Wachsende Risiken im Finanzsystem


Sollte der deutliche Inflationsanstieg länger anhalten, könnten auch die Zinsen schneller als erwartet steigen.
Preise bei Wohnimmobilien seien in Deutschland zwischen 20 und 35 Prozent überbewertet



Das deutsche Finanzsystem ist instabiler geworden. "Die Finanzstabilität in Deutschland war im Berichtszeitraum von einem Aufbau von Systemrisiken geprägt", heißt es in dem von der Bundesregierung als Unterrichtung (20/2585) vorgelegten Neunten Bericht des Ausschusses für Finanzstabilität zur Finanzstabilität in Deutschland. Verwundbarkeiten, die bereits vor dem Ausbruch der Pandemie bestanden hätten, hätten weiter zugenommen.

Der für 2022 erwartete kräftige Aufschwung sei wegen des Ukraine-Krieges nicht mehr zustande gekommen. Durch den Krieg und die damit einhergehenden Sanktionen und Gegenmaßnahmen seien insbesondere die Risiken für eine Stagflation deutlich gestiegen, also eine Phase mit ausbleibenden und niedrigem Wirtschaftswachstum und hoher Inflation. Sollte der deutliche Inflationsanstieg länger anhalten, könnten auch die Zinsen schneller als erwartet steigen.

Gestiegene Risiken sieht der Ausschuss auf dem Wohnimmobilienmarkt, dessen Aufschwung auch die Corona-Pandemie nicht habe bremsen können. Die Preise bei Wohnimmobilien seien in Deutschland zwischen 20 und 35 Prozent überbewertet. Zugleich sei der Bestand an Immobilienkrediten bei den deutschen Banken gestiegen. Fallende Preise bei Wohnimmobilien könnten in Verbindung mit einem Wirtschaftseinbruch dazu führen, das Risiken eintreten, warnt der Ausschuss. Es gebe weitere Verwundbarkeiten. So sei der nichtfinanzielle Unternehmenssektor höher verschuldet als vor der Pandemie. Auch die Verschuldung des öffentlichen Sektors habe zugenommen. Der Anstieg der Inflation bringe zudem Zinsänderungsrisiken im Bankensektor mit sich.

Die deutschen Lebensversicherer hätten von moderat steigenden Zinsen profitiert, heißt es in dem Bericht weiter. Und trotz der Kursrückschläge an den internationalen Finanzmärkten habe sich der russische Angriff auf die Ukraine nur begrenzt auf den deutschen Versicherungssektor ausgewirkt. Die Kapitalanlagen der Branche in Russland, in der Ukraine und in Belarus seien niedrig. Problematisch für die Branche könne allerdings ein sehr starker Anstieg der Zinsen werden, der zu Liquiditätsrisiken führen könnte. (Deutscher Bundestag: ra)

eingetragen: 27.07.22
Newsletterlauf: 15.09.22


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Bürokratie auf Bundesebene

    Zum Stichtag 24. Mai 2024 sind auf Bundesebene 1.797 Gesetze mit 52.401 Einzelnormen sowie 2.866 Rechtsverordnungen mit 44.475 Einzelnormen gültig gewesen. Das führt die Bundesregierung in einer Antwort (20/11746) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (20/11510) zu "Maßnahmen zur Reduzierung von Bürokratie auf Bundesebene" aus. Bezogen auf die Zahl der Gesetze beziehungsweise Rechtsverordnungen ist das jeweils der Höchstwert seit 2010.

  • Schrottimmobilien-Missbrauchsbekämpfungsgesetz

    Der Rechtsausschuss hat sich in einer öffentlichen Anhörung mit dem von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf eines "Gesetzes zur Bekämpfung missbräuchlicher Ersteigerungen von Schrottimmobilien" (20/11308) befasst. Das Echo der geladenen Expertinnen und Experten zum Schrottimmobilien-Missbrauchsbekämpfungsgesetz fiel dabei sehr unterschiedlich aus.

  • Finanzierung des EEG-Kontos

    Um erneuerbare Energien zu fördern, werden Betreibern von Photovoltaik- und Windanlagen Preise garantiert. Der paradoxe Effekt in der gegenwärtigen Situation: Die Strompreise an der Börse sinken, was gut für den Verbraucher ist.

  • Bekämpfung von Finanzkriminalität

    Geldwäsche soll in Deutschland besser bekämpft werden. Das ist das Ziel des Gesetzentwurfs der Bundesregierung (20/9648) zur Verbesserung der Bekämpfung von Finanzkriminalität (Finanzkriminalitätsbekämpfungsgesetz, FKBG), das der Finanzausschuss mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen die Stimmen der CDU/CSU- und der AfD-Fraktion sowie der Gruppe Die Linke verabschiedet hat.

  • Innovative Ansätze in der Datenpolitik nötig

    Mit den Rahmenbedingungen für eine innovative Datenpolitik, also Datenaustausch und -nutzung sowie Datenschutz, hat sich der Digitalausschuss in einer öffentlichen Anhörung befasst. Die Sachverständigen bewerteten auch die nationalen Spielräume bei der Umsetzung des europäischen Data Acts, des Data Governance Acts aber auch der KI-Verordnung.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen