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Eine klarere Begriffsbestimmung der Entsendung


Beschäftigung: Europäische Kommission begrüßt Annahme der Richtlinie zur Durchsetzung der Vorschriften über die Entsendung von Arbeitnehmern im Rat
Compliance auf dem Arbeitsmarkt: In der 1996 angenommenen Richtlinie über die Entsendung von Arbeitnehmern (96/71/EG) wurden strenge Schutzbestimmungen für entsandte Arbeitskräfte festgelegt, um Sozialdumping zu verhindern

(05.06.14) - Die Europäische Kommission begrüßte die endgültige Annahme neuer Maßnahmen durch den Ministerrat der EU, mit denen die EU-Vorschriften über die Entsendung von Arbeitnehmern besser durchgesetzt werden sollen. Die neue Richtlinie über die Entsendung von Arbeitnehmern wird gewährleisten, dass die Rechte entsandter Arbeitnehmer in der Praxis geschützt werden, und den Rechtsrahmen für Dienstleistungserbringer stärken. Die Mitgliedstaaten müssen die neue Richtlinie spätestens zwei Jahre und zwanzig Tage nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der EU in nationales Recht umsetzen.

"Die Annahme der Richtlinie zur Durchsetzung der EU-Rechtsvorschriften über die Entsendung von Arbeitnehmern sendet kurz vor den Europa-Wahlen ein klares Signal, dass Europa keinen Betrug und keinen Missbrauch zu Lasten entsandter Arbeitskräfte oder andere Formen des Sozialdumpings hinnimmt", sagte der EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, László Andor. "Ich rufe die Mitgliedstaaten nachdrücklich dazu auf, diese Vorschriften so schnell wie möglich umzusetzen, und begrüße die entsprechenden Schritte, um solche Maßnahmen zu treffen, die in Frankreich bereits angekündigt wurden.“

In der 1996 angenommenen Richtlinie über die Entsendung von Arbeitnehmern (96/71/EG) wurden strenge Schutzbestimmungen für entsandte Arbeitskräfte festgelegt, um Sozialdumping zu verhindern. Diese Richtlinie bildet ein Kernstück zwingender Rechtsvorschriften über die Beschäftigungsbedingungen für in andere Mitgliedstaaten entsandte Arbeitnehmer. Die neue Richtlinie wird mit dazu beitragen, dass diese Vorschriften in der Praxis besser durchgesetzt werden, insbesondere in Branchen wie dem Baugewerbe und dem Güterkraftverkehr, wo beispielsweise so genannte "Briefkastenfirmen" (ohne tatsächliche Geschäftstätigkeit in ihrem Heimatstaat) eine angebliche "Entsendung" benutzt haben, um nationale Vorschriften über Sozialversicherung und Arbeitsbedingungen zu umgehen. Die neue Richtlinie wird außerdem die Rechte der entsandten Arbeitskräfte besser schützen, indem Betrug vorgebeugt wird, insbesondere in Subunternehmerketten, bei denen es vorkommt, dass die Rechte von entsandten Arbeitskräften missachtet werden.

Die Richtlinie sieht insbesondere Folgendes vor:

>> verstärkte Sensibilisierung der Arbeitskräfte und der Unternehmen für ihre Rechte und Pflichten hinsichtlich der Beschäftigungsbedingungen;

>> verbesserte Zusammenarbeit zwischen den einzelstaatlichen Behörden, die für die Entsendung zuständig sind (Pflicht zur Beantwortung von Hilfeersuchen der zuständigen Behörden anderer Mitgliedstaaten – mit einer Frist von zwei Arbeitstagen für die Antwort auf dringende Informationsersuchen und einer Frist von 25 Tagen bei nicht dringenden Anfragen);

>> eine klarere Begriffsbestimmung der Entsendung, um die Rechtssicherheit für entsandte Arbeitnehmer und Dienstleistungserbringer zu erhöhen und gleichzeitig "Briefkastenfirmen" entgegenzuwirken, die die Entsendung benutzen, um die Rechtsvorschriften zu umgehen;

>> eine Festlegung der Zuständigkeiten der Mitgliedstaaten zur Überprüfung der Einhaltung der in der Richtlinie von 1996 festgelegten Vorschriften (die Mitgliedstaaten benennen bestimmte Durchsetzungsbehörden, die für die Überprüfung der Einhaltung der Vorschriften zuständig sind, und die Mitgliedstaaten, in denen die Dienstleistungserbringer niedergelassen sind, müssen die nötigen Überwachungs- und Durchsetzungsmaßnahmen treffen);

Unternehmen, die Arbeitskräfte entsenden, müssen

>> eine Kontaktperson für die Verbindung mit den Durchsetzungsbehörden benennen,

>> Identität und Anzahl der zu entsendenden Arbeitskräfte, Beginn und Ende der Entsendung, die Anschrift des Arbeitsplatzes und die Art der Dienstleistungen bekannt geben,

>> grundlegende Unterlagen wie Beschäftigungsverträge, Lohnzettel und Arbeitszeitaufzeichnungen der entsandten Arbeitskräfte aufbewahren;

>> eine bessere Durchsetzung von Rechten und die Bearbeitung von Beschwerden, indem sowohl der Aufnahme- als auch der Herkunftsmitgliedstaat sicherstellen müssen, dass entsandte Arbeitskräfte – mit Unterstützung der Gewerkschaften oder anderer interessierter Dritter – eine Beschwerde einbringen sowie gerichtliche und/oder verwaltungsrechtliche Schritte gegen ihre Arbeitgeber unternehmen können, wenn ihre Rechte missachtet werden;

>> die von den Durchsetzungsbehörden eines Mitgliedstaates wegen Nichteinhaltung der Richtlinie von 1996 einem Dienstleistungsunternehmen auferlegten Verwaltungsstrafen bzw. Bußgelder müssen in einem anderen Mitgliedstaat durchgesetzt bzw. eingezogen werden können; Sanktionen, die aufgrund der Nichteinhaltung der Richtlinie verhängt werden, müssen wirksam, verhältnismäßig und abschreckend sein.

Hintergrund
Artikel 56 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) bildet die Grundlage für das Recht der Unternehmen, Dienstleistungen in einem anderen EU‑Mitgliedstaat anzubieten und vorübergehend Arbeitskräfte zu entsenden, die diese Dienstleistungen erbringen.

Mit der bestehenden Entsenderichtlinie (Richtlinie 96/71/EG) wurden Schutzbestimmungen eingeführt, um die sozialen Rechte entsandter Arbeitnehmer zu schützen und Sozialdumping vorzubeugen, indem die Mitgliedstaaten verpflichtet wurden, sicherzustellen, dass entsandte Arbeitnehmer den Rechts- und Verwaltungsvorschriften des Aufnahmelandes unterliegen, was folgende Bestimmungen betrifft:

>> Höchstarbeitszeiten und Mindestruhezeiten

>> bezahlter Mindestjahresurlaub

>> Mindestentgeltsätze, einschließlich Überstundensätze

>> Bedingungen für die Überlassung von Arbeitskräften, insbesondere durch Zeitarbeitsunternehmen

>> Sicherheit, Gesundheitsschutz und Hygiene am Arbeitsplatz

>> Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit den Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen von Schwangeren und Wöchnerinnen, Kindern und Jugendlichen

>> Gleichbehandlung von Frauen und Männern sowie andere Nichtdiskriminierungsbestimmungen.
(Europäische Kommission: ra)


Meldungen: Europäische Kommission

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    Die Europäische Kommission startet eine Aufforderung zur Stellungnahme und eine öffentliche Konsultation, mit denen Interessenträger aufgefordert werden, ihre Standpunkte zur Zukunft der EU-Verfahren für die Anwendung der EU-Wettbewerbsvorschriften zu übermitteln. Auf der Grundlage der Ergebnisse der Evaluierung, die im September 2024 mit der Veröffentlichung einer Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen abgeschlossen wurde, hat die Kommission beschlossen, das Verfahren zur Überarbeitung der einschlägigen Vorschriften einzuleiten, wobei es insbesondere darum gehen wird, die Vorschriften angesichts transformativer Veränderungen wie der Digitalisierung der Wirtschaft anzupassen. Alle Interessenträger können bis zum 2. Oktober 2025 Stellung nehmen.

  • Überprüfung der Betrugsbekämpfungsarchitektur

    Die Europäische Kommission hat einen strukturierten Reflexionsprozess zur Überprüfung der EU-Betrugsbekämpfungsarchitektur in Gang gesetzt. Die Überprüfung ergänzt die vorbereitenden Arbeiten für den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen (MFR). Ziel ist es, einen verstärkten und effizienteren Schutz der finanziellen Interessen der Union zu gewährleisten.

  • Einhaltung von Verpflichtungszusagen

    Die Europäische Kommission hat Vivendi ihre vorläufige Auffassung mitgeteilt, dass das Unternehmen gegen die Anmeldepflicht und das Durchführungsverbot nach der EU-Fusionskontrollverordnung sowie gegen die Bedingungen und Auflagen des Kommissionsbeschlusses vom 9. Juni 2023 über die Genehmigung der Übernahme von Lagardère durch Vivendi verstoßen hat.

  • Marktbeherrschende Stellung

    Die Europäische Kommission hat Verpflichtungsangebote von Corning nach den EU-Kartellvorschriften für rechtsverbindlich erklärt. Die Verpflichtungen räumen die Bedenken der Kommission aus in Bezug auf von Corning geschlossene mutmaßlich wettbewerbswidrige Alleinbezugsvereinbarungen für Alkali-Aluminosilikatglas (im Folgenden "Alkali-AS-Glas"), das hauptsächlich als Abdeckglas in Smartphones und anderen tragbaren Elektronikgeräten zum Einsatz kommt.

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    Die Europäische Kommission hat ein förmliches Prüfverfahren eingeleitet, um zu ermitteln, ob KKR & Co. Inc. (im Folgenden "KKR") der Kommission im Rahmen des Fusionskontrollverfahrens zur Übernahme des Unternehmens NetCo unrichtige oder irreführende Angaben übermittelt hat.

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