Krisenmanagement: Firmen sehen sich vorbereitet


60 Prozent der Führungskräfte sehen sich zunehmend häufiger mit Krisen konfrontiert
Die Zuversicht der Unternehmen in Bezug auf ihr Krisenmanagement liegt meist höher als Praxiserfahrungen es nahelegen



Wie die aktuelle, globale Deloitte-Studie "Stronger, fitter, better: Crisis Management for the resilient Enterprise" zeigt, sieht die Mehrheit der befragten Unternehmen eine deutliche Zunahme von Krisen, die für die Wirtschaft im Allgemeinen und ihr Unternehmen im Besonderen ernsthafte Folgen haben können – 60 Prozent der Studienteilnehmer sind dieser Ansicht. Das Spektrum der potenziellen Bedrohungen ist breit gefächert und kann für die Unternehmen sowohl finanzielle Folgen als auch negative Auswirkungen auf die Reputation, das Markenimage oder das Mitarbeiterengagement haben.

"Krisen lassen sich nicht immer vermeiden - kein Unternehmen und keine Branche ist per se davor geschützt. Dafür sorgt schon allein der rasante Wandel der Geschäftswelt, wobei Faktoren wie die Digitalisierung genauso eine Rolle spielen können wie die geopolitische Lage in der Welt oder das Handeln einzelner Mitarbeiter. Entscheidend ist die Schnelligkeit und Qualität der Reaktion – und diese hängt sehr stark von der Vorbereitung und Erprobung des erarbeiteten Krisenmanagements ab. Wichtig ist es, die eigenen theoretischen Widerstandskräfte für den Fall einer Krise nicht zu überschätzen. Auf die Praxiserfahrung kommt es an - den Ernstfall zu proben ist essentiell", erklärt Michael Müller, Partner im Bereich Risk Advisory bei Deloitte.

Für die Deloitte-Studie wurden weltweit 500 Entscheidungsträger aus den Bereichen Krisen- und Risikomanagement sowie Business Continuity befragt. Folgende Erkenntnisse lassen sich zusammenfassen.

1. Die Zuversicht ist größer als die Praxiserfahrung erlaubt
Ungeachtet der vielfältigen Bedrohungspotenziale sehen sich 90 Prozent der Studienteilnehmer gut aufgestellt und geben an, ein hohes Vertrauen in die eigenen Abwehrkräfte und das Krisenmanagement zu haben. Lediglich 17 Prozent haben ihre Fähigkeiten schon einmal im Rahmen einer entsprechenden Simulation praktisch überprüft.

2. Das Lernen beginnt meist erst im Ernstfall
Das Wissen und die Fertigkeiten im Umgang mit Krisensituationen resultieren bei der großen Mehrheit aus vergangenen Vorfällen. 80 Prozent der Befragten hatten in den letzten zwei Jahren mindestens eine konkrete Krise zu bewältigen, wobei sich virtuelle und reale Ereignisse in etwa die Waage hielten. Ein wirksames Krisenmanagement kann jedoch bereits lange vor einem Vorfall beginnen und sollte idealer Weise das Durchspielen entsprechender Szenarien beinhalten, um so Krisen möglichst zu verhindern bzw. ihre Auswirkungen zu minimieren. Es hilft, über die akute Phase hinaus den gesamten "Lebenszyklus" einer Krise zu beachten, um erste Anzeichen bereits im Vorfeld identifizieren zu können.

3. Die Unternehmensführung muss einbezogen werden
In einer konkreten Krisensituation zählt vor allem auch die Führungskultur. Das heißt, die aktive Einbindung der Geschäftsleitung ist maßgeblich, auch wenn gerade diese Ebene oft nur wenig Zeit für Prävention und Praxisübungen hat. Schnelle und angemessene Entscheidungen sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Krisenmanagement, findet ein knappes Viertel der Studienteilnehmer. Die Aufgaben in einer Krise müssen entsprechend verteilt und Entscheidungsträger schnell verfügbar sein. 84 Prozent der befragten Unternehmen haben einen entsprechenden Krisenmanagementplan vorbereitet.

4. Drittparteien – Teil des Risikos und Teil der Lösung
Gerade in Zeiten der Digitalisierung und der damit zusammenhängenden Kollaboration rücken externe Parteien – Partner, Zulieferer oder auch Berater – zunehmend in den Fokus: Einerseits können sie das Sicherheitsrisiko erhöhen, andererseits aber auch wichtiger Bestandteil einer Abwehrstrategie sein. Mit 59 Prozent bezieht deutlich mehr als die Hälfte der Befragten die jeweiligen Drittparteien in das eigene Krisenmanagement ein, entweder durch gemeinsame Initiativen oder durch gegenseitige Audits. Nicht zuletzt können aus Sicht der Studienteilnehmer auch die Kompetenzen externer Krisenspezialisten im Bedarfsfall sehr hilfreich sein. (Deloitte: ra)

eingetragen: 08.07.18
Newsletterlauf: 06.08.18

Deloitte: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.



Meldungen: Studien

  • Bildungsstand spielt eine Rolle

    In Deutschland gehen die Meinungen über generative Künstliche Intelligenz, wie ChatGPT, weit auseinander - Auch die Nutzung im privaten und beruflichen Alltag ist sozial ungleich verteilt. "Diese Unterschiede sind relevant", sagt Professor Florian Stoeckel, der die Studie geleitet hat. "Sie betreffen den Zugang zu Chancen, die digitale Teilhabe und letztlich die Frage, wer die Zukunft mitgestaltet, wenn sich Arbeit und Gesellschaft durch KI verändern."

  • Soziale Medien werden immer wichtiger

    Produkt auspacken, Anwendung zeigen, Marke vorstellen, Stimmen von zufriedenen Kundinnen und Kunden einfangen: Die Inhalte, die Handelsunternehmen auf ihren Social-Media-Profilen ausspielen, sind vielfältig. Trotzdem fällt es fast der Hälfte der deutschen Handelsunternehmen, die über ein solches Profil verfügen, schwer, regelmäßig Inhalte zu posten (46 Prozent). Hand in Hand damit gehen auch die Erstellung interessanter Inhalte, die ein Drittel der Händler als Herausforderung sieht (34 Prozent), und die kontinuierliche Kanalbetreuung bzw. das Community Management, mit dem etwa ein Viertel zu kämpfen hat (23 Prozent).

  • Finanzinstitute unter Zugzwang

    Mit Inkrafttreten der EU-Verordnung zur digitalen operationellen Resilienz (DORA) Mitte Januar 2025 stehen Finanzinstitute unter Zugzwang: Sie müssen ihre IT-Sicherheit aufgrund der herrschenden Gefahrenlage entlang eines Katalogs an Maßnahmen auf einen zeitgemäßen Stand der Technik bringen. Eine aktuelle Studie von Veeam Software, dem weltweit führenden Anbieter für Datenresilienz nach Marktanteil, hat bei betroffenen Organisationen den Status Quo bei der Umsetzung abgefragt. Darin zeigt sich: Eine Mehrheit der deutschen Finanzdienstleister hält die hauseigene Resilienz noch nicht für ausreichend. 95 Prozent der über 100 befragten deutschen Unternehmen sehen noch Verbesserungsbedarf, um die Anforderungen zu erfüllen.

  • Billig-Händler verschärfen den Wettbewerb

    Seit einigen Jahren drängen verstärkt Online-Händler auf den deutschen Markt, die zu Niedrigstpreisen Produkte vor allem aus China importieren. Mehr als drei Viertel der deutschen Händler (78 Prozent) fordern deshalb ein Verbot chinesischer Billig-Marktplätze. Aus Sicht von je neuen von zehn Händlern würden sie häufig gegen das hier geltende Recht verstoßen (92 Prozent) und ihre Produkte enthielten oft potenziell gefährliche Inhaltsstoffe (88 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 505 Handelsunternehmen ab zehn Beschäftigten in Deutschland befragt wurden.

  • Cybersicherheit als strategisches Thema

    Eine aktuelle Studie von Qualys in Zusammenarbeit mit Dark Reading zeigt: Trotz wachsender Ausgaben und zunehmender Relevanz in Vorstandsetagen bleibt das Cyber-Risikomanagement vieler Unternehmen unausgereift. Der Grund: Der geschäftliche Kontext fehlt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen