Nachhaltige Unternehmenspolitik gefragt


Plädoyers für nachhaltige Firmenpolitik: Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung
Derzeit existiere nachhaltiges Denken vor allem im Mittelstand – mehr als in den großen Konzernen

(21.02.13) - Was Nachhaltigkeit in der Welt der Wirtschaft bedeuten kann, darüber diskutierte der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung in seiner Sitzung. Dazu hatte das Gremium unter Vorsitz von Andreas Jung (CDU/CSU) Experten aus der Wirtschaft geladen, die über ihre Erfahrungen am Markt berichteten. Sina Trinkwalder, Gründerin der Manomama GmbH, schilderte ihre Definition von nachhaltiger Unternehmensführung. "Wir brauchen Mut und Menschlichkeit in den Unternehmen", sagte Trinkwalder. Ihr Betrieb mit derzeit rund 100 Mitarbeitern produziert ökosoziale Bekleidung in Deutschland – trotzdem sei diese bezahlbar. Von Banken werde sie jedoch kaum unterstützt. Wirtschaft und Politik hätten für ihre Unternehmensstrategie oft nur ein "müdes Lächeln" übrig.

Sina Trinkwalder definiert Gewinn anders. Für sie sind dies nicht die schwarzen Zahlen auf dem Papier, sondern die Menschen in ihrem Job. "Bei uns sind die Arbeitszeiten flexibel, die Mitarbeiter können selbst bestimmen, wann sie arbeiten, wir haben keine befristeten Arbeitsverträge und zahlen einen Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde."

Nachhaltige Unternehmenspolitik und Vertrauen seien untrennbar miteinander verbunden, sagte Rüdiger Stein von der Firma Pace Paparazzi Catering & Event GmbH. "Transparenz und Kommunikation sind dafür wichtig."

Nachhaltige Unternehmenspolitik sei eine gesellschaftliche Debatte, die geführt werden muss, forderte Dr. Michael Walther von der Universität Kassel. Derzeit existiere nachhaltiges Denken vor allem im Mittelstand – mehr als in den großen Konzernen, resümierte Walther.

Dort seien viele Familienunternehmen zu Hause, die Frage der nächsten Generation stelle sich bereits bei der Gründung der Firma, meinte Dr. Peter von Möller vom Familienunternehmen Möller Group GmbH zum Thema Langfristigkeit. Zudem seien Unternehmerfamilien näher am Betrieb dran, was nicht mit dem angelsächsischen Unternehmertum gleichzusetzen sei, so der Geschäftsführer.

Volker Weber vom Forum nachhaltige Geldanlagen unterstrich in der Sitzung des Beirates unter anderem, dass Beschäftigungssicherheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Chancengleichheit zwischen Frau und Mann im ökonomischen Feld zunehmend wichtiger werden. Nachhaltigkeit stehe heute auch für Lebensqualität.

Für Sina Trinkwalder sind monetäre Werte nur "Möglichmacher". Ihre Art des Wirtschaftens weckte bei den Abgeordneten Neugier, inklusive kritischer Nachfragen, wie diese Form des Kalkulierens funktioniere. Doch Sina Trinkwalder betont, sie setze in ihrem Unternehmen auf die Menschen und wünscht sich dafür mehr Respekt und Anerkennung auch seitens der Politik. Denn in ihrem Unternehmen zählten nicht die Zahlen um jeden Preis. (Deutscher Bundestag: ra)


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Gleichstellung als verbindliches Förderkriterium

    Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert in einem Antrag (21/790) die Bundesregierung auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Gleichstellung von Frauen und Mädchen im organisierten Sport in Deutschland deutlich zu verbessern.

  • Ausbau der digitalen Infrastruktur

    Die von der schwarz-roten Koalition geplante Novelle des Telekommunikationsgesetzes ist bei einer Mehrheit der Sachverständigen auf Zustimmung zu den Zielen und Kritik an Details gestoßen. In einer öffentlichen Anhörung des Digitalausschusses zum TKG-Änderungsgesetz 2025 bezeichnete eine Reihe von Sachverständigen den Entwurf als ein wichtiges Signal für die Branche.

  • Auskunft zum Cum/Ex und Cum/Cum

    Zum Stichtag 31. Dezember 2023 befanden sich 380 Verdachtsfälle zur Steuergestaltung bei Cum-Ex-Geschäften bei den Obersten Finanzbehörden der Länder und beim Bundeszentralamt für Steuern mit einem Volumen nicht anrechenbarer/erstatteter Kapitalertragssteuer inklusive Solidaritätszuschlag von rund 3,8 Milliarden Euro in Bearbeitung. Diese Angaben macht die Bundesregierung in ihrer Antwort (21/548) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion die Linke (21/310).

  • Kosten der Vermeidung von CO2-Emissionen

    Keine konkreten Angaben zu den Kosten, die ihre Pläne zur Vermeidung von CO2-Emissionen verursachen, macht die Bundesregierung in ihrer Antwort (21/715) auf eine Kleine Anfrage (21/296) der AfD-Fraktion. Zur Begründung verweist sie darauf, dass Deutschland zur Erreichung der Klimaschutzziele auf ein "breites Spektrum aufeinander abgestimmter Klimaschutzmaßnahmen" setze. Diese dienten neben der Minderung von Treibhausgasen auch der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, dem sozialen Ausgleich sowie der langfristigen Transformation hin zur Klimaneutralität. Die Ausgestaltung der Klimaschutzmaßnahmen gehe dabei über eine "kurzfristige, rein statische Betrachtung der CO2-Vermeidungskosten" hinaus.

  • Steuerung des Windenergieausbaus

    An der von den Koalitionsfraktionen geplanten Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU (RED III) besteht Nachbesserungsbedarf. Das wurde während einer öffentlichen Anhörung des Umweltausschusses zu dem Gesetzentwurf "zur Umsetzung von Vorgaben der Richtlinie (EU) 2023/2413 für Zulassungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz und dem Wasserhaushaltsgesetz, zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes, zur Änderung des Windenergieflächenbedarfsgesetzes und zur Änderung des Baugesetzbuchs" (21/568) deutlich.

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