Roaming-Gebühren: Wenn die Quelle versiegt


Deloitte-Report zu Chancen/Risiken der neuen EU-Regulierung
Aus der neuen Regulierungssituation ergeben sich drei mögliche Trends


(11.07.14) - "Was ist die geeignete Roaming-Strategie für Mobilfunkanbieter in der EU?", fragt der Deloitte-Report "New Rules. New Game." – und zeigt konkrete Handlungsmöglichkeiten für Netzbetreiber auf. Anlass ist der EU-Beschluss, die Roaming-Gebühren noch einmal drastisch zu begrenzen – und bis Ende 2015 völlig abzuschaffen. Für die Anbieter bedeutet das zunächst einen weiteren Einbruch des Roaming-Markts. Insbesondere bei weniger preissensiblen Firmenkunden droht der Wegfall beträchtlicher Gewinnpotenziale. Auf der anderen Seite ergeben sich für die Marktteilnehmer Chancen durch neue Tarifoptionen wie "Roam like Home". Mit der neuen EU-Regulierung werden zudem Alternative Roaming Provider (ARP) in den Markt treten, da künftig Roaming-Dienste unabhängig vom eigenen Netzanbieter genutzt werden können. Mittelfristig zeigen sich drei Trends am Horizont: stärkere paneuropäische Anbieter, grenzübergreifender SIM-Kartenhandel sowie netzunabhängige SIM-Karten.

"Roaming galt lange als eine wesentliche Umsatzquelle für Mobilfunkanbieter. Die anstehenden Neuerungen im Bereich der EU-Regulierung werden diese aber langsam versiegen lassen. Schätzungsweise fünf bis sechs Prozent der bisherigen Gesamterlöse der Netzbetreiber dürften stark gefährdet sein", erklärt Dr. Andreas Gentner, Partner und TMT Leader EMEA bei Deloitte.

Strategie für einen unsicheren Markt
Die etablierten Mobilfunkunternehmen brauchen eine Strategie, wie sie Roaming-Angebote kurzfristig vermarkten wollen. Hierzu sollten sie die Preiselastizität ihrer Märkte analysieren. Anbieter müssen vor allem den richtigen Marketing- und Kommunikationsmix finden, um Kundeninteresse und -loyalität zu sichern.

Angesichts der Regulierung werden die Unternehmen schnell reagieren. Sie haben drei Möglichkeiten: abwarten und im Rahmen der neuen Regeln bisherige Roaming-Umsätze so lange wie möglich erhalten, als First Mover "Roam like Home"-Angebote als Upselling-Option monetarisieren oder "Roam like Home" ohne Zusatzkosten für Nutzer als Kundenbindungsinstrument in bestehende Tarife integrieren.

Alternative Anbieter
Die Roaming-Neuregelung erlaubt den Markteintritt von Alternative Roaming Providers, also Anbietern von besonders attraktiven Roaming-Tarifen. Für sie gilt: Sie müssen auf Marge verzichten und versuchen, von der vermehrten Nachfrage zu profitieren. Zudem ist ein Markteintritt stark risikobehaftet. Voraussichtlich werden die Auswirkungen von ARPs auf den Wettbewerb daher begrenzt sein.

Trends mit Nebenwirkungen
Aus der neuen Regulierungssituation ergeben sich drei mögliche Trends: Paneuropäische TK-Unternehmen werden gestärkt und profitieren bei neuen Roaming-Tarifmodellen von ihrem internationalen Footprint. Ein grenzübergreifender Handel mit SIM-Karten nutzt unterschiedliche Preislevel auf dem gemeinsamen Markt. Die EU hat die damit verbundene Gefahr eines weiteren Preisverfalls erkannt: Künftig könnte der Abschluss von Mobilfunkverträgen ausschließlich im Heimatland des Konsumenten möglich sein. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass Over-the-Top-VoIP-Anbieter wie Skype und WhatsApp die weitere Entwicklung ebenso beeinflussen wie netzwerkunabhängige SIM-Karten, beispielsweise von Smartphone-Herstellern.

"Der Druck wächst, bestehende Strukturen müssen sich angesichts der EU-Regulierungen drastisch ändern. Ob bestehende Telekommunikationsunternehmen neue Gewinnpotenziale ausloten und erschließen können, hängt auch davon ab, ob sie eine neue Angebotsstrategie erarbeiten und schnell implementieren", ergänzt Dr. Andreas Gentner. (Deloitte: ra)

Deloitte: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Viele Schulen regeln den KI-Einsatz nicht

    Um schneller einen Aufsatz zu schreiben, die Antwort im Unterricht nachzuschlagen oder Ideen für das Kunstprojekt zu sammeln - Künstliche Intelligenz ist längst auch in vielen deutschen Klassenzimmern angekommen. Allerdings hat nicht einmal jede vierte Schule zentral geregelt, was dabei erlaubt und was verboten ist. Lediglich an 23 Prozent der weiterführenden Schulen gibt es zentrale KI-Regeln, die für die ganze Schule gelten.

  • Ein Fünftel wurde im Job zu KI geschult

    Mit KI die Mail formulieren, eine Hintergrundrecherche starten oder aus Gesprächsnotizen ein Protokoll erstellen - Künstliche Intelligenz kann im Job unterstützen, wenn man weiß wie. Ein Fünftel (20 Prozent) der Berufstätigen wurde deshalb von ihrem Arbeitgeber bereits im KI-Einsatz geschult. Bei weiteren 6 Prozent gibt es zwar entsprechende Fortbildungen, sie haben sie aber noch nicht wahrgenommen. Der großen Mehrheit von 70 Prozent der Beschäftigten wird allerdings keine KI-Fortbildungen angeboten. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.005 Personen ab 16 Jahren in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Mindestens ein Datenschutzvorfall

    The Business Digital Index (BDI), eine Initiative von Cybernews, hat die digitale Sicherheit von 75 EU-Institutionen untersucht. Das Ergebnis ist besorgniserregend: 67 Prozent der untersuchten Einrichtungen erhielten die Noten "D" oder "F" und gelten damit als "hohes" oder "kritisches" Risiko.

  • Überwachung und Compliance stets im Fokus

    Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) setzt die Bundesregierung einen Meilenstein für die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung. Ziel ist es, eine umfassende Datentransparenz - sowohl für Patienten als auch das medizinische Personal - zu schaffen, um die Qualität der Versorgung zu optimieren und Mitarbeitende im Healthcare-Sektor zu entlasten. Wie die Studie "Digitale Zwickmühle im Gesundheitswesen: Zwischen Innovationsdruck und Systemrisiken" von Soti jedoch zeigt, mangelt es in vielen deutschen Gesundheitseinrichtungen noch immer an den nötigen technischen Voraussetzungen, um diesem Anspruch in der Praxis auch wirklich gerecht zu werden. Für diese Erhebung wurden weltweit IT-Entscheidungsträger im Healthcare-Bereich befragt.

  • Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden

    Führungskräfte in Deutschland blicken mit wachsender Sorge auf ihr Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden - für 88 Prozent sind Cyber-Attacken und für 86 Prozent Datenverluste das Top-Risiko für Manager 2025. Das zeigt der aktuelle "Directors' and Officers' Liability Survey" des Risikoberaters und Großmaklers Willis, einem Geschäftsbereich von WTW, und der internationalen Anwaltssozietät Clyde & Co. Außerdem zeigt die Studie, dass vielen Themen im Management Board nicht genug Zeit eingeräumt wird: 38 Prozent der befragten Führungskräfte in Deutschland sind der Meinung, dass im Vorstands- und Geschäftsführungskreis mehr Zeit für das Thema Cybersicherheit aufgewendet werden sollte. "Das ist ein deutliches Signal dafür, dass viele Unternehmen sich der Bedrohung zwar bewusst sind, sich ihr aber noch nicht ausreichend widmen", sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich bei Willis.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen