Sie sind hier: Home » Recht » EU & Europa » Europäische Kommission

Marktverzerrungen im Binnenmarkt


Speziallebensmittel: Initiative der Kommission für eine bessere Information der Verbraucher
Zurzeit könnten beispielsweise laktosefreie Lebensmittel, Schlankheitsprodukte oder Proteinriegel unter die Rechtsvorschriften über diätetische Lebensmittel (Richtlinie 2009/39/EG) fallen


(04.07.11) - Die Europäische Kommission hat einen Verordnungsentwurf angenommen, durch den die Verbraucher in der gesamten EU umfassender informiert und bessere und klarere Rechtsvorschriften geschaffen werden sollen.

Zurzeit könnten beispielsweise laktosefreie Lebensmittel, Schlankheitsprodukte oder Proteinriegel unter die Rechtsvorschriften über diätetische Lebensmittel (Richtlinie 2009/39/EG) fallen. Der neue Vorschlag hebt diese Richtlinie auf und schafft das Konzept der diätetischen Lebensmittel ab, weil es in den einzelnen Mitgliedstaaten ganz unterschiedlich angewandt wird und zu Marktverzerrungen im Binnenmarkt führt. Diätetische Lebensmittel werden in Zukunft ausschließlich unter andere, bereits bestehende Rechtsvorschriften fallen, wie z. B. die Verordnung (Nr. 1924/2006) über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel und/oder die Verordnung über den Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen sowie bestimmten anderen Stoffen zu Lebensmitteln.

Der Verordnungsentwurf stärkt und präzisiert die Bestimmungen über Lebensmittel, die für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen, die eines besonderen Schutzes bedürfen, bestimmt sind, nämlich Säuglinge und Kleinkinder bis zu drei Jahren sowie Personen mit besonderen medizinischen Bedürfnissen, wie Krebspatienten oder Menschen mit Stoffwechselstörungen.

Dabei bleiben die bestehenden Bestimmungen zur Zusammensetzung und Etikettierung von Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung, Getreidebeikost, anderer Beikost und Lebensmitteln für besondere medizinische Zwecke bestehen. Außerdem führt der Vorschlag anstelle von derzeit drei Listen eine einheitliche EU-Liste von Stoffen ein, die diesen Lebensmitteln zugesetzt werden können. Zu den Stoffen in der Liste gehören unter anderem Mineralstoffe und Vitamine.

"Dank unserem neuen Konzept werden die Verbraucher Lebensmittelprodukte leichter vergleichen können, weil sie in den 27 Mitgliedstaaten unter einheitliche Rechtsvorschriften fallen werden, die allen Bürgerinnen und Bürgern Europas das gleiche hohe Schutzniveau sowie faire und detaillierte Informationen bieten", kommentierte der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik John Dalli. "Die Abschaffung allgemeiner Bestimmungen über diätetische Lebensmittel, die unnötig oder irreführend geworden sind, dürfte auch zu einem fairen Wettbewerb zwischen vergleichbaren Produkten führen, KMU einen besseren Marktzugang eröffnen und Innovation fördern", fügte er hinzu.

Weitere Vorteile
Der neue Rahmen wird zu einem geringeren Verwaltungsaufwand, mehr Klarheit und Einheitlichkeit innerhalb der EU führen und damit mehr Flexibilität für den sich weiterentwickelnden und innovativen Lebensmittelmarkt schaffen.

Infolge der neuen Bestimmungen werden keine Produkte vom Markt genommen werden müssen. Erzeugnisse, die unter die Bestimmungen für diätetische Lebensmittel fallen, können auf dem Markt verbleiben, werden aber vollständig durch andere bereits bestehende einschlägige Rechtsvorschriften geregelt. Zur Erleichterung der Anpassung der Produkte und zur Senkung der Kosten für die Hersteller, insbesondere bei der Umetikettierung, ist eine zweijährige Übergangsphase vorgesehen.

Der Vorschlag wird nun dem Europäischen Parlament und dem Rat vorgelegt. Wenn diese Institutionen eine Einigung über den Vorschlag erzielen, könnte die neue Verordnung bis Ende 2012 in Kraft treten.

Hintergrund
Lebensmittel, die für eine besondere Ernährung bestimmt sind, unterscheiden sich von Lebensmitteln des allgemeinen Verzehrs und sind gemäß der derzeit geltenden Begriffsbestimmung für diätetische Lebensmittel Produkte, die speziell für die besonderen Ernährungsbedürfnisse spezifischer Personenkreise hergestellt werden.

Die Bezeichnung, unter der diätetische Lebensmittel auf den Markt gebracht werden, enthält auch einen Hinweis darauf, für welche spezifischen Ernährungszwecke sie geeignet und für welche spezifischen Personenkreise sie bestimmt sind (z. B. glutenfreies Lebensmittel für Menschen, die an Zöliakie leiden, Getreidebeikost für Kleinkinder, Säuglingsanfangsnahrung ab Geburt, Lebensmittel für Sportler usw.).

Nach einer Anwendungszeit von über 30 Jahren war aufgrund der Entwicklungen auf dem Lebensmittelmarkt und im Lebensmittelrecht eine Überarbeitung der Rechtsvorschriften über diätetische Lebensmittel erforderlich. Auch werden "normale" Lebensmittel immer stärker auf bestimmte Personenkreise und deren Bedürfnisse zugeschnitten (z. B. Proteinriegel zur Unterstützung des Muskelaufbaus bei Sportlern, Lebensmittelzusatzstoffe für Schwangere, mit Kalzium und Vitamin D angereicherte Lebensmittel für ältere Erwachsene, Schlankheitsprodukte usw.).

Damit ist der Unterschied zwischen "diätetischen Lebensmitteln" für bestimmte Bevölkerungsgruppen und "Speziallebensmitteln" für die Gesamtbevölkerung oder bestimmte Personenkreise nicht mehr klar nachvollziehbar für Bürgerinnen und Bürger, Stakeholder und die Durchsetzungsbehörden. So wurde klar, dass es keine Daseinsberechtigung für einen spezifischen EU-Rechtsrahmen für diätetische Lebensmittel mehr gibt, der parallel zu anderen, neueren Rechtsvorschriften existiert.

Weitere Informationen unter:
http://ec.europa.eu/food/food/labellingnutrition/nutritional/index_en.htm
(Europäische Kommission: ra)


Meldungen: Europäische Kommission

  • Verluste von Kunststoffpellets verringern

    Die Europäische Kommission begrüßt die zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat erzielte vorläufige Einigung über den Vorschlag der Kommission, die Verschmutzung durch Mikroplastik durch Kunststoffpellets in der gesamten Wertschöpfungskette, auch während des Transports, insbesondere auf See, zu regulieren und zu verhindern. Die neue Verordnung wird die Umwelt schützen und gleichzeitig sicherstellen, dass die europäischen Industrien weiterhin nachhaltig operieren und expandieren können.

  • Schutz vor möglichen Risiken in Spielzeug

    Die Europäische Kommission begrüßt die vorläufige politische Einigung zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat über die neuen Vorschriften für die Sicherheit von Spielzeug im Anschluss an den Vorschlag der Kommission für eine Verordnung über die Sicherheit von Spielzeug vom 28. Juli 2023. Die neue Verordnung wird die Verwendung schädlicher Chemikalien wie PFAS, endokrine Disruptoren und Bisphenole in Spielzeug verbieten. Alle Spielzeuge werden über einen digitalen Produktpass verfügen, um zu verhindern, dass unsicheres Spielzeug, das online und offline verkauft wird, in die EU gelangt.

  • Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC-Netz)

    Die Europäische Kommission und die nationalen Verbraucherschutzbehörden von 25 Mitgliedstaaten sowie Island und Norwegen haben die Ergebnisse einer Überprüfung ("Sweep") von Online-Händlern, die Gebrauchtwaren wie Kleidung, elektronische Geräte oder Spielzeug verkaufen, veröffentlicht. "Sweeps" werden von der Europäischen Kommission koordiniert und von den nationalen Durchsetzungsbehörden zeitgleich durchgeführt. Mit dem aktuellen Sweep sollte überprüft werden, ob die Praktiken dieser Händler mit dem EU-Verbraucherrecht im Einklang stehen. Die Verbraucherschutzbehörden überprüften 356 Online-Händler und stellten fest, dass 185 (52 Prozent) von ihnen möglicherweise gegen das EU-Verbraucherrecht verstoßen.

  • Ziele Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz

    Die Europäische Kommission hat ein neues Paket von Vorschlägen zur Vereinfachung der EU-Vorschriften und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit angenommen, das zusätzliche Investitionen freisetzen soll. Dies ist ein wichtiger Schritt nach vorn bei der Schaffung günstigerer Rahmenbedingungen für Unternehmen in der EU, damit diese wachsen, innovativ sein und hochwertige Arbeitsplätze schaffen können.

  • Stärkung der Arzneimittel-Lieferketten

    Die Kommission hat einen Vorschlag für eine Verordnung vorgelegt, mit der die Verfügbarkeit kritischer Arzneimittel in der EU verbessert werden soll. Ziel des Vorschlags ist es, die menschliche Gesundheit zu schützen, indem Anreize für eine Diversifizierung der Lieferkette geschaffen werden und die Herstellung von Arzneimitteln in der EU gefördert wird. Dadurch wird die Arzneimittelbranche in der EU unterstützt, die einen großen Anteil an unserer Wirtschaftsleistung hat.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen