoeckel. "Auch wenn das wenig überrascht, ist es wichtig für die öffentliche Debatte, dass Sorgen über KI ungleich verteilt sind. Diese Unterschiede können bestehende Ungleichheiten weiter verschärfen."
Auch im internationalen Vergleich zeigen sich Parallelen. Zwar unterscheiden sich die Prozentwerte zwischen Deutschland und Großbritannien, doch die Muster ähneln sich: In Großbritannien sehen die Anhängerinnen und Anhänger von Reform UK KI häufiger als Bedrohung; in Deutschland sehen die Anhänger und Anhänger der AfD KI häufig als Bedrohung. Umgekehrt sehen konservative Wählerinnen und Wähler (die Conservative Party in Großbritannien und CDU/CSU in Deutschland) KI häufiger als Chance.
Die Parteien beziehen bislang kaum Position zu KI", ergänzt Stoeckel. "Aber je stärker KI unseren Alltag und unsere Arbeit verändert, desto mehr werden sie sich dazu verhalten und die Sorgen ihrer Wählerschaft ernst nehmen müssen. Diese Sorgen sind sehr unterschiedlich verteilt."
Auch bei der Nutzung von KI zeigen sich Muster, die in Großbritannien und Deutschland ähnlich sind. Menschen unter 30 sind Vorreiter in der Anwendung, sowohl privat als auch beruflich. Mehr als die Hälfte dieser Altersgruppe nutzt KI in beiden Bereichen. Männer nutzen KI häufiger als Frauen. Menschen mit Hochschulabschluss häufiger als jene ohne. Am weitesten verbreitet ist die Nutzung unter Fach- und Führungskräften.
Die Daten wurden von YouGov im Rahmen einer Online-Umfrage unter 1.057 Erwachsenen in Deutschland erhoben. Die Ergebnisse wurden gewichtet, um die deutsche Bevölkerung nach Alter, Geschlecht, Bildung und Region abzubilden. (University of Exeter: ra)
eingetragen: 06.08.25
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