Forderung nach Kreditsicherheiten


Banken sind bei der Kreditvergabe an Start-ups zurückhaltend
36 Prozent der Gründer haben Schwierigkeiten, ein Darlehen aufzunehmen - Je höher der Umsatz, desto leichter haben es IT-Unternehmen bei ihrer Bank



Die niedrigen Kreditzinsen machen die Finanzierung für IT-Unternehmen günstig – wenn sie denn ein Darlehen von der Bank bekommen. Während große Unternehmen bei der Kreditbeantragung derzeit kaum Probleme haben, gestaltet sich die Bankenfinanzierung für Start-ups schwierig. Das berichtet der Digitalverband Bitkom auf Basis einer Auswertung der KfW-Unternehmensbefragung 2016 für die Digitalbranche. Danach geben 36 Prozent der jungen IT-Unternehmen an, dass es derzeit schwierig ist, ein Darlehen aufzunehmen.

Rund jedes vierte Start-up-Unternehmen (27 Prozent) sagt, dass es Probleme hat, überhaupt einen Kredit zu bekommen. Von den Unternehmen, die bereits länger als 5 Jahre am Markt sind, berichten 17 Prozent von schwierigen Darlehensgesprächen und nur 13 Prozent haben mit einer ablehnenden Reaktion der Banken zu kämpfen.

"Start-ups können nur sehr eingeschränkt von den günstigen Kreditkonditionen auf dem Kapitalmarkt profitieren. Oft sind sie einfach nicht in der Lage, die verlangten Sicherheiten zu liefern", sagt Bitkom-Geschäftsleiter Niklas Veltkamp. "Es ist wichtig, dass wir in Deutschland ausreichend alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups schaffen." Bitkom begrüßt daher die Pläne des Bundesfinanzministeriums, einen sogenannten Tech Growth Fund mit einem Volumen von 10 Milliarden Euro einzuführen.

Für jeden Euro an Wagniskapital, den ein Gründer erhält, soll er aus dem Fonds zusätzlich einen Euro Kredit erhalten. So kommen insgesamt 20 Milliarden Euro zusammen, die an Start-ups fließen können. "Die finanziellen Mittel, die der Tech Growth Fund für schnell wachsende Start-ups bereithält, werden als Darlehen vergeben. Diese müssen die Gründer mit Zinsen zurückzahlen, sie müssen dafür aber keine Firmenanteile abtreten", so Veltkamp. "Entscheidend ist jetzt, wie die genauen Konditionen für den Fonds aussehen – und wann er wirklich an den Start geht."

Derzeit gilt: Je größer das Unternehmen, desto leichter ist es, an einen Kredit zu kommen. Bei den Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 1 bis 10 Millionen Euro erleben 20 Prozent Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme, bei jenen mit einem Umsatz von 10 bis 50 Millionen Euro sind es nur 11 Prozent. Und Unternehmen, die mehr als 50 Millionen Euro im Jahr umsetzen, haben aktuell überhaupt keine Probleme. Junge Unternehmen haben besonders mit den Anforderungen der Banken an die Dokumentation der Kreditverwendung, mit der Offenlegung von Unternehmensinformationen und mit der Forderung nach Kreditsicherheiten zu kämpfen.

Rund jedes dritte Start-up (je 35 Prozent) nannte diese Anforderungen als Kredithürde. Ähnlich viele junge IT-Unternehmen erleben gestiegene Anforderungen an die Eigenkapitalquote (31 Prozent). Bei den IT-Unternehmen, die bereits länger am Markt sind, stellen 26 Prozent gestiegene Anforderungen an die Dokumentation und 23 Prozent an die Offenlegung fest. Ähnlich viele berichten davon, dass mehr Kreditsicherheiten (22 Prozent) und eine höhere Eigenkapitalquote (19 Prozent) gefordert werden.

Insgesamt ist die Zahl der Unternehmen mit Kreditproblemen gegenüber dem Vorjahr aber leicht zurückgegangen. Allerdings hat auch mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Unternehmen gar keine Bankenkredite beantragt. Auch die Kreditvoraussetzungen haben sich im vergangenen Jahr deutlich verbessert. So konnten 45 Prozent der Unternehmen ihre Eigenkapitalquote weiter verbessern, nur bei 12 Prozent hat sie sich verschlechtert. Und 44 Prozent der Unternehmen melden einen Anstieg ihrer Umsatzrendite nur 15 Prozent einen Rückgang. Das Rating hat sich bei 28 Prozent der IT-Unternehmen verbessert, nur bei 2 Prozent ist eine Verschlechterung eingetreten.

Aus der Verwendung beantragter Kreditmittel lassen sich Rückschlüsse auf das Investitionsverhalten der Unternehmen ziehen. Fast die Hälfte der Digitalunternehmen, die Kredite beantragten, setzte Kredite für Betriebsmittel ein (47 Prozent). Jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) plante Darlehen für Grundstücks- oder Gebäudeinvestitionen ein. Der Kauf von Maschinen und Anlagen (16 Prozent) und die Eingehung von Beteiligungen (14 Prozent) folgen als weitere Motive der Kreditaufnahme. Nur jedes zehnte Digitalunternehmen (10 Prozent) setzt Kreditmittel für Digitalisierungsvorhaben ein.

Zur Methodik: Grundlage der Angaben ist die jährlich durchgeführte Unternehmensbefragung der KfW Bankengruppe in Kooperation mit Fach- und Regionalverbänden der Wirtschaft. Dabei wurden im Februar und März 2016 deutsche ITK-Unternehmen zu ihrer Finanzierungssituation und ihren Finanzierungsgewohnheiten befragt.
(Bitkom: ra)

eingetragen: 30.08.16
Home & Newsletterlauf: 26.09.16

Bitkom: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Gefährliche Lücken in der Finanzbildung

    Die Finanzwelt ist für viele Deutsche wie ein Minenfeld, das man besser meidet. Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage des Bankenverbands zeigt, dass sich ein Großteil der Befragten nicht ausreichend mit ihren Finanzen beschäftigt und wichtige Begriffe nicht versteht.

  • Motivation und Bindung der Beschäftigten

    Startups in Deutschland beteiligen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt am Unternehmen. Aktuell geben 44 Prozent an, Beschäftigte am Startup zu beteiligen, vor einem Jahr waren es noch 38 Prozent. Weitere 42 Prozent können sich eine Mitarbeiterbeteiligung in der Zukunft vorstellen. Nur 6 Prozent der Startups setzen nicht auf Mitarbeiterbeteiligung und schließen das auch für die Zukunft aus.

  • Angriffe auf deutsche Wirtschaft nehmen zu

    Deutsche Unternehmen rücken verstärkt in den Fokus von Angreifern aus dem In- und Ausland. In den vergangenen zwölf Monaten waren 81 Prozent aller Unternehmen vom Diebstahl von Daten und IT-Geräten sowie von digitaler und analoger Industriespionage oder Sabotage betroffen.

  • Lobby- und Transparenzregeln

    Anlässlich der Veröffentlichung des Lobbyrankings 2024 wirft Transparency International Deutschland e.V. einen vergleichenden Blick auf die Regeln für eine integre und transparente Politik in den Bundesländern und im Bund.

  • KI-Skepsis vorherrschend

    Nur 3 Prozent der Unternehmen im DACH-Raum beschreiben sich als fortgeschritten bei der Einführung generativer KI (GenAI). Das zeigt eine aktuelle Lünendonk-Studie. Trotz hohem Potenzial und zahlreichen Anwendungsfeldern ist die Skepsis gegenüber der neuen Technologie bei Anwendern wie Entscheidern hoch. Unsicherheit und die Angst vor Schatten-KI hemmen die Einführung. Gleichzeitig erhofft sich jedes zweite Unternehmen durch GenAI Hilfe bei der digitalen Transformation.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen