Unternehmen evaluieren Krisenmanagementpläne
Crisis Management Report 2024: Resilienzexperten passen ihr Krisenmanagement an die wachsende Komplexität des Risikoumfelds an
Drei Viertel der Unternehmen aktivierten ihre Krisenmanagementpläne wegen einer Vielzahl unterschiedlicher Bedrohungslagen
Das Business Continuity Institute (BCI) hat seinen aktuellen Crisis Management Report 2024 veröffentlicht. Untersucht wurde der globalen Status des Krisenmanagements im vergangenen Jahr. Der von F24 gesponserte Report stützt sich auf Umfragen und strukturierte Interviews mit leitenden Resilienz-Experten und ermöglicht dadurch detaillierte Einblicke in den aktuellen Stand des Krisenmanagements. Außerdem liefert er eine wichtige Analyse auf deren Basis sich prognostizieren lässt, wie die Lage im Jahr 2025 aussehen wird.
Häufige Aktivierung von Krisenmanagementplänen
Die diesjährige Studie zeigt, dass die Mehrheit der Organisationen (75,1 Prozent) ihre Krisenmanagementpläne in den letzten zwölf Monaten aktiviert hat. Zum ersten Mal wurden in diesem Bericht Daten zur Häufigkeit von Planaktivierungen erfasst. Der hohe Prozentsatz zeigt eindrücklich den fortwährenden Bedarf an qualifizierten Krisenmanagementfachleuten in allen Sektoren. Zudem unterstreicht er die dringende Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überprüfung und Optimierung bestehender Strategien. Darüber hinaus wird die Bedeutung erfahrener und gut ausgebildeter Krisenmanagementteams deutlich, die in der Lage sind, schnell und effektiv auf Vorfälle zu reagieren.
Extreme Wetterereignisse führen die Liste der Krisenaktivierungspläne 2024 an
In den letzten zwölf Monaten haben eine Vielzahl von Bedrohungen Krisenmanagementmaßnahmen ausgelöst. Extreme Wetterereignisse führen die Liste an, während Ausfälle durch Dritte und Cyberangriffe gemeinsam den zweiten Platz belegen. Zu den weniger häufigen Aktivierungsereignissen gehören zivile Unruhen, Konflikte, Vandalismus oder Aktivismus sowie Gesundheits- und Sicherheitsvorfälle.
Diese Vielzahl von Vorfällen unterschiedlichster Art zeigt, dass ein Krisenmanagementteam mit unterschiedlichen Perspektiven benötigt wird. Außerdem ist es wichtig, dass das Team anpassungsfähig und flexibel genug sind, um die Auswirkungen von Ereignissen unabhängig ihrer Ursache zu bewältigen.
Reflektierte Praktiken erhöhen die Effektivität von Plänen, die Einbindung der Geschäftsleitung bleibt unzureichend
46,4 Prozent der befragten Organisationen (der höchste in dieser Studie je festgestellte Wert) geben an, dass sie nach einem Vorfall/einer Aktion eine Überprüfung ihres Krisenmanagementplanes durchführen, was die hohe Bedeutung der Reflexion unterstreicht. So wird sichergestellt, dass die gewonnenen Erkenntnisse in eine kontinuierliche Verbesserungsstrategie für Krisenmanagementpraktiken einfließen. Die oberste Führungsebene war jedoch nur in drei Viertel der Organisationen gut vertreten, hier wäre eine stärkere Beteiligung wünschenswert.
Top-Prioritäten bleiben unverändert, Herausforderungen im Prozess bestehen weiterhin
Wie im Bericht des letzten Jahres sind auch in diesem Jahr die schnelle Mobilisierung des Krisenmanagementteams, eine effektive externe Kommunikation und das Wohlergehen der Mitarbeiter die obersten Prioritäten. Bedenken hinsichtlich unzureichender Schulungen, wie beispielweise mangelndes Bewusstsein für Krisenpläne und fehlende Weitergabe von Plänen innerhalb der Organisation, deuten jedoch darauf hin, dass Silos weiterhin bestehen. Die Durchführung von Weiterbildungen auf Managementebene zeigt, dass die meisten Organisationen noch einiges zu tun haben, bis sie ein erstklassiges Krisenmanagementteam haben.
Erfreulicherweise gewinnt das Wohlergehen der Mitarbeiter zunehmend an Priorität, da 87,0 Prozent der Organisationen dies als eine wichtige Anforderung an das Krisenmanagementteam betrachten. Dennoch gibt ein Viertel der Organisationen an, dass sie die Mitglieder des Krisenteams nicht oft genug wechseln, und 16,5 Prozent äußern Bedenken hinsichtlich des Burnout-Risikos des Krisenmanagementteams.
Kombinierter Ansatz gewinnt an Bedeutung, regionale Autonomie wird zunehmend anerkannt
In diesem Jahr haben mehr Organisationen als je zuvor eine Präferenz für eine Krisenmanagementstruktur geäußert, die einen gewissen Grad an Zentralisierung aufweist (84,7 Prozent). Dies unterstreicht den Trend zu einer strafferen Problemlösung und trägt dazu bei, problematische Silos aufzubrechen. Allerdings nutzen mehr Organisationen als je zuvor einen hybriden Ansatz, um zentralisierte Strategien mit lokalen Teams zusammenzubringen. Diese wiederum haben dann die Autonomie, Teile des Krisenmanagementplans selbst umzusetzen.
Eine weitere Veränderung gegenüber dem Vorjahr ist die zunehmende Zahl von Führungskräften, die die Bedeutung der delegierten Kontrolle erkennen. 52,9 Prozent übernehmen nun eine Aufsichtsfunktion, was die wachsende Erkenntnis unterstreicht, dass Manager möglicherweise schnelle Entscheidungen treffen müssen, ohne auf die Genehmigung durch Vorgesetzte zu warten.
Mehr virtueller Krisenräume und steigender Einsatz von KI
Viele Organisationen verzichten auf physische Krisenräume und nutzen stattdessen virtuelle Räume, die die Effizienz steigern, schnelle Reaktionszeiten ermöglichen und eine globale Beteiligung erlauben. Parallel zum Aufkommen virtueller Krisenmanagement-Tools werden auch immer häufiger Unternehmenssoftware, Messaging-Apps und virtuelle Krisenraum-/Dashboard-Technologie eingesetzt. Auch der Einsatz von KI nimmt zu, insbesondere für Datenanalyse und -unterstützung, Echtzeitüberwachung und -warnungen sowie automatisierte Reaktionsprotokolle im Rahmen einer Krisenmanagement-Reaktion.
Rachael Elliott, BCI Knowledge Strategist, sagte: "Angesichts der schieren Menge und Vielfalt der Ereignisse im vergangenen Jahr ist es wenig überraschend, dass mehr als drei Viertel der Organisationen im vergangenen Jahr ihr Krisenmanagementteam aktivieren mussten. Viel bemerkenswerter sind jedoch die Änderungen, die Organisationen an ihren Krisenmanagementstrategien vornehmen, um diesen neuen Herausforderungen zu begegnen. Eine zunehmende Präferenz für zentral koordinierte Krisenteams, die Intensivierung von Reflexionspraktiken, um aus Fehlern zu lernen, die während Krisen gemacht wurden, und die verstärkte Investition in Tools und Technologien bedeuten, dass Organisationen besser in der Lage sind, mit den erwarteten – und unerwarteten – Vorfällen umzugehen, die ihre Organisation im Jahr 2025 treffen könnten."
Benjamin Jansen, Senior Vice Preseident Sales ENS/CM, F24, sagte: "Wie der Bericht auch in diesem Jahr wieder zeigt, nehmen die Komplexität und die Häufigkeit von Krisen in der heutigen Welt stetig zu. Die Resilienz von Unternehmen ist daher wichtiger denn je. Ereignisse, von Naturkatastrophen bis hin zu Cyber-Bedrohungen, lösen immer häufiger Krisenreaktionen aus. Diese Vorfälle, die zum Teil auch gleichzeitig auftreten, erfordern schnelles und effizientes Handeln. Technologie kann hier helfen und Krisenteams dabei unterstützen, schneller und zielgerichteter zu handeln und kritische Situationen erfolgreich zu bewältigen." (F24: ra)
eingetragen: 18.11.24
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