Insider immer ein gewisses Risiko


Studie belegt: 36 Prozent der Informationssicherheits-Experten warnen vor unbeabsichtigten Insidern
Angreifer zielen auf User als schwächstes Glied, um sich Zugang zu den Unternehmen zu verschaffen



IT-Sicherheitsteams richten ihren Blick vor allem auf die Verteidigung ihrer Organisationen gegen Angriffe von außen, dass sie eine Bedrohung mit einem weit größeren Schadenspotenzial komplett ignorieren. So lautet das Ergebnis einer neuen Befragung von Cybersicherheitsexperten, die das Sans Institute kürzlich veröffentlichte. 76 Prozent dieser Sicherheits- und IT-Experten gaben an, dass der größte potentielle Schaden von einem Sicherheitsvorfall entstehen könnte, der von einem eigenen oder externen Mitarbeiter mit entsprechenden Zugriffsrechten herbeigeführt wird.

Die Bedrohung wächst stetig, 40 Prozent der Befragten gaben an, dass sie eine Insider-Attacke als sehr gefährlich einstufen. Weitere 36 Prozent sehen auch unbeabsichtigte Insider-Angriffe kritisch für die eigenen Sicherheitsmaßnahmen. Nur 23 Prozent sagten, dass der größte Schaden durch Angriffe von außen herbeigeführt wurde. Trotzdem haben nur lediglich 18 Prozent einen Incident Response-Plan für Insider-Bedrohungen in der Schublade und 49 Prozent gaben an, dass sie derzeit daran arbeiten. Die Gefahr wurde anscheinend lange unterschätzt.

Da der Schutz von Unternehmen gegen Attacken von außen immer wirksamer wird, sehen sich Angreifer nach einfacheren Zielen um. Dazu zählen beispielsweise Benutzer, die bereits Zugang zu hochsensiblen Unternehmensinformationen besitzen und sich leichter täuschen lassen als Sicherheitssysteme. Unternehmen reagieren nur langsam darauf. Obwohl der Ursprung des Anschlags außerhalb liegt, kann das entscheidende Schlupfloch für den Angreifer ein Insider gewesen sein. Vielleicht verfolgte dieser sogar gar keine böse Absicht und wurde schlicht von einem Außenstehenden überlistet und dazu verführt, Schaden zu verursachen (Daten zu kopieren, Transaktionen vorzunehmen).

Nur ein kleiner Teil scheint zu ahnen, um wie viel Schaden es dabei geht. 45 Prozent der Befragten konnten die Kosten für einen potenziellen Verlust nicht beziffern. Gleichzeitig antworteten 33 Prozent damit, keine Angaben darüber machen zu können. Die anderen Angaben liegen zwischen 100.000 und 5 Mio. US-Dollar. Das wirkt zunächst überraschend. Allerdings berichteten nur einzelne Unternehmen, über Insider-Erkennungsprogramme zu verfügen, die gründlich genug seien, um interne Bedrohungen zuverlässig aufzuspüren. Das gleiche Sichtbarkeitsdefizit würde es erschweren, das Ausmaß eines möglichen Insider-Angriffs zu bestimmen oder die anschließenden Wiederherstellungskosten einzuschätzen.

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass 62 Prozent der Studienteilnehmer noch nie einen internen Angriff erlebt haben. Unter Umständen verweist dies auf eine geringe Sichtbarkeit, aber nicht automatisch auch auf ein geringes Risiko. 38 Prozent der Befragten bezeichneten die von ihnen verwendeten Systeme und Methoden als ineffektiv. Das macht es noch unwahrscheinlicher, dass sie einen sich ereignenden Insider-Angriff identifizieren könnten.

Mangelnde Sichtbarkeit ist eine Sache, fehlende Vorbereitung eine andere. Denn fast ein Drittel (31 Prozent) der Studienteilnehmer gab an, kein formelles Programm oder Vorbereitungen für den Umgang mit Bedrohungen von innen umzusetzen.

"Während vorsätzliche und mit krimineller Absicht agierende Insider immer ein gewisses Risiko darstellen, vergessen viele Unternehmen, dass ein externer Angriff oft auf einen legitimen Insider abzielt und dazu verleitet Schaden anzurichten", erklärt Sans-Instructor und Studienautor Dr. Eric Cole. "Dieser zufällige Insider könnte als ein Weg vom Angreifer genutzt werden, um aus einem Unternehmen die sensibelsten Daten mitzunehmen, ohne, dass es jemandem auffällt. Und nur wenige Unternehmen wissen überhaupt, dass ein solcher Vorfall überhaupt passiert ist."

"Insider mit bösartigen Absichten waren schon immer eine Gefahr, jedoch wächst das Risiko, wenn unabsichtlich eigentlich unauffällige Insider Informationen an ein falsches Help-Desk herausgeben oder auf Anhänge klicken, die Schadsoftware zum Stehlen von Passwörtern herunterladen." Cole zur Folge: "Ist jedes Unternehmen nur einen Klick von einem Sicherheitsvorfall entfernt."
(Sans Institute: ra)

eingetragen: 22.08.17
Home & Newsletterlauf: 20.09.17

Sans Institute: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Viele Schulen regeln den KI-Einsatz nicht

    Um schneller einen Aufsatz zu schreiben, die Antwort im Unterricht nachzuschlagen oder Ideen für das Kunstprojekt zu sammeln - Künstliche Intelligenz ist längst auch in vielen deutschen Klassenzimmern angekommen. Allerdings hat nicht einmal jede vierte Schule zentral geregelt, was dabei erlaubt und was verboten ist. Lediglich an 23 Prozent der weiterführenden Schulen gibt es zentrale KI-Regeln, die für die ganze Schule gelten.

  • Ein Fünftel wurde im Job zu KI geschult

    Mit KI die Mail formulieren, eine Hintergrundrecherche starten oder aus Gesprächsnotizen ein Protokoll erstellen - Künstliche Intelligenz kann im Job unterstützen, wenn man weiß wie. Ein Fünftel (20 Prozent) der Berufstätigen wurde deshalb von ihrem Arbeitgeber bereits im KI-Einsatz geschult. Bei weiteren 6 Prozent gibt es zwar entsprechende Fortbildungen, sie haben sie aber noch nicht wahrgenommen. Der großen Mehrheit von 70 Prozent der Beschäftigten wird allerdings keine KI-Fortbildungen angeboten. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.005 Personen ab 16 Jahren in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Mindestens ein Datenschutzvorfall

    The Business Digital Index (BDI), eine Initiative von Cybernews, hat die digitale Sicherheit von 75 EU-Institutionen untersucht. Das Ergebnis ist besorgniserregend: 67 Prozent der untersuchten Einrichtungen erhielten die Noten "D" oder "F" und gelten damit als "hohes" oder "kritisches" Risiko.

  • Überwachung und Compliance stets im Fokus

    Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) setzt die Bundesregierung einen Meilenstein für die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung. Ziel ist es, eine umfassende Datentransparenz - sowohl für Patienten als auch das medizinische Personal - zu schaffen, um die Qualität der Versorgung zu optimieren und Mitarbeitende im Healthcare-Sektor zu entlasten. Wie die Studie "Digitale Zwickmühle im Gesundheitswesen: Zwischen Innovationsdruck und Systemrisiken" von Soti jedoch zeigt, mangelt es in vielen deutschen Gesundheitseinrichtungen noch immer an den nötigen technischen Voraussetzungen, um diesem Anspruch in der Praxis auch wirklich gerecht zu werden. Für diese Erhebung wurden weltweit IT-Entscheidungsträger im Healthcare-Bereich befragt.

  • Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden

    Führungskräfte in Deutschland blicken mit wachsender Sorge auf ihr Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden - für 88 Prozent sind Cyber-Attacken und für 86 Prozent Datenverluste das Top-Risiko für Manager 2025. Das zeigt der aktuelle "Directors' and Officers' Liability Survey" des Risikoberaters und Großmaklers Willis, einem Geschäftsbereich von WTW, und der internationalen Anwaltssozietät Clyde & Co. Außerdem zeigt die Studie, dass vielen Themen im Management Board nicht genug Zeit eingeräumt wird: 38 Prozent der befragten Führungskräfte in Deutschland sind der Meinung, dass im Vorstands- und Geschäftsführungskreis mehr Zeit für das Thema Cybersicherheit aufgewendet werden sollte. "Das ist ein deutliches Signal dafür, dass viele Unternehmen sich der Bedrohung zwar bewusst sind, sich ihr aber noch nicht ausreichend widmen", sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich bei Willis.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen