Schwächere Zahlungsmoral und mehr Insolvenzen


Überschuldung der Verbraucher ist Gift für die gesamte Wirtschaft
Eine schnellere Restschuldbefreiung im Verbraucherinsolvenzverfahren, wie sie das Bundesjustizministerium anstrebt, hält der BDIU für kontraproduktiv

(06.06.12) - Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen steigt in diesem Jahr voraussichtlich leicht auf 105.000 (2011: 103.289). Grund ist die hohe private Überschuldung – jeder zehnte Erwachsene hat nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), nachhaltige Zahlungsprobleme. Überschuldung ist auch die zentrale Ursache, warum Verbraucher aktuell Rechnungen nicht wie vereinbart bezahlen. Das melden jetzt 90 Prozent der befragten Inkassounternehmen in der BDIU-Frühjahrsumfrage. Besonders betroffen von einer schlechten Zahlungsmoral ihrer Kunden beziehungsweise ihrer Vertragspartner sind aktuell Handwerker (56 Prozent der Inkassounternehmen bestätigen das), Vermieter, (48 Prozent), der Versandhandel (38 Prozent) und Energieversorger (ebenfalls 38 Prozent).

"Die Überschuldung der Verbraucher ist ein Gift für die ganze Wirtschaft", so BDIU-Vizepräsidentin Marion. "Leider sind auch schon viele Jugendliche betroffen." Laut der BDIU-Umfrage haben junge Verbraucher (bis 24 Jahre) ein schlechteres Zahlungsverhalten als ältere Verbraucher. Gründe für die Verschuldung Jugendlicher erkennen die Inkassounternehmen in einem Elternhaus, das bereits einen schlechten Umgang mit Geld vorlebt, zu hohen Konsumausgaben, einer mangelnden Eigenverantwortung und zu wenig Kenntnissen über vertragliche Verpflichtungen. "Hier ist unser Bildungssystem gefragt", so Kremer und fordert: "Wir brauchen ein Schulfach Finanzkompetenz. Das ist ein sinnvoller Beitrag zur Schuldenprävention."

20 Prozent mehr Verbraucherinsolvenzen bei kürzerer Restschuldbefreiung befürchtet
Eine schnellere Restschuldbefreiung im Verbraucherinsolvenzverfahren, wie sie das Bundesjustizministerium anstrebt, hält der BDIU dagegen für kontraproduktiv. "Die Hemmschwelle, Schulden zu machen, würde dadurch sinken", so BDIU-Präsident Wolfgang Spitz. "Bezahlen müssten das die Gläubiger, die ohnehin durch die ausbleibenden Zahlungen ihrer Kunden geschädigt sind." Würde das Gesetz wie vom Ministerium vorgeschlagen in Kraft treten, befürchten die Gläubigervertreter einen Anstieg der Verbraucherinsolvenzen um bis zu 20 Prozent. Derzeit halten viele Überschuldete einen Insolvenzantrag in Erwartung einer schuldnerfreundlicheren Gesetzgebung zurück.

Zahlungsmoral schwächt sich ab
Trotz der guten Konjunktur hat sich die Zahlungsmoral aktuell leicht eingetrübt. 22 Prozent der Inkassounternehmen melden, dass Rechnungen jetzt schlechter bezahlt werden als vor einem halben Jahr. 34 Prozent erwarten, dass sich die Zahlungsmoral bis Ende 2013 weiter eintrüben wird.

Inkassounternehmen entlasten Wirtschaft und Justiz
Zur Liquiditätssicherung und um die Risiken einer Insolvenz zu senken, ist für die Wirtschaft die Zusammenarbeit mit Inkassounternehmen wichtig. In welchem Umfang das aktuell geschieht, zeigt jetzt eine neue Branchenstudie, die erstmals umfassende Daten zum Markt für Forderungsmanagement in Deutschland liefert. Demnach halten Inkassounternehmen derzeit über 50 Milliarden Euro an Forderungen im Auftrag von Gläubigern. Die durchschnittliche Forderungshöhe liegt bei über 600 Euro. Hauptauftraggeber der Forderungsmanagementdienstleister sind das Handwerk (65 Prozent der Inkassounternehmen haben Handwerker als Kunden), das Gesundheitsweisen (54 Prozent), der Einzel- und Versandhandel (47 beziehungsweise 46 Prozent) sowie der Groß- und Außenhandel (45 Prozent).

In erheblichem Umfang tragen Inkassounternehmen dabei auch zur
Entlastung der Gerichte bei. Aktuell bearbeiten sie über 15 Millionen Fälle im vor- beziehungsweise außergerichtlichen Bereich. Rund 80 Prozent, also gut 12 Millionen dieser Fälle erledigen die Unternehmen, ohne dass es zu einem gerichtlichen Verfahren kommt. Zum Vergleich: Die Zahl der von Gerichten verschickten Mahnbescheide liegt bei etwa 9 Millionen pro Jahr – ohne Inkassounternehmen müssten sie mindestens doppelt so viele Mahnverfahren bearbeiten, Gerichtsvollzieher müssten eine wahre Lawine an Zwangsvollstreckungen bewältigen. (BDIU: ra)

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    Mit KI die Mail formulieren, eine Hintergrundrecherche starten oder aus Gesprächsnotizen ein Protokoll erstellen - Künstliche Intelligenz kann im Job unterstützen, wenn man weiß wie. Ein Fünftel (20 Prozent) der Berufstätigen wurde deshalb von ihrem Arbeitgeber bereits im KI-Einsatz geschult. Bei weiteren 6 Prozent gibt es zwar entsprechende Fortbildungen, sie haben sie aber noch nicht wahrgenommen. Der großen Mehrheit von 70 Prozent der Beschäftigten wird allerdings keine KI-Fortbildungen angeboten. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.005 Personen ab 16 Jahren in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Mindestens ein Datenschutzvorfall

    The Business Digital Index (BDI), eine Initiative von Cybernews, hat die digitale Sicherheit von 75 EU-Institutionen untersucht. Das Ergebnis ist besorgniserregend: 67 Prozent der untersuchten Einrichtungen erhielten die Noten "D" oder "F" und gelten damit als "hohes" oder "kritisches" Risiko.

  • Überwachung und Compliance stets im Fokus

    Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) setzt die Bundesregierung einen Meilenstein für die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung. Ziel ist es, eine umfassende Datentransparenz - sowohl für Patienten als auch das medizinische Personal - zu schaffen, um die Qualität der Versorgung zu optimieren und Mitarbeitende im Healthcare-Sektor zu entlasten. Wie die Studie "Digitale Zwickmühle im Gesundheitswesen: Zwischen Innovationsdruck und Systemrisiken" von Soti jedoch zeigt, mangelt es in vielen deutschen Gesundheitseinrichtungen noch immer an den nötigen technischen Voraussetzungen, um diesem Anspruch in der Praxis auch wirklich gerecht zu werden. Für diese Erhebung wurden weltweit IT-Entscheidungsträger im Healthcare-Bereich befragt.

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    Führungskräfte in Deutschland blicken mit wachsender Sorge auf ihr Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden - für 88 Prozent sind Cyber-Attacken und für 86 Prozent Datenverluste das Top-Risiko für Manager 2025. Das zeigt der aktuelle "Directors' and Officers' Liability Survey" des Risikoberaters und Großmaklers Willis, einem Geschäftsbereich von WTW, und der internationalen Anwaltssozietät Clyde & Co. Außerdem zeigt die Studie, dass vielen Themen im Management Board nicht genug Zeit eingeräumt wird: 38 Prozent der befragten Führungskräfte in Deutschland sind der Meinung, dass im Vorstands- und Geschäftsführungskreis mehr Zeit für das Thema Cybersicherheit aufgewendet werden sollte. "Das ist ein deutliches Signal dafür, dass viele Unternehmen sich der Bedrohung zwar bewusst sind, sich ihr aber noch nicht ausreichend widmen", sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich bei Willis.

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