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Entwicklung der Elektrizitäts- und Gasmärkte


Energie-Monitoring von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt: Durch den verstärkten Wettbewerb wird immer häufiger auf eine Ölpreiskopplung in den Gaslieferverträgen verzichtet
Positiver Trend beim Anbieterwechsel – Wettbewerbsimpulse durch liquide Märkte - Stromgroßhandel ist lebendiger geworden

(13.12.12) - Mit dem Monitoringbericht 2012 haben Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt erstmals einen gemeinsamen Bericht über die Entwicklung der Elektrizitäts- und Gasmärkte in Deutschland vorgelegt. Der Bericht zeigt eine weitere Intensivierung des Wettbewerbs in den Einzelhandelsmärkten. Der Ausbau der erneuerbaren Energien führt zu verstärkten Investitionen in die Netze. Dieser Trend muss sich fortsetzen, um die regenerativ erzeugte Energie auch zu den Verbrauchszentren transportieren zu können.

Im Strom- und im Gasbereich hat sich gezeigt, dass ein hohes Handelsvolumen auf den Beschaffungsmärkten von großer Bedeutung ist für die positive Entwicklung des Wettbewerbs auf den übrigen Märkten. Der Bericht macht auch deutlich, welche Risiken sich für die wettbewerblichen Strukturen der Energiewirtschaft aus der heutigen Organisation des Bereichs der erneuerbaren Energien ergeben.

Entwicklung auf den Strom- und Gaseinzelhandelsmärkten
Die Einzelhandelsmärkte für Strom und Gas sind weiterhin von einer dynamischen Entwicklung geprägt. Die Zahl der Letztverbraucher, die ihren Strom- oder Gasanbieter wechselten, ist im Jahr 2011 weiter gestiegen.

Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur: "Ich freue mich über die Fortsetzung des positiven Trends beim Anbieterwechsel. Insgesamt haben 2011 über 3,8 Mio. Letztverbraucher den Stromlieferanten gewechselt, das sind 27 Prozent mehr als im Jahr 2010. Bei den Haushaltskunden hält der Trend, den Grundversorgungsvertrag zu verlassen, weiter an. 43,4 Prozent der Kunden haben inzwischen einen Sondervertrag beim Grundversorger, 17 Prozent haben einen Versorgungsvertrag mit einem anderen Unternehmen als dem Grundversorger. Auch wenn der Trend zum Wechsel anhält, verharren weiterhin knapp 40 Prozent aller Haushaltskunden in der Grundversorgung. Diese stellt nach wie vor die teuerste Versorgungsart dar. Vor dem Hintergrund weiterer für 2013 angekündigter Strompreiserhöhungen sollten alle Verbraucher prüfen, ob nicht günstigere Angebote verfügbar sind."

Zur Entwicklung im Bereich Gas sagte Homann: "Über 1,2 Mio. Letztverbraucher wechselten im Jahr 2011 Ihren Gaslieferanten. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Lieferantenwechselfälle damit insgesamt um rund 40 Prozent gestiegen."Schon in über 41 Prozent der Netzgebiete können die Letztverbraucher aus einer Vielfalt von 31 oder mehr Gaslieferanten auswählen, in über 31 Prozent der Netzgebiete stehen sogar mehr als 50 Gaslieferanten zur Auswahl. "Die sich weiterhin sehr gut und dynamisch entwickelnde Vielfalt der Anbieter zeigt die hohe Attraktivität der regionalen und überregionalen Gasmärkte in Deutschland", so Homann.

Netze
Insgesamt wurden im Jahr 2011 von den vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber ca. 847 Mio. Euro für Investitionen und Aufwendungen in die Netzinfrastruktur ausgegeben. Das sind rund 40 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Im Bereich der Verteilernetzbetreiber betrugen Investitionen und Aufwendungen in die Netzinfrastruktur im Jahr 2011 insgesamt ca. 6.281 Mio. Euro, 120 Mio. Euro weniger als im Vorjahr (2010: 6.401 Mio. Euro). Der Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur auf Ebene der Übertragungs- und Verteilernetze wird durch die Energiewende in den kommenden Jahren erheblich zunehmen.

Auch die Einspeisemanagementmaßnahmen zur temporären Reduzierung der Einspeiseleistung von erneuerbaren Energien, Kraft-Wärme-Kopplung und Grubengasanlagen sind im vergangenen Jahr im Zuge der Energiewende stark angestiegen. "Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Menge an Ausfallarbeit auf den verschiedenen Netzebenen mehr als verdreifacht. Diese Entwicklung steht mit dem ungebremsten Zubau der erneuerbaren Energien bei linear nur langsam voranschreitenden Netzausbau in unmittelbarem Zusammenhang und zeigt die Dringlichkeit, rasch eine nationale Ausbaustrategie zu vereinbaren", so Homann.

Wettbewerbliche Strom- und Gasmärkte
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, sagte: "Der Stromgroßhandel ist lebendiger geworden, das Handelsvolumen hat sich weiter positiv entwickelt. Dies ist ein wichtiger Faktor für den Wettbewerb im gesamten Strombereich, da Börse und bilateraler Großhandel den regionalen und lokalen Versorgern ein breites Spektrum von Möglichkeiten zur Elektrizitätsbeschaffung eröffnen. Aus wettbewerblicher Sicht ist es besonders erfreulich, dass sich auch die Möglichkeiten für Endkunden, den Versorger zu wechseln, weiter verbessert haben. Gerade angesichts der derzeitigen Welle von Strompreiserhöhungen infolge der gestiegenen EEG-Umlage, sollten die Verbraucher aber von dieser Wechselmöglichkeit auch zunehmend Gebrauch machen, einerseits um Geld zu sparen andererseits aber auch um den Wettbewerbsdruck auf die Versorger zu erhöhen."

Im Gasbereich hat der Import eine zentrale Bedeutung für die Versorgung des deutschen Marktes. Die Grenzübergangspreise auf dem deutschen Importmarkt sind seit 2010 kontinuierlich gestiegen und der Abstand zu den Spotmarktpreisen auf dem nachgelagerten Markt hat sich erhöht. Hier sind vermehrt Verhandlungen zwischen Abnehmern und Gasimporteuren bzw. Gasproduzenten zu verzeichnen, die auch bereits zu deutlichen Preissenkungen in langfristigen Verträgen geführt haben. Durch den verstärkten Wettbewerb wird immer häufiger auf eine Ölpreiskopplung in den Gaslieferverträgen verzichtet. Hier hat sich gezeigt, wie wichtig die Preissignalfunktion liquider Großhandelsmärkte für das Marktgeschehen ist. Die wettbewerblich orientierten Märkte haben entscheidend dazu beigetragen, dass Regionalversorger und Stadtwerke ihre Gasbeschaffung von langfristigen Verträgen auf kurzfristigere und flexiblere Verträge umstellen.

Andreas Mundt wies darauf hin: "Die Erfolge der Wettbewerbsentwicklung, wie sie sich im Großhandel, aber auch im Einzelhandel mit Strom und Gas zeigen, sind nicht dauerhaft gesichert. Das derzeitige Förderregime der Erneuerbaren Energien muss möglichst schnell mit dem Ziel geändert werden, die Erneuerbaren an den Wettbewerb heranzuführen und die Strommärkte auch künftig marktwirtschaftlich zu organisieren."

Beide Präsidenten betonten: "Staatliche Eingriffe in die Kraftwerkssteuerung und -organisation können zur Sicherung der Stromversorgung für eine Übergangszeit gerechtfertigt sein. Sie müssen aber perspektivisch durch einen ordnungspolitischen Rahmen abgelöst werden, der sich auf Markt und Wettbewerb gründet. Die Erfolge der Liberalisierung der Strommärkte würden ansonsten zunehmend in Frage gestellt. Effiziente und kostensparende Strukturen werden wir nur dann erreichen, wenn wir auch in der Energiewende so bald wie möglich so viel Markt wie möglich zulassen." (Bundesnetzagentur: Bundeskartellamt: ra)


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