Lobbyismus und Parteienfinanzierung


Wähler wollen Unternehmensstrafrecht und transparenten Lobbyismus
Härtere Strafen bei Gesetzesverstößen von Unternehmen



Über drei Viertel der Wahlberechtigten in Deutschland wollen ein Unternehmensstrafrecht und mehr Transparenz im Lobbyismus. Dies hat eine Umfrage zu Themen der Korruptionsbekämpfung von Transparency International Deutschland e.V. ergeben. 82 Prozent der Befragten unterstützen die Einführung eines Unternehmensstrafrechts. Die großen Skandale bei Unternehmen und Banken haben gezeigt, dass diese bei Gesetzesverstößen zu deutlich härteren Strafen verurteilt werden müssen, als das bisher möglich ist.

"Die Autoindustrie hat die Reputation Deutschlands und der deutschen Wirtschaft beschädigt. Durch eine gesetzliche Regelung und Sanktionsmöglichkeiten muss verhindert werden, dass sich ein solcher Skandal wiederholt. Dies ist die deutsche Politik ihren Wählern, den Arbeitnehmern und dem deutschen Wirtschaftsstandort schuldig", so Hartmut Bäumer, Stellvertretender Vorsitzender von Transparency Deutschland.

Reformen bei Lobbyismus und Parteienfinanzierung
Über drei Viertel der Befragten sprechen sich für mehr Transparenz im Lobbyismus aus. Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland haben offensichtlich den Eindruck, dass Interessenvertreter übermäßig Einfluss auf politische Entscheidungsträger nehmen. Transparency Deutschland fordert ein verpflichtendes Lobbyregister und einen legislativen Fußabdruck, damit klar wird, welche Ziele Interessenvertreter verfolgen und wo sie Einfluss genommen haben.

Wie die OSZE bereits bei der Bundestagswahl 2013 festgestellt hat, sind Reformen im Bereich der Parteienfinanzierung notwendig. "Auch in diesem Wahlkampf machen Werbekampagnen und Anzeigen zugunsten bestimmter Parteien die Runde, bei denen die Geldgeber völlig im Dunkeln bleiben können. Sponsoring muss nach den gleichen Regeln wie für Spenden transparent gemacht werden", so Bäumer.

Transparentes Verwaltungshandeln, Hinweisgeberschutz und Bankenaufsicht
71 Prozent der Wahlberechtigten in Deutschland unterstützen die gebührenfreie Bereitstellung von Dokumenten von öffentlichem Interesse im Internet, solange die öffentliche Sicherheit nicht gefährdet wird. Transparenz bei Verwaltungs- und Regierungshandeln ist ein wichtiges Mittel zur Korruptionsprävention. Um den Anforderungen an eine moderne Verwaltung gerecht zu werden, brauchen wir Transparenzgesetze und eine ausgewogene Abwägung zwischen dem Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen und öffentlicher Interessen.

Für einen gesetzlichen Hinweisgeberschutz sprechen sich 57 Prozent der Befragten aus. Menschen, die Hinweise zu rechtswidrigem Verhalten geben, müssen ermutigt und nicht bestraft werden. CDU/CSU und SPD hatten angekündigt, zu prüfen, ob die internationalen Vorgaben zum Hinweisgeberschutz hinreichend umgesetzt sind. Hier gab es wie beim Unternehmensstrafrecht keinerlei Initiativen.

88 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Offenlegung durch die Bankenaufsicht aus, wenn Banken gegen Gesetze und Aufsichtsregeln, Marktmanipulation, Geldwäsche und Steuerbetrug verstoßen. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Vertrauen der Bevölkerung in das Bankensystem gestärkt werden muss.

Hintergrund
infratest dimap hat im Auftrag von Transparency Deutschland im September 2017 eine repräsentative bundesweite Umfrage zu Themen der Korruptionsbekämpfung und -prävention vor der Bundestagswahl durchgeführt.
(Transparency: ra)

eingetragen: 22.09.17
Home & Newsletterlauf: 18.10.17

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Gefährliche Lücken in der Finanzbildung

    Die Finanzwelt ist für viele Deutsche wie ein Minenfeld, das man besser meidet. Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage des Bankenverbands zeigt, dass sich ein Großteil der Befragten nicht ausreichend mit ihren Finanzen beschäftigt und wichtige Begriffe nicht versteht.

  • Motivation und Bindung der Beschäftigten

    Startups in Deutschland beteiligen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt am Unternehmen. Aktuell geben 44 Prozent an, Beschäftigte am Startup zu beteiligen, vor einem Jahr waren es noch 38 Prozent. Weitere 42 Prozent können sich eine Mitarbeiterbeteiligung in der Zukunft vorstellen. Nur 6 Prozent der Startups setzen nicht auf Mitarbeiterbeteiligung und schließen das auch für die Zukunft aus.

  • Angriffe auf deutsche Wirtschaft nehmen zu

    Deutsche Unternehmen rücken verstärkt in den Fokus von Angreifern aus dem In- und Ausland. In den vergangenen zwölf Monaten waren 81 Prozent aller Unternehmen vom Diebstahl von Daten und IT-Geräten sowie von digitaler und analoger Industriespionage oder Sabotage betroffen.

  • Lobby- und Transparenzregeln

    Anlässlich der Veröffentlichung des Lobbyrankings 2024 wirft Transparency International Deutschland e.V. einen vergleichenden Blick auf die Regeln für eine integre und transparente Politik in den Bundesländern und im Bund.

  • KI-Skepsis vorherrschend

    Nur 3 Prozent der Unternehmen im DACH-Raum beschreiben sich als fortgeschritten bei der Einführung generativer KI (GenAI). Das zeigt eine aktuelle Lünendonk-Studie. Trotz hohem Potenzial und zahlreichen Anwendungsfeldern ist die Skepsis gegenüber der neuen Technologie bei Anwendern wie Entscheidern hoch. Unsicherheit und die Angst vor Schatten-KI hemmen die Einführung. Gleichzeitig erhofft sich jedes zweite Unternehmen durch GenAI Hilfe bei der digitalen Transformation.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen