Stichprobe zur Altersvorsorge


Verbraucherzentrale NRW: Beratung zur Altersvorsorge für junge Leute war durchweg desaströs
Zwischen monatlich 40 und zumeist 100 Euro gedachten die zehn Verkäufer ihrer Kundin aus dem engen Finanzbudget abzuzwacken


(31.03.11) - "Wer Ihnen Riester empfiehlt, gehört sofort erschossen!" Der Vorschlag eines Versicherungs-Manns, der selbst in Rentenfonds machte, geht sicherlich nicht weit genug. Er gilt nämlich - wenn auch im übertragenen Sinn - für alle zum Abschluss vorgeschlagenen Produkte in der Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW.

Schließlich war der Test-Fall einfach gestrickt: Eine Studentin mit monatlichem Einkommen von 850 Euro, gespeist aus BAföG-Leistungen und Eltern-Unterstützung, fragt bei Versicherungsmaklern, ob sie schon fürs Alter vorsorgen soll?

Die Antwort ist schnell zu finden. Denn nach Abzug von Miete und Kosten für die Lebenshaltung bleiben gerade mal knapp 100 Euro: eine kleine, aber wichtige Reserve für Notfälle, wenn etwa Waschmaschine oder Laptop streiken. Kein Cent ist mithin frei für das wichtige Thema Renten-Sparen.

Zu diesem Schluss müssen Berater kommen, die diesen Namen verdienen. Bei ihrer Stichprobe traf die Verbraucherzentrale jedoch nur auf Verkäufer, die offensichtlich allein auf Provisionen erpicht waren.

Das zeigte sich bereits daran, dass kein Berater - so wie es sich gehört - überhaupt Interesse am finanziellen In- und Output zeigte. Überwiegend lautete die lapidare Frage an die unerfahrene Kundin: "Sagen Sie mal, was haben Sie denn übrig?"

Das Ergebnis kann deshalb nicht verwundern: Produkt-Empfehlungen wie aus der Schrotflinte. Abgeschlossen werden sollten etwa Privat- und fondsgebundene Renten sowie Rürup- und Riesterverträge.

Bei den beiden letztgenannten Verträgen lockt ein verführerisches Argument: Zulagen oder Steuerermäßigungen vom Staat. Ärgerlich ist nur, dass die Test-Studentin auf diese Zulagen gar keinen Anspruch besitzt, da es an einem sozialversicherungspflichtigen Job fehlt. Das hielt zwei Makler jedoch nicht von einer Empfehlung ab.

Zwischen monatlich 40 und zumeist 100 Euro gedachten die zehn Verkäufer ihrer Kundin aus dem engen Finanzbudget abzuzwacken. Fließen sollte das Geld auch in Berufsunfähigkeits- und Kapital-Lebenspolicen. Vor allem letztere bieten den Vorteil fetter Provisionen - für den Vermittler. Für Singles in der Ausbildung überwiegen dagegen die Nachteile: Hohe Kosten und ein überflüssiger Schutz für nicht vorhandene Nachkommen.

In der Spitze bekam die Studentin ohne freie Reserven drei verschiedene Produkte auf einmal aufgedrückt. Dabei war auch einmal ein Bausparvertrag. Die Begründung für dieses Produkt galt wohl eher für den Berater selbst: "Man braucht immer Geld für ein Auto oder einen Computer." Mit Altersvorsorge hat das jedenfalls nichts zu tun. (Verbraucherzentrale NRW: ra)

Verbraucherzentrale NRW: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

  • Rote Linien für die zukünftige Nutzung von KI

    Laut einer aktuellen Studie von NTT Data droht eine Verantwortungslücke die durch KI möglich gewordenen Fortschritte zu untergraben. Mehr als 80 Prozent der Führungskräfte räumen ein, dass Führungsfähigkeiten, Governance und die Bereitschaft der Mitarbeitenden nicht mit den Fortschritten der KI mithalten können. Das gefährdet Investitionen, Sicherheit und das Vertrauen der Öffentlichkeit.

  • Europas Sanktionslandschaft

    Die Durchsetzung der europaweiten Datenschutz-Gesetzgebung hat einen neuen Höchststand erreicht: Erstmals überschreiten die öffentlich bekannten Bußgelder in Europa die Marke von fünf Milliarden Euro. Seit Inkrafttreten der General Data Protection Regulation (GDPR) im Mai 2018 wurden bis März 2025 insgesamt rund 5,65 Milliarden Euro an Strafen verhängt - ein Plus von 1,17 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Diese Rekordsumme spiegelt wider, wie stark sich die europäische Sanktionspraxis in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

  • Absicherung unternehmerischer Entscheidungen

    Die zunehmende Regulierungsdichte mit immer neuen Vorschriften erschwert Vorständen und Aufsichtsräten die rechtliche Einschätzung unternehmerischer Entscheidungen und bremst unternehmerisches Handeln. Das Deutsche Aktieninstitut und die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz haben die Studie "Absicherung unternehmerischer Entscheidungen - Entscheidungsfindung in unsicheren Zeiten" veröffentlicht.

  • Herausforderung: Datenschutz & geteilte Geräte

    Die Digitalisierung schreitet in der Transport- und Logistikbranche stetig voran und macht Prozesse innerhalb der Lieferkette immer transparenter und damit nachvollziehbarer. So kam die jüngste Studie "Digitale Innovationen: Was die Transport- und Logistikbranche jetzt braucht" von SOTI zu dem Ergebnis, dass sich 80 Prozent (weltweit 78 Prozent) der deutschen Arbeitnehmenden im T&L-Bereich durch die technische Nachverfolgbarkeit von Waren, für die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit Verantwortung tragen, sicherer fühlen. Gleichzeitig empfinden jedoch 61 Prozent das Tracking dienstlicher Geräte als Eingriff in ihre Privatsphäre (weltweit 55 Prozent).

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen