Luftverschmutzung, Lärm- & Chemikalienbelastung
Schadstofffreiheit: Ziele für 2030 erreichbar, aber nur mit entschlosseneren Maßnahmen
Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele für 2030, Schadstoffkonzentrationen aber nach wie vor zu hoch
Die Kommission veröffentlicht ihren ersten Null-Schadstoff-Überwachungs- und Prospektivbericht sowie den dritten Ausblick zur Entwicklung der Luftqualität, in denen Wege für weniger Schadstoffe in Luft, Wasser und Boden aufgezeigt werden. Laut den Berichten hat die Politik der EU dazu beigetragen, die Luftverschmutzung und die Verschmutzung durch Pestizide zu verringern. Die Schadstoffkonzentrationen sind jedoch nach wie vor zu hoch. In anderen Bereichen wie etwa der Lärm- oder der Nährstoffbelastung und dem Aufkommen an Siedlungsabfällen sind die Fortschritte ins Stocken geraten. Die Ergebnisse machen deutlich, dass insgesamt sehr viel entschlossenere Maßnahmen erforderlich sind, wenn die EU die Null-Schadstoff-Ziele für 2030 erreichen möchte. Diese Maßnahmen sollten die Verabschiedung neuer Rechtsvorschriften zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung und eine bessere Umsetzung der bestehenden Rechtsvorschriften umfassen.
Die Fortschrittsbilanz bei der Verwirklichung der sechs Null-Schadstoff-Ziele ist gemischt. Die Umweltverschmutzung durch Pestizide, antimikrobielle Stoffe und Abfälle im Meer geht zurück, bei Lärm- und Nährstoffbelastung sowie Abfallaufkommen wurden hingegen kaum Fortschritte erzielt. Die weitgehende Einhaltung der EU-Standards im Zusammenhang mit der Trinkwasser- und Badegewässerverschmutzung zu jeweils mehr als 99 Prozent bzw. 93 Prozent wiederum gibt Anlass zur Hoffnung. Werden zusätzliche Anstrengungen unternommen, so können bis 2030 die meisten Ziele erreicht werden.
Die derzeitigen Schadstoffkonzentrationen sind jedoch nach wie vor zu hoch: Mehr als 10 Prozent der vorzeitigen Todesfälle in der EU sind jedes Jahr weiterhin auf die Umweltverschmutzung zurückzuführen. Grund dafür ist hauptsächlich die Luftverschmutzung, doch auch die Lärm- und die Chemikalienbelastung spielen eine vermutlich unterschätzte Rolle. Die biologische Vielfalt wird durch die Umweltverschmutzung auf ähnliche Weise geschädigt. Dabei bestehen deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten: In Nordeuropa liegt der Anteil der vorzeitigen Todesfälle bei 5 bis 6 Prozent, in Süd- und Osteuropa bei 12 bis 14 Prozent.
Die Kommission hat inzwischen alle 33 im Null-Schadstoff-Aktionsplan von 2021 angekündigten Maßnahmen vollständig oder zumindest teilweise umgesetzt. Damit diese ihre Wirkung entfalten können, fordert der Bericht eine zügige Vereinbarung und Annahme der Legislativvorschläge zur Verringerung der Umweltverschmutzung sowie eine verbesserte Umsetzung der bestehenden Rechtsvorschriften auf lokaler, nationaler und grenzüberschreitender Ebene. Unter anderem weist der Bericht darauf hin, dass die Zahl der vorzeitigen Todesfälle aufgrund von Luftverschmutzung bis 2030 um über 70 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 zurückgehen würde, wenn die EU alle von der Kommission vorgeschlagenen einschlägigen Maßnahmen umsetzt.
Die Vorteile der Maßnahmen für saubere Luft würden dabei ihre Kosten überwiegen und allgemein zu einer Steigerung des BIP führen. Zudem wird in dem Bericht darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, globale Initiativen zu fördern und Drittländer bei ihren Bemühungen um eine Verringerung der Umweltverschmutzung zu unterstützen.
Hintergrund
Der Bericht wird durch eine eingehende Analyse der Europäischen Umweltagentur zu den erzielten Fortschritten sowie durch eine Studie der Gemeinsamen Forschungsstelle mit einem Ausblick auf die kommenden Jahre untermauert. Die wichtigsten Ergebnisse des dritten Ausblicks zur Entwicklung der Luftqualität wurden ebenfalls in den Null-Schadstoff-Überwachungs- und Prospektivbericht aufgenommen. Die webbasierte Null-Schadstoff-Überwachungsbewertung der Europäischen Umweltagentur liefert eine übergreifende Bewertung der Umweltverschmutzung anhand von Themenbereichen wie Produktion und Verbrauch, Gesundheit und Ökosysteme.
Umweltverschmutzung ist die häufigste umweltbedingte Ursache für viele Erkrankungen und vorzeitige Todesfälle insbesondere bei Kindern, Menschen mit Vorerkrankungen und älteren Menschen. Gleichzeitig gehört sie zu den fünf größten Bedrohungen für die biologische Vielfalt.
Im Rahmen des Null-Schadstoff-Aktionsplans hat die Kommission neun Leitinitiativen und 33 gezielte Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung der Umweltverschmutzung eingeführt, wie zuletzt das Null-Schadstoff-Paket für saubere Luft und sauberes Wasser.
Alle Berichte sind Gegenstand der bevorstehenden Null-Schadstoff-Konferenz für Interessenträger am 14. Dezember 2022. (Europäische Kommission: ra)
eingetragen: 22.01.23
Newsletterlauf: 10.03.23
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